Kreisentwicklung Eine Halle für alle Fälle auf dem Bitburger Kasernengelände

Bitburg/Prüm · Die Kreisverwaltung baut einen Block auf dem Bitburger Kasernengelände zum Katastrophenschutzzentrum aus. Nun sind die Arbeiten fast abgeschlossen, die ersten Angestellten eingezogen. Ein Rundgang durch das Gebäude.

 Die Katastrophe kann kommen: Auf einer digitalen Karte behält  Willi Schlöder den Überblick.  

Die Katastrophe kann kommen: Auf einer digitalen Karte behält  Willi Schlöder den Überblick.  

Foto: TV/Christian Altmayer

Der Block 2024 ist kaum wiederzuerkennen. Von außen sieht das Gebäude auf dem Bitburger Kasernengelände zwar kaum anders aus als vergangenes Jahr. Okay, einen neuen Anstrich gab es schon. Aber innen hat sich viel mehr getan. Wer durch die Tür tritt, findet sich in einer Lobby wieder. Es riecht nach frischer Farbe, nach Neuanfang. Empfing den Besucher früher nur die Leere einer Halle, warten hier nun Büros. Die Räume sind abgegrenzt mit weißen Wänden, die vor ein paar Monaten noch gar nicht standen.

Einziehen sollen die Ausbilder der Eifeler Rettungskräfte, der Kreisfeuerwehrinspekteur und sein Stellvertreter.  Als Tagungszentrum für Mitarbeiter aller Rettungskräfte soll das Gebäude herhalten, aber auch als Katastrophenschutzzentrum im Fall einer Krise. So eine Halle für alle Fälle, auch Ernstfälle, sei einzigartig in ganz Rheinland-Pfalz, sagt Landrat Joachim Streit. Und was gibt’s zu sehen?

 Einen Briefkasten gibt es schon, auch wenn das Katastrophenschutzzentrum im Block 2024 erst im August eröffnen soll.

Einen Briefkasten gibt es schon, auch wenn das Katastrophenschutzzentrum im Block 2024 erst im August eröffnen soll.

Foto: TV/Christian Altmayer

Einer der Räume sieht aus wie ein Klassenzimmer. Wer an den Schulbänken sitzt, schaut auf eine Flipchart, die von einem Beamer angestrahlt wird. Hier sollen Feuerwehrleute, aber auch Mitglieder des THW und des Roten Kreuzes in Zukunft zu Themen wie Atemschutz, Funken und dem Umgang mit Gefahrstoffen geschult werden.

 Wer eintritt, wird erst mal von diesem Kameraden hier begrüßt.

Wer eintritt, wird erst mal von diesem Kameraden hier begrüßt.

Foto: TV/Christian Altmayer

„Das ist ein großer Fortschritt“, sagt Kreisinspekteur Jürgen Larisch. Einen zentralen Raum für die Lehrgänge habe es zuvor nicht gegeben. Ausbilder hätten die Unterlagen teils in eigenen Wohnzimmern und den Kofferräumen ihrer Wagen aufbewahrt. Die Schulungen wurden mal hier mal dort angeboten. Ein enormer Aufwand, bedenkt man, dass es rund um Bitburg und Prüm alleine 217 Wehren gibt, von anderen Rettungskräften ganz zu schweigen. Und daher an fast jedem Tag im Jahr ein Lehrgang stattfinden muss.

 Auf einer digitalen Karte kann Willi Schlöder den Überblick über den Ort des Geschehens behalten.

Auf einer digitalen Karte kann Willi Schlöder den Überblick über den Ort des Geschehens behalten.

Foto: TV/Christian Altmayer

Doch die Nummer 2024 dient nicht nur Ausbildungszwecken. Das Gebäude hält auch Konferenzzimmer für einen Krisenstab vor. Hier können Einsatzkräfte mithilfe von Programmen  den Überblick über ein Unwetter, einen Großunfall oder einen Seuchenausbruch behalten. Und zwar alle Einsatzkräfte: Wenn es zu einem „Großschadensfall“ kommt, wie Larisch es ausdrückt, sollen sich Führungskräfte der Wehren, des THW, des DRK, der Bundeswehr und der Kreisverwaltung hier treffen können. Zu diesem Zweck hat der Kreis jede Menge Laptops angeschafft. Für den Fall, dass der Strom ausfällt, sei mit Notaggregaten vorgesorgt.

Aber Einsatzkräfte sollen ja im Fall der Fälle nicht nur von der Zentrale aus arbeiten – sondern auch am Krisenort selbst. Auch dafür ist man auf dem Kasernengelände gewappnet, wie ein Blick in die Fahrzeughalle beweist. „Führungsunterstützung“ steht auf dem roten Container. Mit einem Verlade-Wagen kann diese mobile Kommandozentrale von Bitburg aus zu jedem Ort in der Eifel gebracht werden. Im Inneren hängt ein Bildschirm an der Wand, über den die Führungskräfte etwa verfolgen können, was eine Drohne außerhalb  aufnimmt. Bei der Suche nach einer vermissten Person in Holsthum (der TV berichtete) war der Container bereits im Einsatz.

Günstig war die ganze Technik sicher nicht oder, Herr Landrat? „Ohne ehrenamtliche Hilfe wäre der Ausbau des Gebäudes ein Millionenprojekt geworden“, sagt Streit. Doch die Verwaltung habe das Glück gehabt, dass Mitglieder der Feuerwehren und des THW mit angepackt haben. „In unseren Teams sind Männer und Frauen aus allen Berufsständen“, sagt der stellvertretende Kreisfeuerwehrinspekteur Willi Schlöder. Und genau das sei den Bauherren zugute gekommen. Fliesenleger, Schreiner, Maler, Elektriker – sie alle haben bei der Sanierung des Katastrophenzentrums geholfen. Und das unentgeltlich in ihrer Freizeit. So seien geschätzt rund 2,5 tausend Arbeitsstunden zusammengekommen.

Auch bei den Möbeln habe man sparen können. Sie stammen aus Beständen einer Gesamtschule, der Volksbank und des Jobcenters. Dass für Bänke, Stühle, Tische nur wenige Hundert Euro ausgegeben wurden, sei ebenfalls den Ehrenamtlichen zu verdanken. „Sie haben gefeilscht, als wäre es um ihr eigenes Zuhause gegangen“, sagt Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch.

Er und sein Stellvertreter Schlöder haben ihre Büros bereits eingerichtet. Auch wenn der Block wohl bis Ende August eine Baustelle bleiben wird. Vor anderthalb Jahren hatte der Zweckverband Flugplatz die Halle für rund 140 000 Euro gekauft, um sie auszubauen und der Kreisverwaltung später zur Miete zu überlassen. Ursprünglich sollte das Zentrum früher fertig werden. Ende 2017 rechnete Helmut Berscheid vom Zweckverband Flugplatz noch mit einem Abschluss der Renovierungsarbeiten im Januar. Nun hat der Landrat für die Eröffnung ein konkretes Datum im Blick: Am 19. August soll das neue Katastrophenschutzzentrum offiziell den Dienst aufnehmen. Doch schon jetzt sei man „vorbereitet für den Ernstfall.“

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