Eine tödliche Gefahr

Das 14. Biesdorfer Forum im St.-Josef-Gymnasium Biesdorf hat sich mit dem Thema "Essstörungen" beschäftigt. Dabei wurden sowohl die Ursachen als auch die gesundheitlichen Folge-Erscheinungen von Magersucht und "Ess-Brech-Sucht" aufgezeigt.

Biesdorf. (red) "80 Prozent der zehnjährigen Mädchen in den USA haben Diäterfahrung", berichtete Dr. Werner Schaan bei seinem Vortrag im Rahmen des 14. Biesdorfer Forums im Mehrzweckraum des privaten St.-Josef-Gymnasiums in Biesdorf. Schaan ist Oberarzt der Inneren Medizin zwei und Leiter der Abteilung für Psychosomatik im "Mutterhaus" in Trier und gab aus Therapeutensicht einen umfassenden Einblick in das Thema "Essstörungen".

Die Fakten, die er präsentierte, waren erschreckend. Anorexia, die man früher Magersucht nannte, tritt um das 14. Lebensjahr herum auf. Es handelt sich dabei um die "Furcht, dick zu werden", was aktiv radikale Gewichtsabnahme zur Folge hat. Bei der Bulimie, der "Ess-Brech-Sucht", wechseln sich "Fress-Attacken" mit aktiv herbeigeführtem Erbrechen und Fasten ab. In beiden Fällen sind die Betroffenen von entsprechenden Zwangsgedanken gequält.

Als mögliche Ursachen von Essstörungen nannte der Referent unter anderem das aktuelle Schlankheitsideal, Einflüsse durch Freunde, Missbrauchserfahrungen und eventuell genetische Faktoren. Er wies jedoch ausdrücklich darauf hin, dass eine Essstörung immer eine Reaktion auf Lebensumstände darstellt, mit denen die Betroffenen nicht zurecht kommen.

Die Essstörung ist demnach als Lösungsversuch eines ganz anderen Problems zu betrachten. Gefährlich ist die Tatsache, dass die Krankheit einen Teufelskreis entwickelt, aus dem man aus eigener Kraft nicht mehr herausfindet.

Als Folge-Erscheinungen von Essstörungen nannte Schaan den sozialen Rückzug, Depression, Schuldgefühle beim Essen und vor allem die, dass der eigene Körper als Feind betrachtet wird. Außerdem entwickeln sich durch die fehlende oder stark reduzierte Nährstoffversorgung lebensbedrohliche körperliche Schäden, die zum Teil unheilbar sind und bis zum Tod führen können. Es kommt zu Knochen- und Muskelabbau, Leberschäden und Herzrhythmusstörungen.

Die besondere Gefahr: Fünf bis 18 Prozent der Betroffenen sterben sogar an der Krankheit. Andererseits sind Essstörungen bei entsprechender Therapie in rund 75 Prozent aller Fälle heilbar.

Die anschließende Gesprächsrunde zeigte ein großes Interesse der Zuhörer für die Thematik.

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