Eine Wahl, viele Meinungen

Er freut sich: Für Michael Billen sind die rund 64 Prozent, die er am Montagabend bei der Kampfabstimmung gegen Mathilde Weinandy um das Direktmandat bei der Landtagswahl erreicht hat, ein Erfolg. Das sehen nicht alle Eifeler Christdemokraten so. Ein Stimmungsbild vom Tag danach.

 Die rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner (links) und die stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Tanja Gillen (Zweite von links) gratulieren Michael Billen, der gegen Mathilde Weinandy (Zweite von rechts) gesiegt hat. TV-Foto: Klaus Kimmling

Die rheinland-pfälzische CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner (links) und die stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Tanja Gillen (Zweite von links) gratulieren Michael Billen, der gegen Mathilde Weinandy (Zweite von rechts) gesiegt hat. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg/Prüm. Er hat es wieder geschafft. Michael Billen (54) aus Kaschenbach zieht zum vierten Mal für die CDU im Eifelkreis Bitburg-Prüm in die Schlacht um einen Platz im Mainzer Landtag. Mit 566 gegen 315 Stimmen hat er sich bei der Wahl um das Direktmandat bei der Eifeler Parteibasis gegen seine Herausforderin Mathilde Weinandy (59) aus Prüm durchgesetzt.

Manche reden von Spaltung, andere von Aufbruch



Bis in den Morgen hat Billen mit seinen Anhängern in der Bitburger Stadthalle gefeiert. "Ich bin unglaublich dankbar für die Solidarität der Eifeler", sagt Michael Billen am Tag danach. Für ihn zählt: "Bei dem Ergebnis geht kein Riss durch die Partei. Das ist ein Aufbruchs-Signal."

Dass Bundestagsabgeordneter Patrick Schnieder und die rheinland-pfälzische Spitzenkandidatin Julia Klöckner für Weinandy die Wahltrommel gerührt haben, sieht Billen gelassen: "Wir sind eine demokratische Partei mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Die Basis hat entschieden."

Die unterlegene Mathilde Weinandy, Stadtbürgermeisterin von Prüm, gibt sich gelassen: "Ich hab jetzt ein bequemeres Leben", sagt sie. Für sie ist deutlich geworden: "Das war ein Wahlabend der Bitburger gegen die Prümer. Das haben mir viele auch aus dem Südkreis bestätigt, nach dem Motto: Wir werden es den Prümern zeigen." Die Unterstützung für Billen habe dabei durchaus absurde Züge getragen: "Ich habe streckenweise gedacht, der wird heiliggesprochen."

Dabei weise das Ergebnis für sie in eine ganz andere Richtung: "Offenbar hat man sich einen Kandidaten gewünscht, mit dem man auch mal Mauschel-Händelchen machen kann. Ehrlichkeit ist nicht gefragt." Weinandy sieht sich nicht als Verliererin: "Aber ich finde es für die Partei schlimm. Auf Kreisebene, aber auch auf Landes- und Bundesebene."

"Mit dem Wahlausgang habe ich schon länger gerechnet", sagt Lothar Weis, Vorsitzender des CDU-Stadtverbands Bitburg. Er ist der Meinung, dass mit Billen der Kandidat gesiegt hat, "der am besten in der Lage ist, unsere Interessen in Mainz nachhaltig zu vertreten". Vom Wahlausgang ist auch Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher, nicht überrascht: "Die Stimmung, die ich in der Bevölkerung erlebt habe, war für Billen. Ich habe für diesen Wahlausgang gekämpft." Zufrieden ist auch Moritz Petry, Bürgermeister in der Verbandsgemeinde Irrel: "Der geeignetere Kandidat hat gewonnen. Bei der Deutlichkeit kann man von einer Spaltung der Parteibasis nicht sprechen."

Das sieht Peter Wagner, CDU-Fraktionschef im Stadtrat Bitburg, anders: "Mein größtes Problem bei diesem Duell ist nicht, ob nun der ein oder andere Kandidat gewonnen hat. Beide sind geeignet. Was mich gestört hat, ist diese zerstrittene Situation, das Hauen und Stechen, das sich am Montagabend geliefert wurde." Darin sieht auch Theo Marx, Vorsitzender des CDU-Gemeindeverbands Kyllburg, ein Problem: "Der CDU-Kreisverband Bitburg-Prüm ist wegen seiner Zerstrittenheit der beste Wahlhelfer für Kurt Beck und Monika Fink. Dem Verband fehlt die Geschlossenheit." Kritisch bewertet auch Anna Kling, christdemokratische Stadtbürgermeisterin von Neuerburg, den Abend und den Wahlausgang: "Ich habe den Eindruck, dass sich in der Eifel-CDU noch vieles verändern muss. Vermisst habe ich die Sachlichkeit. An dem Abend wurde weiter polarisiert und sich nicht auf das Ziel konzentriert, sich in der Öffentlichkeit so zu präsentieren, dass man auf Landesebene wieder wählbar ist. Der Politik-Stil von Michael Billen gefällt mir nicht."

Sachlich betrachtet Matthias François, CDU-Fraktionschef im Verbandsgemeinderat Bitburg-Land, den Wahlausgang: "Für mich ist das entschieden und damit erledigt. Wir müssen nun einen gemeinsamen Weg gehen, und den werden wir mit Michael Billen gehen. Das war ein deutliches Votum." Weitaus getrübter ist die Stimmung am Tag danach im Altkreis Prüm:

"Was soll ich denn dazu sagen?", fragt ein frustrierter Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm. "Das Ergebnis ist für mich enttäuschend. Ich kann für die CDU jetzt nur hoffen, dass Julia Klöckner trotzdem einen erfolgreichen Wahlkampf führen kann." Das werde nun allerdings deutlich schwerer, denn selbstverständlich erwartet Söhngen, dass der politische Gegner die Polizeidaten-Affäre um Billen gegen die Christdemokraten ausspielen wird.

Er habe durchaus ein Problem mit Michael Billen, bekennt auch CDU-Vorsitzender Klaus Hostert aus Arzfeld, aber: "Jedesmal, wenn Michael angezählt ist, dann ist er besonders gut, einfach unschlagbar."

Ende der innerparteilichen Diskussionen gefordert



Hinzu gekommen sei, dass Mathilde Weinandy in ihrer betont sachlichen Rede nicht die nötigen Emotionen für einen Neuanfang habe wecken können - denn längst nicht alle Mitglieder seien mit einer vorgefertigten Meinung nach Bitburg gekommen: "Viele haben gesagt: Wenn mich die andere Seite überzeugen kann, dann kriegt sie meine Stimme", sagt Hostert. Zumindest sei das Ergebnis eindeutig: "Das war wichtig", sagt der Arzfelder, der nun erwartet, dass die innerparteilichen Diskussionen im Eifelkreis aufhören: "Jetzt müssen wir schauen, wie wir die Dinge zusammenbekommen."

"Die Basis hat entschieden", sagt CDU-Bundestagsabgeordneter Patrick Schnieder. "Das Ergebnis ist zu akzeptieren und zu respektieren", auch wenn er "für eine andere Lösung gekämpft" habe.

Wird die Partei nun wieder auf Versöhnungskurs mit Billen gehen? Schnieder hält sich bedeckt: "Ich kann nicht sagen, wie die Stimmung im Land ist. Und ob sich da Merkliches ändern wird, weiß ich nicht." Egal wie - "ab heute wird alles dafür gegeben, die Wahl zu gewinnen, damit Julia Klöckner Ministerpräsidentin wird". EXTRA Der B-Kandidat: Am Montagabend wurde in der Bitburger Stadthalle nicht nur der Direktkandidat des Eifelkreises für die Landtagswahl 2011 gewählt, sondern auch ein Ersatz-Kandidat - der sogenannte B-Kandidat. An dieser Wahl nahm allerdings nur noch etwa die Hälfte der anwesenden CDU-Mitglieder teil. Wurden beim Duell Billen-Weinandy 881 gültige Stimmen abgegeben, waren es bei der Wahl des B-Kandidaten nur noch 466. Mit 245 Stimmen siegte der 45-jährige Michael Ludwig aus Bitburg gegen Karin Plein (51) aus Speicher, die 212 Stimmen bekam. (scho)

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