Eine zweite Familie dazugewonnen

Deutschland und seine Bewohner kennenlernen - diesen Wunsch hatte die junge Kenianerin Miriam Wambui Waichere schon länger. Nun hat sie sich diesen Wunsch erfüllt, lebt als Au-Pair für ein Jahr in Wallersheim und sieht sich mittlerweile als Teil der deutschen Gast-Familie.

 Miriam Wambui Waichere fühlt sich im Kreise ihrer deutschen Au-Pair-Familie wohl. TV-Foto: Mirjam Eiswirth

Miriam Wambui Waichere fühlt sich im Kreise ihrer deutschen Au-Pair-Familie wohl. TV-Foto: Mirjam Eiswirth

Wallersheim. (me) Nicht nur deutsche Jugendliche zieht es ins Ausland - junge Menschen aus anderen Ländern kommen als Au-Pair auch zu uns. Ein Jahr lang lebt die Kenianerin Miriam Wambui Waichere bei Familie Hoffmann in Wallersheim.

Sie ist für die Kinder da, hilft bei den Schulaufgaben oder im Haushalt und lernt dabei Deutsch.

Nach ihrem High-School Abschluss in Kenia hat Miriam Naturwissenschaften und Englisch unterrichtet und dann ein Jahr lang Informatik studiert.

Parallel dazu begann sie, Deutsch zu lernen - mit dem Ziel, als Au-Pair nach Deutschland zu kommen. "Das ist eine tolle Gelegenheit, die Sprache, das Land und die Menschen kennenzulernen. Gerade für junge Frauen ist es spannend, weil wir natürlich Kinder haben werden, wenn wir heiraten.

Als Au-Pair bin ich ein bisschen Mutter, aber es ist noch nicht der Ernstfall. Ich lerne, mit den Kleinen umzugehen und sie auch ohne Worte zu verstehen." Nach dem Jahr bei Hoffmanns würde sie gerne wieder studieren - in Deutschland. Dass sie schon als Lehrerin gearbeitet hat, hilft ihr - Kindern beizubringen, das Richtige zu tun, ist in beiden Rollen ihr Ziel.

In ihrer Gastfamilie gibt es drei behinderte Kinder, zwei davon mit Trisomie 21, außerdem einen elfjährigen Sohn und die Tochter, die gerade Abitur gemacht.

In Deutschland und bei ihrer Familie fühlt sie sich wohl. Natürlich ist es anders als in Kenia - viel kälter zum Beispiel.

Aber, auch wenn Wallersheim weit entfernt von größeren Städten ist, hier gibt es alles. Strom, Wasser, Wasch- und Spülmaschinen, Radio, Fernseher und Autos. In Kenia auf dem Land wäre das nicht so.

Während wir uns unterhalten, klettert der Kleinste auf Miriams Arm. Er strahlt und schlingt seine Arme um den Hals der Aushilfsmama, reibt seine Nase an ihrer. Beide lachen zufrieden. Au-Pair, das ist für Miriam kein Job im herkömmlichen Sinn.

Es bedeute, Teil einer fremden Familie zu werden und sie zu einem Teil der eigenen Persönlichkeit zu machen. "Natürlich vermisse ich meine Familie und meinen Freund in Kenia. Aber ich kann sie anrufen und ihnen schreiben, das hilft."

Beim Zurückdenken an ihren Geburtstag hier in Deutschland leuchten ihre Augen.

"Es gab ein richtiges Fest - das ist in Kenia nicht üblich", erinnert sich Waichere. "Da habe ich gemerkt, dass ich nicht meine Familie für ein Jahr lang verloren, sondern hier eine neue Familie gewonnen habe."

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