Eine Bitburgerin am Polarkreis

BITBURG. Die gebürtige Bitburger Meeresbiologin Heike Lippert gewann mit ihrer Doktorarbeit den "Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis für junge Polarforscher". Auf Spitzbergen untersuchte sie Fraßschutz-Substanzen bei arktischen Meeres-Tieren. Vergeben wird der internationale Preis vom Verein für Naturforschung und Landespflege "Pollichia".

Wie kommt eine "Eifeler Landratte" dazu, Meeresbiologie zu studieren? "Das ist ganz einfach, ich wollte eigentlich immer ans Meer", erklärt die frischgebackene Mutter und Doktorin Heike Lippert. Wahrscheinlich liegt die Liebe zum Meer in den Genen, denn Mutter Erika stammt aus Ostfriesland. Heike Lippert studierte Biologie an den Universitäten Oldenburg und Groningen/Niederlande, die Studienschwerpunkte waren aquaristische Ökologie, Zoologie, Botanik, Mikro- und Meeresbiologie. Sowohl Diplomprüfung als auch Promotion schloss die gebürtige Bitburgerin mit der Note "sehr gut" ab. Noch während ihres Studiums ließ sie sich zur Forschungstaucherin ausbilden und nahm 1996 als Taucherin an einem Forschungsprojekt des renommierten Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung auf Spitzbergen teil. Seitdem lässt die Arktis Heike Lippert nicht mehr los. Schon sechs Sommer verbrachte sie in Ny-Ålesund am Kongsfjord auf Spitzbergen. Die ehemalige Bergarbeitersiedlung ist heute internationale Forschungsstation und nördlichste Dauersiedlung der Welt, nur rund 1000 Kilometer vom Nordpol entfernt. "Die Arktis ist für mich einfach faszinierend, das Licht, die Landschaft, das Eis, die Stille, die blühende Tundra, Tausende brütender Meeresvögel. Und die internationale Atmosphäre", schwärmt sie . Recht beschaulich alles, möchte man meinen, doch Eisbären und Walrösser sind immer gut für eine Begegnung der besonderen Art, gepaart mit ein wenig Nervenkitzel. Auch Heike Lippert und ihr Team hatten bei einem Tauchgang schon das "Vergnügen". Auch Arktisforscher haben natürliche Feinde

"Wir tauchten für Unterwasseraufnahmen in acht Metern Tiefe, als plötzlich der Bootsführer den Motor anließ und wild an der Sicherungsleine zog. Das sind unmissverständliche Zeichen für ,Gefahr im Verzug‘. Das Schlimme ist, dass der Taucher ja nicht weiß, was da oben vor sich geht, ob der Eisbär vielleicht sogar schon im Boot sitzt." Aber es ging alles gut, der neugierige Eisbär kam nur bis auf 30 Meter heran. "So schnell sind wir trotz der schweren Tauchausrüstung noch nie im Boot gewesen", sagt die Polarforscherin. Zwischen 80 und 140 Forscher aus aller Herren Länder bewohnen im Sommer, bei Lufttemperaturen um fünf und Wassertemperaturen um ein Grad Celsius, die arktische Forschungsstation. Und womit beschäftigen sich Meeresbiologen in der Arktis? "Ich habe in meiner Doktorarbeit untersucht, wie sich sesshafte Meerestiere vor natürlichen Feinden schützen. Schwämme zum Beispiel produzieren chemische Abwehrstoffe, die Seesternen und kleinen Krebsen den Appetit verderben. Wissenschaftler hoffen, diese Stoffe eines Tages in der Medizin und im Pflanzenschutz verwenden zu können", erklärt Heike Lippert. Mit ihrer Arbeit gewann sie den "Georg von Neumayer Nachwuchsförderpreis für junge Polarforscher", der 2003 zum ersten Mal vom Verein für Naturforschung und Landespflege "Pollichia" vergeben wurde. Momentan bewegt sich die junge Mutter auf ungewohntem Terrain. Sie und ihr Lebensgefährte Ulf Karsten betreiben "Nachwuchsforschung" bei ihrem zehn Wochen alten Sohn Lennert Tielko.

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