Einen Aktenschrank voller Nationalhymnen

Bitburg · Das Abspielen der Nationalhymnen beim Folklore-Festival zählt zu den Höhepunkten des Vereinsjahres der Bitburger Musiker. Die jeweiligen Noten besorgt sich der Verein selbst - manchmal auf Umwegen.

Bitburg. Konzentration ist alles: In der Halle 300 des Bitburger Flughafengeländes läuft die letzte Probe vor dem großen Auftritt am Samstag.
Der "Treff der Nationen" ist für den Musikverein stets eine Herausforderung. Zum Einzug der Gruppen, die diesmal aus 13 verschiedenen Nationen nach Bitburg kommen, spielen die 58 Mitglieder des Musikvereins unter Leitung von Dirigent Johannes Faber die jeweilige Hymne des Landes.
"Das ist nur ein Mal richtig in die Hose gegangen", erinnert sich der Vorsitzende Norbert Zeien. "Nach dem Auseinanderfallen der damaligen Sowjetunion hatte jemand wohl den Überblick verloren."
Das hatte zur Folge, dass eine der teilnehmenden Gruppen nicht einmarschieren wollte - der Musikverein spielte die Hymne eines Nachbarlandes. Das Problem wurde auf kurzem Dienstweg gelöst: "Die haben ihre Hymne beim Einzug spontan selbst gesungen", sagt Zeien.
Immer wieder gab es Probleme bei der Beschaffung des Notenmaterials, wenn exotische Teilnehmerländer zum Folklore-Festival angemeldet waren. "Da wurden Klavierauszüge der Hymnen durch die halbe Welt gefaxt, und unser damaliger Dirigent Alois Meyer hat die Noten für die einzelnen Register arrangiert", erzählt Zeien.
Vor der Verbreitung des Internets war das Stabsmusikcorps der Bundeswehr oft die letzte Rettung: "Wir sind zum Stützpunkt nach Siegburg bei Bonn gefahren und haben das Notenarchiv nach Hymnen durchsucht, die wir sonst nirgendwo bekommen konnten."
Mittlerweile hat der Verein eine stattliche Sammlung an Nationalhymnen. Die exotischsten, wie die von Sri Lanka, China oder Chile, füllen eine Schublade im Aktenschrank.
Doch vor Überraschungen sind die Musiker immer noch nicht sicher: "Diesmal ist Indonesien dabei, eine für unsere Ohren sehr ungewöhnliche Tonfolge", sagt Norbert Zeien. Und: Kenntnisse der Geschichte und aktueller Weltpolitik sollten vorhanden sein, denn auch Nationalhymnen können sich ändern.
Einige Staaten haben in der Vergangenheit ihre Hymnen gewechselt. Auch im Falle der Slowakei, die am Samstag in das Festzelt einzieht, gibt es eine Besonderheit: "Wir haben die Noten der tschechoslowakischen Nationalhymne. Die Tschechen haben die erste Hälfte der Melodie behalten - die Slowaken den Rest", sagt Zeien. now
"Ich mag die deutsche Nationalhymne. Die hat was." Nadine Schaefer, 17, Bitburg, Klarinette. "Die deutsche und die ungarische Hymne sind toll. Aber jede Hymne hat etwa Erhebendes, wenn wir sie beim Einmarsch spielen. " Erich Kill, 52, Bitburg-Stahl, Trompete. "Am liebsten spiele ich die deutsche Hymne, obwohl es natürlich auch andere sehr schöne gibt." Michelle Peters, 17, Bitburg-Masholder, Oboe. "Die Nationalhymnen von Ungarn und Österreich sind meine Favoriten." Hans-Josef Hoffmann, 57, Bitburg, Euphonium.

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