Eine Oma, ein Astronom und die Teletubbies

Pelm/Brockscheid/Schladt · In zwölf Etappen reisen zwölf Volksfreund-Reporter von A wie Aach bis nach Z wie Zewen - einmal quer durch die Region Trier. Ihr Ziel ist es nicht nur, die eigensinnige Schönheit von Eifel, Mosel und Hunsrück zu ergründen und etwas Typisches zu essen. Sie machen sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Eine ungewöhnliche Sommerreise.

 Eine Frau zeichnet eine Skizze von der kleinen Kirche am Totenmaar – und gibt dem TV-Reporter einen guten Tipp. TV-Foto: Uwe Hentschel

Eine Frau zeichnet eine Skizze von der kleinen Kirche am Totenmaar – und gibt dem TV-Reporter einen guten Tipp. TV-Foto: Uwe Hentschel

 Wilhelm Seggewiß erklärt im Observatorium Hoher List die Funktion des großen Spiegelteleskops. TV-Foto: Uwe Hentschel

Wilhelm Seggewiß erklärt im Observatorium Hoher List die Funktion des großen Spiegelteleskops. TV-Foto: Uwe Hentschel

 In der Eifeler Glockengießerei in Brockscheid klingelt es in allen Variationen. TV-Foto: Uwe Hentschel

In der Eifeler Glockengießerei in Brockscheid klingelt es in allen Variationen. TV-Foto: Uwe Hentschel

 Das Kloster in Himmerod ist auch bei Regen einen Besuch wert. TV-Foto: Uwe Hentschel

Das Kloster in Himmerod ist auch bei Regen einen Besuch wert. TV-Foto: Uwe Hentschel

 Was immer das auch bedeuten mag: eine interessante Ecke auf der Sommertour in Eckfeld. TV-Foto: Uwe Hentschel

Was immer das auch bedeuten mag: eine interessante Ecke auf der Sommertour in Eckfeld. TV-Foto: Uwe Hentschel

Die Reise führt direkt zu Beginn in die eigene Kindheit. In Pelm stoße ich auf zwei Kaugummiautomaten. Beide sehen so aus, als seien sie das letzte Mal lange vor meiner Einschulung aufgefüllt worden. Auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die gepressten Lutschchemikalien in Kugelform nahezu ewig haltbar sind, entscheide ich mich diesmal nicht für das Fach mit den Kaugummis, sondern für das mit den Überraschungen. Ich werfe eine Münze rein, drehe den schwarzen Plastikknauf, höre wie die Überraschung von innen gegen den Deckel knallt, freue mich, öffne den Deckel und bekomme eine Plastikkugel mit undefinierbarem Glibberinhalt.
So viel dazu - und zu Pelm, dem Ausgangspunkt meiner Etappe. Von dort geht die Reise zunächst über Steinborn, wo ich den rostigen Brunnen der Steinborner Quelle bestaune, über Rengen, wo fast alle Straßen nach Blumen benannt sind, nach Daun. In Daun ist Kirmes und Markt. Viel Betrieb, weshalb ich mich dort nicht lange aufhalte und mich nach einem Abstecher zur fast zugewachsenen Talstation des Skilifts am Mäuseberg entlang der Maare in Richtung Brockscheid bewege. Von dort geht es über Eckfeld, Pantenburg nach Manderscheid. Die Manderscheider Burgen kenne ich, das Maarmuseum allerdings noch nicht. Daran wird sich allerdings an diesem Tag auch nichts ändern, da das Museum Mittagspause hat. Also geht die Reise weiter über Eisenschmitt und Schwarzenborn nach Himmerod und dort nach einer ausgedehnten Mittagspause schließlich über Großlittgen nach Schladt, dem letzten Ort meiner Etappe.

Einen Lieblingsplatz finden: Das Weinfelder Maar hat es mir angetan. Ich war schon einmal dort, erinnere mich an einen schönen Platz, den ich zielstrebig ansteuere, der aber leider schon besetzt ist. Es ist die Bank auf dem kleinen Friedhof, der unmittelbar am nordöstlichen Ufer des sogenannten Totenmaars liegt. Auf "meiner" Bank sitzt eine ältere Frau, die gerade dabei ist, die vor ihr liegende Landschaft zu skizzieren. Sie kommt aus einem kleinen Ort bei Alzey, hat sich beim Karstadtbesuch mit ihren Enkeln auf der Rolltreppe den rechten Fuß verletzt und kann aufgrund dieser Verletzung nicht an den Wanderungen ihrer Urlaubsgruppe teilnehmen. Deshalb sitzt sie auf der Bank, zeichnet zunächst auf ihren Block das Maar und wenig später die kleine Kirche am Friedhof. Da sie eine verletzte Oma ist, überlasse ich ihr meinen Lieblingsplatz kampflos. Als Gegenleistung bekomme ich von ihr einen guten Tipp.
Eine Sehenswürdigkeit bestaunen: Die Frau aus Alzey findet es schade, dass das nur wenige Kilometer entfernte Observatorium Hoher List vor zwei Jahren geschlossen wurde. Allerdings gebe es dort jeden Mittwoch um elf Uhr eine Führung, sagt sie. Ich blicke auf die Uhr. Es ist zehn nach zehn. Und es ist Mittwoch. Also nichts wie auf zum Hohen List, wo ich hinter einer Tür auf einen dunklen Raum stoße. Dort sitzen Menschen, die dem Vortrag von Professor Wilhelm Seggewiß folgen. Der Astronom, der Mitbegründer der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel ist, erzählt Interessantes über Sterne, spricht aber auch über bedauerliche Entwicklungen, die zur Schließung der Sternwarte geführt haben. Nach dem Vortrag zeigt uns Seggewiß das gewaltige Spiegelteleskop unter der Holzkuppel im Dachgeschoss. Bei klarem Nachthimmel kann man damit fremde Galaxien erforschen. Doch es ist Tag und zudem stark bewölkt. Beeindruckend ist die blau-weiß-gelbe Stahlkonstruktion aus den 1960er Jahren aber dennoch. Wenngleich ich durch die geöffnete Holzkuppel mit den ersten Regentropfen des Tages in Berührung komme.

Etwas möglichst Typisches essen und trinken: Da in Manderscheid nicht nur das Maarmuseum, sondern auch einige Restaurants geschlossen haben, lande ich bei meiner Suche nach einem Mittagessen schließlich in der Himmeroder Klostergaststätte. Es regnet mittlerweile in Strömen, und in der Gaststätte sitzen viele Wanderer. Die Spezialität des Hauses ist laut Karte der mit Hackfleisch gefüllte Himmeroder Mönchskloß. Weil ich großen Hunger habe, aber keine Ahnung, welchen Umfang dieser Mönchskloß wohl hat, entscheide ich mich für geräucherte Lachsforelle (aus der Klosterfischerei), Salat und Salzkartoffeln mit Kräuterquark. Und dazu als Vorspeise eine Pfifferling-Cremesuppe. Fazit: wirklich saulecker. Und als ich nach gut einer Stunde das Restaurant verlasse, bin ich richtig satt.

Mit jemanden über den Sinn des Lebens sprechen: Gegenüber der Gaststätte ist der Klosterladen. Ich selbst habe keine belastbare Vorstellung über den wahren Sinn des Lebens, weshalb mir der Klosterladen ein geeigneter Ort zur Aneignung eines entsprechenden Grundlagenwissens scheint. Dort sind viele Bücher. Bücher über Päpste, Menschen, Trauer und Glück. Bücher über Gott und die Welt. Nachdem ich die Werke eine Weile erfolglos durchforstet habe, wende ich mich schließlich an die Verkäuferin. "Ich suche ein Buch über den Sinn des Lebens", sage ich. Sie wirkt etwas überrascht, geht mit mir zu einem Regal und wir schauen gemeinsam. So wirklich fündig werden wir nicht. Aber ich erinnere mich an einen Spruch, den ich auf einer der vielen Dankestafeln in der kleinen Kirche am Totenmaar gelesen habe. "Es kommt nicht darauf an, wie lange man wartet, sondern auf wen man wartet", stand dort. Da ist mit Sicherheit was Wahres dran.

Ein Andenken finden: Im Klosterladen könnte ich mir ein Andenken kaufen. Doch ich bin bereits versorgt. Ich habe zum einen eine Postkarte aus dem Observatorium und natürlich noch die Plastikkugel aus dem Kaugummiautomaten. Und nicht zuletzt auch eine kleine Glocke an einem dünnen Lederband. Das Geläut habe ich mir im Geschäft der Eifeler Glockengießerei in Brockscheid gekauft. Ein sehr interessanter Laden mit ganz vielen Glocken, der in seinen Regalen auch ein kleines Sortiment an Waren des täglichen Bedarfs sowie Restposten hat. Dort stoße ich auch auf eine VHS-Kassette der Teletubbies. Ich schwanke zwischen Teletubbies und Glocke. Irgendwie tue ich mich schwer damit, die traditionsreiche Eifeler Glockengießerei mit einem Magnetband winkender Teletubbies zu verlassen.

Ausblick: Die nächste Etappe führt von Schladt nach Traben-Trarbach.

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