Einer, der sich nicht unterbuttern lässt

Bitburg feiert die erste urkundliche Erwähnung der Stadt vor 1300 Jahren. Der Volksfreund stellt in einer Serie 13 Persönlichkeiten aus 13 Jahrhunderten vor. Heute geht es um Hubert Prim: Bürgermeister und Gründer des Männergesangvereins.

Zur eigentlichen Trennung von Bitburg und Bitburg-Land kam es erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch dass es in Bitburg und Umgebung auch bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitweise zwei hauptamtliche Bürgermeister gab, ist auf den damaligen Landrat Johann Sprenger zurückzuführen. Der Grund: Er wollte den 1860 zum Bürgermeister der Stadt Bitburg gewählten Hubert Prim aus dem Amt treiben. Um das zu erreichen, hat er recht eigenmächtig eine kleine Verwaltungsreform in die Wege geleitet.
Angefangen hat alles damit, dass 1860 die Amtsperiode des damaligen Bitburger Bürgermeisters Wilhelm Stucker zu Ende ging. Stucker wollte weiter im Amt bleiben und stellte sich erneut zur Wahl. Und mit ihm zwei weitere Kandidaten: Heinrich Goergen und Hubert Prim. Als die Wahl nach drei Wahlgängen abgeschlossen war, gab es mit Hubert Prim einen klaren Sieger. Aber auch einen eindeutigen Verlierer. Und das war Stucker. Er schnitt am schlechtesten ab. Sollte es bei Wahlen tatsächlich so etwas wie einen Amtsinhaberbonus geben, so hatte Stucker diesen in seiner Amtszeit als Bürgermeister wohl verspielt. Stucker war enttäuscht. Und er war nicht der Einzige. Denn auch Landrat Sprenger hätte lieber Stucker im Amt gesehen als Prim. Letzterer passte anscheinend nicht in das politische Konzept des Landrats. Um Prim aus seinem Amt zu vertreiben, griff der Landrat zu rabiaten Mitteln. So sorgte er dafür, dass die mit der Stadt verbundenen Landgemeinden abgetrennt wurden. Für diese Orte war dann des Landrats Liebling Stucker zuständig, der damit der erste Bürgermeister von Bitburg-Land wurde.
Für Prim hatte das zur Folge, dass sich nicht nur sein Zuständigkeitsbereich, sondern auch sein Gehalt drastisch reduzierte. Während sich Prim nun mit einem Jahresgehalt von 305 Talern zufrieden geben musste, bekam der Wahlverlierer Stucker für sein neues Amt mehr als das Doppelte.
Darüber hinaus verlangte der Landrat von Prim ein Examen als Bürgermeister, was Prim aber ablehnte. Verstärkung bekam der Bitburger Bürgermeister auch vom Stadtrat, der sich nicht nur beim Innenministerium über das Vorgehen des Landrats beschwerte, sondern auf Drängen der Regierung einer Erhöhung des Bürgermeistergehalts auf 500 Taler zustimmte. Als nach zwölf Jahren die Amtszeit Prims endete, war Landrat Sprenger noch immer im Amt.
1300 Jahre Bitburg


Um eine Wiederwahl Prims zu verhindern, ließ er den Rat wissen, dass die Stadt das Gehalt des Bürgermeisters "wegen des Umfanges der ausgedehnten Geschäfte" weiter erhöhen müsse, sollte die Stadt weiterhin auf einen eigenen Bürgermeister beharren. Sprenger wusste, dass die Stadt klamm war und sich eine Gehaltserhöhung eigentlich nicht leisten konnte.
Doch da der 1818 geborene Prim nicht nur aus recht ordentlichen Verhältnissen stammte, sondern als Gutsbesitzer wohl auch über ein beachtliches Vermögen verfügte, war er nicht auf das Geld angewiesen. Und so verzichtete er, im Einvernehmen mit Stadtverwaltung und Bezirksregierung, freiwillig auf eine Gehaltserhöhung und übernahm schließlich auf allgemeinen Wunsch des Rats den Posten für eine weitere Amtszeit - bis 1880, das Jahr, in dem er starb.
Hubert Prim war aber nicht nur Bürgermeister und Gutsbesitzer, sondern auch ein Freund der Musik. Er ist nämlich der Gründer eines der ältesten und traditionsreichsten Vereine der Stadt, des Männergesangvereins 1843 Bitburg. Damals, als er den Verein ins Leben rief, war er gerade mal 25 Jahre alt. Mit Musik geht vieles einfacher, heißt es so schön. Möglicherweise ist dieser Leitsatz auch mit Grund dafür, warum sich Prim vom Landrat nicht unterbuttern ließ.
Uwe Hentschel

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