Eine tonnenschwere Überraschung

Bitburg-Matzen · Ein außergewöhnlicher Gewinn: Der Matzener Landwirt Klaus-Peter Weinand hat bei einer Verlosung 25 Tonnen Zuckerrüben für seine Biogasanlage abgestaubt. Wegen der durchwachsenen Ernte im vergangenen Jahr hat er sich besonders darüber gefreut.

 Die Zuckerrüben haben einen langen Weg hinter sich. Ein Lastwagenfahrer hat sie aus Niedersachsen in die Eifel gebracht. Landwirt Klaus-Peter Weinand (rechts) freut sich über die zusätzlichen 25 Tonnen für seine Biogasanlage. Berater Sebastian Schaffner (links) von der Firma, die die Rüben verlost hat, betreut ihn seit zwei Jahren. Foto: KWS

Die Zuckerrüben haben einen langen Weg hinter sich. Ein Lastwagenfahrer hat sie aus Niedersachsen in die Eifel gebracht. Landwirt Klaus-Peter Weinand (rechts) freut sich über die zusätzlichen 25 Tonnen für seine Biogasanlage. Berater Sebastian Schaffner (links) von der Firma, die die Rüben verlost hat, betreut ihn seit zwei Jahren. Foto: KWS

Foto: (e_eifel )

Bitburg-Matzen. "Das passiert in der Eifel nicht alle Tage, dass ein Lastwagen auf den Hof fährt und einen ganzen Zug Rüben ablädt", sagt Klaus-Peter Weinand und lacht. Der 40-jährige gelernte Landwirt aus Bitburg-Matzen hat bei einer Verlosung 25 Tonnen Zuckerrüben gewonnen. Die gute Nachricht überbrachte ihm Sebastian Schaffner. Der Biogas-Berater von KWS, einem Pflanzenzüchtungs-Unternehmen aus Niedersachsen, betreut Weinand seit vergangenem Jahr beim Rübenanbau. Die Firma hat vier Ladungen Zuckerrüben unter ihren Kunden verlost.
"Wir saßen gerade beim Mittagstisch, als Herr Schaffner anrief", erzählt Weinand, "er hat gefragt: Sitzen Sie? - und ich: Ja, warum? - Sie haben gewonnen. - Was gewonnen? - Einen Zug Rüben". Der Landwirt lacht wieder. Das sei schon eine riesige Überraschung gewesen. "Wir dachten, die fahren das ja nicht in die Eifel, wir sind hier ja fernab vom Zuckerrübenanbau."
Die Rübe ist nämlich in der Eifel fast von der Bildfläche verschwunden. Nach den aktuellsten Zahlen des Statistischen Landesamts von 2010 werden im Eifel-Kreis Bitburg-Prüm so wenige Zuckerrüben angebaut, dass sie nicht mal mehr erfasst sind, erklärt Jörg Breitenfeld, Abteilungsleiter für Landwirtschaft, Umwelt und Energie. Michael Schaaf, Pflanzenbauberater beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel denkt, "dass der ganz große Run auf die Rübe nicht mehr stattfinden wird". Dazu seien die Kosten für viele zu hoch und den Landwirten fehle das Wissen über die Pflanze. Für Weinand wiegen die Vorteile den teureren Anbau auf. Er hat sich gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Kerstin Drossard vor zwei Jahren entschieden, die Zuckerrübe wieder anzubauen. "Ich wollte die Fruchtfolge breiter aufstellen", sagt er. Die Rübe sei mal heimisch in der Eifel gewesen, aber der Mais habe sie durch die Mechanisierung verdrängt. "Das Problem bei der Rübe war immer die Handarbeit", erklärt er. Inzwischen biete ein Dienstleister aus Luxemburg aber die Technik für Anbau, Ernte und die Verarbeitung von Rüben an. Deshalb ist der Landwirt optimistisch, dass sie in der Region nun wieder an Bedeutung gewinnt.
Im vergangenen Jahr haben Weinand und Drossard auf 22 ihrer 200 Hektar Land Zuckerrüben angebaut und konnten etwa 1000 Tonnen, also knapp 50 Tonnen pro Hektar ernten. Normalerweise seien es etwa 70 bis 80 Tonnen pro Hektar, sagt Weinand. "Die Ernte war 2016 wegen der heftigen Niederschläge durchwachsen." Das habe alle Landwirte auf eine harte Probe gestellt. Deshalb habe er sich natürlich besonders über den Gewinn gefreut.
Weinand "füttert" mit den Zuckerrüben seine Biogasanlage, die er seit 2005 betreibt. Sie seien bei der Vergärung "das Tüpfelchen auf dem i". "Die Rübe ist wie Traubenzucker", sagt er. Sie habe weniger Masse, aber einen höheren Zuckeranteil als andere Pflanzen und liefere dadurch mehr Energie. Aber auch für Vieh sei sie "das reinste Gesundungsfutter". Ein Kollege aus der Region baue seit ein paar Jahren Futterrüben für seine Kühe an und sei begeistert, sagt er.
Weinand hat sich damals wegen des schlechten Erlöses in der Landwirtschaft und Schweinemast zum Bau der Biogasanlage entschieden. Inzwischen ist sie das Hauptstandbein des staatlich geprüften Technikers. "Man hat dadurch quasi nur eine große Kuh, aber auf die muss man noch mehr aufpassen", sagt er. Beim "Futter" für die Anlage müsse man auf eine ausgewogene Rohstoff-Mischung achten. Deshalb "füttert" er mit Gülle, Festmist, Gras, Mais, Getreide und eben mit Zuckerrüben.
Der Vergärungsprozess der Biomasse dauert 150 Tage. Mit dem daraus gewonnen Gas produziert er mit einem Blockheizkraftwerk Strom, der ins Netz eingespeist wird. Dabei entsteht außerdem Wärme, die über ein Wärmenetz im Ort genutzt werde, erklärt Weinand.Extra

Eine tonnenschwere Überraschung
Foto: Peter_Förster (e_eifel )

Die Zuckerrübe (Foto: dpa) ist eine Kulturform der Gemeinen Rübe. Zu dieser Form gehören auch Rote Bete, Mangold und die Futterrübe. Die Zuckerrübe ist als Rohstoff für die industrielle Zuckerfabrikation die bedeutendste Pflanze der gemäßigten Breiten. Sie wird hauptsächlich in Europa, aber auch in den USA, in Kanada, Nordafrika und einigen asiatischen Ländern angebaut. Zuckerrüben werden als Tierfutter und als nachwachsender Rohstoff, zum Beispiel zur Gewinnung von Ethanol und als energiereiches und schnellvergärbares Substrat für die Erzeugung von Biogas, verwendet. Die Blätter ähneln denen des Mangolds und können als Gemüse verwendet werden. aweb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort