"Einbrecher haben 365 Tage im Jahr Gelegenheit"

Daun/Bitburg · 18 Uhr in der Eifel, der Mond steht hell am Himmel. Die dunkle Jahreszeit, in der die Tage kurz sind, halten viele Menschen für die Hochsaison der Einbrecher. Doch die Antwort der Polizei auf eine TV-Anfrage widerlegt den althergebrachten Mythos, im Herbst und im Winter seien die Verbrecher aktiver als im Sommer.

Daun/Bitburg. Die Uhren sind auf Winterzeit zurückgedreht. Am frühen Abend um 18 Uhr steht bereits der Mond hell über der Eifel. Jetzt beginnt für Einbrecher die Hochsaison, glauben viele Menschen und sind sich sicher, die Strategie der Diebe genau zu kennen. Aber steigert die dunkle Jahreszeit wirklich deren kriminelle Energie?
"Nein, die sind in der dunklen Jahreszeit nicht aktiver als auch im Sommer oder Frühjahr", sagt Uwe Konz, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Trier.
"Das war früher so", sagt Konz, "aber die Einbrecherbanden der Gegenwart arbeiten 365 Tage im Jahr. Die haben keine Zeit, auf die Nacht und die Dunkelheit zu warten."
Keine Hochsaison


Ein statistischer Blick auf die aktuellen Zahlen der Wohnungseinbrüche belegt das. Die meisten Einbrüche, 25 an der Zahl, in den Zuständigkeitsbereichen der Polizeiinspektionen Bitburg und Prüm ereigneten sich im Verlauf dieses Jahres im August. Wohingegen der September mit 18 Einbrüchen sowie der ebenso dunkle Januar mit nur acht Einbrüchen nicht den Schluss zulassen, dass die Einbrecher erst mit der Uhrumstellung aufbrechen. In der Vulkaneifel, dem Zuständigkeitsgebiet der Polizeiinspektion Daun, ist das Bild da nicht so klar. 43 von insgesamt 85 Einbrüchen, die bereits in diesem Jahr dort begangen wurden, ereigneten sich im September. Konz: "Die dunkle Jahreszeit zur Hochsaison für Wohnungseinbrüche zu erklären, das ist trotzdem falsch. Wir beobachten ganz im Gegenteil eine starke Zunahme der Einbrüche im Sommer und vor allem bei Tageslicht - insbesondere in Neubaugebieten."
Denn dort, so vermuten es wohl die Einbrecher, sei die Zahl der Berufstätigen, die tagsüber außer Haus seien, höher als in älteren Wohngebieten. Wer also denkt, tagsüber brauche er sich keine Gedanken um Einbrecher zu machen, der irrt. Im Gebiet der Polizeiinspektionen Bitburg und Prüm ereigneten sich 2015 rund 30 Prozent der Einbrüche, 35 von 114, zwischen sechs und 21 Uhr. In der Vulkaneifel sind es mit 28 Tageseinbrüchen etwa 33 Prozent. 2013 waren es dort mit 25 von 51 Einbrüchen gar die Hälfte. Kein Grund also, sich tagsüber in Sicherheit zu wähnen.
Konz: "Die Banden haben sich professionalisiert. Deren Job ist es, 24 Stunden auszubaldowern, ob jemand zu Hause ist. Sie klingeln unter irgendeinem Vorwand an der Haustüre. Wenn nach dem zehnten Mal noch niemand öffnet, steigen die auch tagsüber ein." Dazu habe das Präsidium vor einem Jahr eine Ermittlungsgruppe gegründet, die sich speziell auf Einbrecherbanden konzentriere. Konz: "Unser Verdacht, dass wir es in der Eifel hauptsächlich mit Einbrecherbanden osteuropäischer Herkunft zu tun haben, hat sich durch unsere Festnahmen bestätigt."
Doch zurück zur Jahreszeit: Konz ist zwar der Meinung, dass die früher einsetzende Dunkelheit im Herbst den Einbrechern in die Hände spielt. "Sie ist ein Helfer beim Auskundschaften, denn man sieht ob Licht brennt und jemand zuhause ist." Dazu schütze sie die Einbrecher beim Annähern und auf der Flucht. In der aktuellen Statistik zu den Wohnungseinbrüchen schlage sich dieser taktische Vorteil jedoch nicht nieder. Konz: "Einbrecher haben 365 Tage im Jahr Gelegenheit."Extra

In den Zuständigkeitsbereichen der Polizeiinspektionen Prüm und Bitburg kam es in diesem Jahr zu 114 Einbrüchen, davon blieben 54 Prozent im Versuchsstadium, elf Fälle wurden aufgeklärt. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre hatte die Einbruchskriminalität dort 2010 Konjunktur: Es gab 161 Fälle. 2012 war es mit 88 Einbrüchen relativ ruhig. Die Aufklärungsquote innerhalb der zurückliegenden fünf Jahre liegt dort bei 15,6 Prozent. In der Vulkaneifel, im Zuständigkeitsgebiet der Polizeiinspektion Daun, wurden dieses Jahr 85 Einbrüche, davon 38 Versuche, registriert. Acht Fälle wurden aufgeklärt. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre gab es dort 2011 mit 77 Einbrüchen für die Polizei viel zu tun. Mit 48 Einbrüchen war auch dort 2012 das ruhigste Jahr. Die Aufklärungsquote der vergangenen fünf Jahre liegt in der Vulkaneifel bei 20,45 Prozent. cmoExtra

Es ist der Albtraum vieler Menschen, einmal unerwartet einem Einbrecher in den eigenen vier Wänden gegenüberzustehen. Doch bei mehreren Einbrüchen in der Westeifel wie zuletzt am Samstagabend, 24. Oktober, in Prüm (der TV berichtete) wurde das Wirklichkeit. Wie verhalte ich mich klugerweise, wenn ich einen Einbrecher im Haus bemerke? Nehme ich das Schüreisen vom Kamin und versuche, den Einbrecher zur Strecke zu bringen? Oder verstecke ich mich besser im Kleiderschrank und halte die Luft an? Der TV hat Uwe Konz, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Trier, nach Verhaltenstipps für diese nicht ganz alltägliche Situation gefragt. Konz: "Man sollte sich Einbrechern keinesfalls in den Weg stellen oder eine Konfrontation suchen. Wenn man Einbrecher bemerkt, empfehlen wir, Licht einzuschalten und auf sich aufmerksam zu machen, damit die merken, dass jemand zu Hause ist. Zudem sollte man sich für die Polizei eine Täterbeschreibung sowie die Fluchtrichtung merken." cmo

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