"Eine aufrechte Seele"

ÜTTFELD. Typisches Dorf- und Landleben wird neben der Bau-, Sprach- und Arbeitskultur auch von einzelnen Persönlichkeiten bestimmt, die sich – bis heute – ein Stück Originalität bewahrt haben.

Zu den Eigenschaften von Johann Horper aus Üttfeld gehören seine Erzählkunst, seine Liebe zur Musik und zur Heimat sowie seine frohe Lebensart. Und die geht auf andere über: "Der Johann war mal wieder Spitze in der Bütt", sagt Albert Peters aus Üttfeld über Johanns originellen Auftritt bei der Üttfelder Kappensitzung. Zusammen mit Martina und Felix Hermes ist Johann Horper Schlachtenbummler bei der Fußball-WM. Frohsinn sowie eine gute Portion Humor und Gelassenheit zeichnen den 76-jährigen Ex-Landwirt, Familienvater und Opa aus. Jahrzehntelang engagierte sich Horper im Gemeinderat, im Vorstand der Milch-Union Hocheifel und der Raiffeisenbank sowie im Pfarrgemeinderat. Seit 51 Jahren ist er verheiratet mit seiner Gertrud, Sohn Michael leitet den Betrieb und auch Enkel Volker steht schon in den Startlöchern. "Ich bin ein Musikant aus Leidenschaft", sagt Horper, "ein Instrument erlernte ich allerdings nie". Dennoch beherrscht er die Griffe auf seinem Akkordeon, dem "Quetschbeggel", spielt bei diversen Anlässen auf und lässt seine Stimme erklingen. Heimat, Religion, Lebensfreude, Musik - das alles gehört für den rüstigen Senior zusammen. "In fröhlicher Gesellschaft sein, Spaß machen und haben sowie Freundschaft fördern - das ist meine Devise", sagt er über sich selbst. In die "Fasicht" schlitterte er per Zufall hinein: "Ich wusste von nix, wurde auf die Bühne entführt, seither bin ich dabei." Jedes Jahr verkörpert er hier eine originelle Rolle. "Johann ist ein Urgestein, ein liebenswerter Mitmensch und eine aufrechte Seele", sagen seine Mitstreiter Martina und Felix Hermes. Sonntags geht der passionierte Tänzer mit seiner Gertrud nach Grüfflingen in Belgien zum "Tanz zu alten Zeiten". "Dort reden wir auch Französisch, obwohl ich das net kann", ulkt Johann. Als Maschinist auf dem bäuerlichen Hof erledigt er alle Schlosser- und Schmiedearbeiten. Sein Unimog wird gewartet und gepflegt, damit er noch häufig Eifelreisen mit dem Planwagen unternehmen kann. "PRÜ-U-895" lautet sein Nummernschild, Baujahr 1970. "Durch Wald und Flur, durch unsere schöne Eifel buckeln - das ist doch einfach herrlich", sagt der Alleskönner. So fährt er mit Frauen- und Kindergruppen, mit Vereinen und Gesellschaften mit dem Unimog durch die Lande, nimmt seinen "Quetschbeggel", singt, tanzt und unterhält die Truppe auf die ihm eigene originelle Art. Dennoch: Gerechtigkeit, Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft stehen bei ihm über allem. Er flachst: "Einmal wurde ich gemahnt, meine alten Klamotten bei der Feldarbeit doch endlich mal zu wechseln. Ich ging in die Wohnung und zog meinen Sonntagsstaat an, einschließlich Schlips, um dann draußen vor den Augen staunender Passanten weiter zu schaffen."

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