KIRCHE Eine Weitgereiste kehrt zurück nach Meckel

Meckel/OBERBETTINGEN · Die gerade erst komplett sanierte Orgel der St.-Bartholomäus-Kirche ist ganz schön herumgekommen. Unter anderem spielt ein Zuchtbulle eine wichtige Rolle in ihrer Geschichte.

 Helmut Dellwing (links) und Johannes Junk freuen sich über die frisch sanierte Orgel in der Kirche St. Batholomäus Meckel.

Helmut Dellwing (links) und Johannes Junk freuen sich über die frisch sanierte Orgel in der Kirche St. Batholomäus Meckel.

Foto: tv/Ulrike Löhnertz

(utz) Was hat die Meckeler Orgel mit einem Zuchtbullen zu tun? Ganz schön viel. Denn sonst wäre sie gar nicht die Meckeler Orgel. Diese ungewöhnliche  Geschichte hat Helmut Dellwing, Verwaltungsratsvorsitzender der  Kirchengemeinde Meckel, aufgedeckt. Und zwar verkaufte Familie Alfons Begon vom Hof Badenborn 1959 ihren besten Zuchtbullen im Stall für 6000 Mark.  „Dafür  hätte man 1959 einen neuen VW-Käfer kaufen können“, erklärt Dellwing.  Stattdessen stiftete Familie Begon das Geld  und kaufte für die Katholische Kirchengemeinde Meckel eine Orgel. Und zwar eine gebrauchte, die seit 1930  in der Pfarrkirche Niederemmel (Mosel) stand.

Das Instrument wurde umgebaut und schmückt seitdem die Kirche St. Bartholomäus in Meckel —  übrigens als erste Orgel an diesem Ort. Und das seit mehr als 60 Jahren.  Was nicht ohne Folgen geblieben ist. „Die Orgel war nicht mehr in einem guten Zustand. Schon seit vielen Jahren wurde sie immer wieder provisorisch geflickt, aber nie grundlegend saniert“, sagt Dellwing.

Das sollte sich ändern. Vor drei Jahren fassten Verwaltungsrat und Gemeinde den Entschluss, das Instrument komplett sanieren zu lassen. Denn es war schwer durch Schimmel und Ungeziefer beschädigt. Es wäre schade gewesen, die Orgel aufzugeben, finden Dellwing und Ortsbürgermeister Johannes Junk. Schließlich handele es sich laut Aussage von Experten um ein historisch wertvolles Instrument, das vor 1870 gebaut wurde. Das kirchliche Denkmalamt sah das auch so –  allerdings nur, was Teile des Gehäuses betrifft. So gab es lediglich  laut Auskunft des Bistums einen Zuschuss von 25 Prozent zur Restaurierung des denkmalgeschützten Gehäuses, insgesamt 4300 Euro.

Das Gros der Kosten  übernahmen die Pfarrgemeinde (40 000 Euro) und die Ortsgemeinde (35 000 Euro). Dafür hat die Gemeinde aber mit dem Bistum vereinbart, dass das Instrument in Meckel bleibe, falls  die Kirche irgendwann einmal geschlossen werden sollte.

„Ich war sehr überrascht und froh, dass sich die Gemeinde so stark beteiligt“, sagt Dellwing.  Aber auch die Pfarrgemeinde hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Man habe, so Dellwing, seit vielen Jahren Rücklagen gebildet, da sich der zunehmende Verfall der Orgel abgezeichnet habe.

  Gut zwei Jahre dauerte die Sanierung bei der Firma Fasen aus Oberbettingen. Bei der Renovierung gab es viel zu tun: So wurden fehlende oder abhanden gekommene Gehäuseteile  originalgetreu entsprechend  ersetzt,  der Giebel des Mittelturms neu angefertigt, die Spiel- und Registertraktur restauriert, der Doppelfaltenbelag neu beledert, ein neuer elektrischer Winderzeuger installiert sowie die Windlade demontiert und grundlegend überarbeitet. Es gab sogar eine Exkursion von Meckeler Bürgern nach Oberbettingen, um sich von den  umfangreichen Arbeiten zu überzeugen. Die Orgel war zu dem Zeitpunkt total zerlegt.

Nun ist alles wieder an seinem Ort, zusammengebaut und frisch intoniert. Noch haben die neue Orgel nur wenige gehört. Unter anderem Dellwing, der beim Einspielen dabei war.  Er findet, dass sie schön klingt. Die Meckeler und ihre Gäste können sich am Wochenende ebenfalls davon überzeugen. Bei dem Orgelweih-Fest am Samstag und  einem Konzert am Sonntag ist das neue Stück oft zu hören — und vielleicht auch  die Geschichte vom Zuchtbullen und viele andere mehr.

Mehr Fotos: www.volksfreund.de

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