Eine Landschaft, viele Täter

PRÜM. Per Bus zu mörderischen Schauplätzen zwischen Aachen und Prüm: Das Eifel-Literaturfestival machte einen Betriebsausflug mit Lesern und Autoren.

 Krimi-Autoren vor dem "Roten Haus" in Monschau (von links): Ingrid Peinhardt-Franke, Hubert vom Venn und Jacques Berndorf, der seinen neuen Krimi ankündigte.Foto: Josef Zierden

Krimi-Autoren vor dem "Roten Haus" in Monschau (von links): Ingrid Peinhardt-Franke, Hubert vom Venn und Jacques Berndorf, der seinen neuen Krimi ankündigte.Foto: Josef Zierden

Finstere Nacht auf dem Prümer Friedhof. Zwei Bestatter graben einen Sarg aus und lassen nur die Leiche zurück. Und in "Oberprüm" bei Walcherath rührt eine Frau einen merkwürdig bitteren Schokoladenpudding für ihren Liebhaber an. Dieser stirbt schon bald nach dem Verzehr. Carola Clasens jüngster Roman "Tot und begraben" ist der erste Eifelkrimi, der ganz in der Abteistadt Prüm angesiedelt ist. Der Prümer Sommer, die rote Basilika, die Eisdiele und das Hotel vis-a-vis, Bürgermeister und Lokalprominenz: Alles ist in die spannende Handlung einbezogen.Schneifel, Venn und Eifeldom

Clasens Prüm-Krimi bildete den Auftakt der jüngsten "Litera-Tour" per Bus im Rahmen des Eifel-Literaturfestivals, das der TV präsentiert. Mehr als 50 Literaturfreunde sahen dabei berühmte Schriftsteller und erfundene Erzählfiguren im Geiste die Prümer Gassen durchstreifen: Boxweltmeister Max Schmeling und Nationalhymnen-Texter Hoffmann von Fallersleben etwa, Alfred Andersch und Wolfgang Weyrauch, sogar "Die Päpstin" aus Donna Cross‘ gleichnamigem Weltbestseller.Von Prüm aus führte die literarische Spurensuche erläuterungsreich durch die Schneifel und entlang der deutsch-belgischen Grenze zum berühmten "Eifeldom" von Kalterherberg. Gelegen inmitten der schaurigen Moorlandschaft des Venns, das Clara Viebig und Nanny Lambrecht zur literarischen Heimat wurde. Ebenso der jungen Autorin Ingrid Peinhardt-Franke, die im Eifeldom eine groteske Phantasie über einen verrückten Künstler vortrug, der Leichen in Kunstwerke verwandelt ("Dünner Boden unter den Füßen").Im nahe gelegenen Nahtsief-Venn machte sich Hubert vom Venn gestenreich auf die "Suche nach dem verlorenen Koch". Monschau als Klein-Hollywood - die literarische Phantasie machte es möglich. Höhepunkt der Fahrt am Vormittag war die Begegnung mit Jacques Berndorf beim "blutroten" Haus in Monschau, mit Kurzlesung aus dem Krimi "Eifelsturm". Thema: Ein christdemokratischer Abgeordneter stirbt in den Wassern der Rur.Berndorf war gerade erst zurückgekehrt aus Portugal, wo er nach langen Recherchen in Berlin einen neuen Roman fertiggestellt hatte. Die Festivalfreunde erfuhren es aus erster Hand: Sein neuer Krimi, im November im Handel, wird "Die Raffkes" heißen und in Berlin spielen. "Ich bin zum ersten Mal aus der Eifel geflüchtet", gestand Berndorf im Gespräch. Dorthin wird er im kommenden Jahr literarisch allerdings wieder zurückkehren.Nach Lesung und Gespräch mit dem Aachener Krimi-Matador Kurt Lehmkuhl und einer Führung durch den Dom erhielten die Spurensucher im Schneifeldorf Buchet einen ersten Einblick in den jüngsten Eifelkrimi des Niederkasselers Edgar Noske: "Die Eifel ist kälter als der Tod." Kriminalhauptkommissar Roger Lemberg von der Soko Eifel muss einen Mord auf dem Skulpturenweg aufklären. Grund genug für die literarischen Fährtensucher, bei der Eröffnung des jüngsten Bucheter Skulpturenwegs vorbeizuschauen.Vor der abendlichen Basilika streifte abschließend Krimi-Autor Ralf Kramp die Prümer Partien seiner Krimis "Rabenschwarz" und "Sterben muss David". Karls des Großen verstoßener Sohn wurde da lebendig: als finsterer Verschwörer gegen seinen Vater, vom Prümer Klostergarten aus Intrigen spinnend, bis ins ferne Aachen. Eine Distanz, die auch die Literatur-Touristen aus der Eifel zurückgelegt hatten.

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