Eine echte Alternative

St Thomas · Der Garten von Roos und Joop Linders in St. Thomas (Eifelkreis Bitburg-Prüm) spiegelt wider, was unter dem Begriff Landlust erträumt wird. Ersehnt und gesucht hat das holländische Paar wie viele andere ein Leben im Rhythmus mit der Natur. Doch bei den zwei Gartenbegeisterten ist es nicht bei der Sehnsucht nach dem Leben auf dem Lande geblieben.

St. Thomas. Das klingt logisch: "Warum soll man in der Großstadt etwas suchen, wenn man hier ein Haus haben kann", erklärt Roos Linders den Umzug vor fünf Jahren vom holländischen Tilburg in die Kyllburger Waldeifel nach St. Thomas. "Hier" bezeichnet ein ehemaliges Bauernhaus mit einem großen Wiesenstück am Waldrand. Buchen tragen kupferfarbenen Blattschmuck über goldgelben Laubmänteln. Und auch innerhalb des naturnahen Terrains hat die Herbstkollektion Lupinenpastell und Asternblau abgelöst. Im Sommer ist der Garten so bunt wie die Kleider, die Roos Linders auf Märkten und im Obergeschoss des Hauses feilbietet. Jetzt blüht eine letzte Rose an der silbergrauen Scheunenwand. "Mein Mann will die Scheune an einigen Stellen restaurieren", erzählt sie. Aber es sei gar nicht so einfach, Holz zu finden, das die gleiche Patina wie die verwitterten Scheunenwände habe. Neue Latten würden da nicht hinpassen, meint das Ehepaar mit Sinn für Gewachsenes.
Gerade kümmert sich Joop Linders im Freizeit- und Bildungszentrum auf dem Stift in Kyllburg um die Außenanlagen. Er hat als Hausmeister eine Anstellung in nächster Nähe gefunden.
Gärtner aus Leidenschaft


Gärtnern war schon als Lehrer in Holland seine Leidenschaft. Seinen Schülern brachte er bei, wie man einen Gemüsegarten pflegt. Im neuen Zuhause teilt sich das Ehepaar die Gartenarbeit. Schnell wird klar, dass Arbeit hier im positiven Sinn verstanden wird. Selbst das Ausschachten des Bodens und Aufschichten einer Mauer aus alten Buntsandsteinen scheint den beiden mehr Spaß gemacht als Schweiß gekostet zu haben. So ist eine Geländestufung mit Sitzplätzen entstanden.
Auf einem Bild von den Anfängen sieht man, wie die Wiese bis an die Unterkante der Fenster stieß. "Die erste Zeit sind wir hinten aus dem Haus getreten und haben geguckt, wo wir gefühlsmäßig hingehen", erzählt die 55-Jährige. Es waren immer dieselben Stellen. Damit war klar, wo die Hauptwege lang laufen würden und die Sitzplätze liegen mussten.
Boskoop und Kohlstangen


Die Hauptrunde führt zum Gewächshaus. Vier dicke Tomaten holt die Holländerin aus dem Kalthaus. "Auf dem Dachboden haben wir diese Fenster gefunden", sagt sie und zeigt auf die Verglasung, die aus dem ehemaligen Bienenhäuschen ein Kulturzentrum für Tomaten und Paprika gemacht hat. "Vom Roten Boskoop konnten wir dieses Jahr 330 Liter Apfelsaft pressen", berichtet sie beim weiteren Rundgang. Wie Boulekugeln hat der alte Obstbaum die letzten Früchte ins taunasse Gras geworfen.
"Mooike", ruft Roos Linders. Das ist holländisch und bedeutet so viel wie "Schönheit". Passen würde es zu dem Fleckchen Erde, auf dem die Veränderung der Jahreszeit mit vergilbenden Taglilien, abknickenden Sonnenblumen und grünstrotzenden Kohlstangen voll dicker Röschen erlebbar wird.
Angewedelt kommt "Schönste". Hunde gehören zum Leben der beiden Holländer. Während Mooike und Luna über die Wiese toben, erzählt die Hundebesitzerin, dass dies auch ein Grund gewesen sei, das Stadtdasein gegen ein Leben auf dem Land zu tauschen. "Als wir noch in der Stadt wohnten, mussten wir 20 Minuten fahren, um mit den Hunden im Wald spazieren zu können."
Extra

Den Großteil staudiger Samenstände und vergilbender Blattschöpfe lassen Roos und Joop Linders stehen. Der Vorteil ist offensichtlich. Neben dem behutsamen Abschied vom Blumenjahr wird das Herz der Stauden durch die abgestorbenen Pflanzenteile vor Frost geschützt, und die Fruchtstände bieten Vögeln bis in den Winter Futter. Als Körnerbar hängen die abgeblühten Sonnenblumen kopfüber am gezimmerten Rankbogen. kfExtra

Öffnet man das Türchen in der Mauer hinter der Kapelle an den Teichen der ehemaligen Zisterzienserabtei St. Thomas, beginnt ein 2,5 Kilometer langer Entdeckerweg am Heilenbach durch die Kyllburger Waldeifel. Sehenswert ist die 1222 geweihte, spätromanische Kirche. Mittelalterliche Grabsteine bedecken den Kirchenboden unter der Empore.