Kaum eine Gemeinde nutzt Fördergeld Einmal WLAN to go, bitte !
Eifel · Kostenlos im Internet surfen: Das ist an immer mehr Plätzen in der Eifel möglich. Denn viele Gemeinden richten W-Lan-Hotspots ein. Auf Landesförderung verzichten die meisten aber. Und das hat seine Gründe.
Das englische Wort „Hotspot“ ist in der Pandemie in Verruf geraten. Wer heute von „Hotspots“ spricht, meint Infektionsherde. Bevor das tödliche Virus unseren Alltag umgekrempelt hat, hatte der Begriff, der auf Deutsch „Brennpunkt“ bedeutet, noch einen freundlichen Klang. Gemeint war meist ein öffentlicher Zugang zum WLAN-Netz.
Soviel zu den Begrifflichkeiten. Jedenfalls entstanden in den vergangenen Jahren in etlichen Eifeler Gemeinden solche Hotspots. In jeder Stadt und in fast allen größeren Dörfern können Bürger inzwischen kostenlos im Internet surfen. Zumindest, wenn sie innerhalb eines etwa 100 Meter weiten Radius’ rund um den Brennpunkt stehen.
Das ergab eine Umfrage des TV bei den Verbandsgemeinden im Eifel- und Vulkaneifelkreis. Und auch weitere Daten haben die Verwaltungen geliefert. So befinden sich die meisten Hotspots in der Nähe von Gemeindehäusern. Wo dann üblicherweise Geschwindigkeiten um die 50 Mbit pro Sekunde erreicht werden können.
Was man in den Rathäusern allerdings nicht weiß, ist, wie stark diese Hotspots genutzt werden. Konkrete Zahlen liegen in keiner Kommune vor. Lediglich bei der Verbandsgemeinden Speicher bekommen wir eine Vorstellung davon: „Die Hotspots werden überwiegend durch die Nutzer beziehungsweise Besucher der entsprechenden Einrichtungen genutzt.“
Heißt: Wenn der Musikverein in der Gemeindehalle probt, wählt sich der Trompeter schon mal ins WLAN ein. Wenn der Gemeinderat zusammenkommt, recherchieren die Ratsmitglieder im kostenlosen Netz. Der Durchschnittsbürger verirrt sich hingegen selten mit dem Laptop oder I-Pad ins Gemeindehaus. Dass dies technisch möglich wäre, haben wir am Haus Kayl in Oberkail (Bitburger Land) selbst getestet: ein Klick, kein Passwort nötig, und wir sind drin. Die Geschwindigkeit: schneller als im W-Lan zu Hause.
Neben diesen punktuellen Zugängen gibt es aber auch Gemeinden, die versuchen, größere Fläche mit Internet zu versorgen. Zu den Vorreitern gehört hier die Stadt Gerolstein. Hier gibt es durch die Freifunk-Initiative nicht nur ein dichtes öffentliches WLAn-Netz, sondern auch smarte Sitzbänke, sogenannte iBenches, die es Bürgern ermöglichen, sich ins Internet einzuklinken und das Handy aufzuladen.
Zumindest dieses Angebot, das es auch in Stadtkyll gibt, werde gut angenommen, sagt Bürgermeister Hans Peter Böffgen: „Allein die Bank im Gerolsteiner Kyllpark wird sehr stark zum aktiven Laden von Endgeräten genutzt. Da gibt es etwa 100 Ladungen im Monat.“
Bitburg dagegen hat noch keine iBenches. Die Kreisstadt des Eifelkreises arbeitet aber auch am Aufbau eines WLAn-Netzes. Neben bestehenden Hotspots in der oberen Hauptstraße, am Rathaus und an den Gemeindehäusern der Stadtteile Matzen, Erdorf, Masholder, Mötsch und Stahl hat die Verwaltung weitere Einwählpunkte beauftragt. Künftig, schreibt Rathaussprecher Werner Krämer, würden der Petersplatz, der Markt, der Parkplatz „Grüner See“ sowie das Maximiner Wäldchen Zugänge zum Internet bieten.
In Prüm werden derzeit der Hahnplatz, das Rathaus, das Haus des Gastes, die Markthalle, der Wohnmobilstellplatz, das Konvikt, das Haus der Kultur und die Zentralbücherei versorgt. In der Stadt Daun gibt es ebenfalls 17 Gebäude mit Einwählmöglichkeit ins Netz. Und die Kleinstadt Speicher hat erst vor kurzem ebenfalls ein flächendeckendes WLAN-Netz in der Innenstadt aufgebaut. Angebunden sind der Marktplatz, die Kirchstraße, Teile der Jakobsstraße und des „Görgenecken“, das Heimatmuseum, das Rathaus, die Kita sowie das Jugend- und Vereinshaus.
Auf dem Land hat die Verbandsgemeinde (VG) Prüm mit rund 30 Hotspots die Nase vorn. In den VGen Daun und Südeifel gibt es jeweils etwa 20. In der kleinen Kommune Arzfeld existieren neun aktive Hotspots, Nummer zehn ist in Lambertsberg in Planung.
Rund um Speicher haben drei der neun Gemeinden Zugangspunkte, nämlich Speicher, Preist und Orenhofen. Aus der VG Bitburger Land war zu dem Thema hingegen nur wenig zu erfahren. Eine Sprecherin teilt auf TV-Anfrage mit, dass es dazu keine Daten gebe und eine Erhebung erst später stattfinde. Durch Recherche ließ sich ermitteln, dass es zumindest in neun Orten Hotspots gibt. Es dürften allerdings noch ein paar mehr sein.
Den Bürgern öffentliches WLAN zur Verfügung zu stellen — das scheint ein Trend in der Region zu sein. Einerseits, weil die Deutschen am Tag durchschnittlich 85 Mal aufs Handy schauen und auch unterwegs im Netz surfen, chatten und durch soziale Medien scrollen. Und andererseits, weil das Mobilfunknetz in der Eifel so löchrig ist, dass eine mobile Verbindung vielerorts nicht möglich ist. Die Zeichen der Zeit hat man auch bei der Landesregierung erkannt. Und sich daher mit dem Projekt „Wifi4Rlp“ zum Ziel gesetzt, „zeitnah mindestens 1000 WLAN-Hotspots in 1000 Kommunen“ zu schaffen. Wofür es Fördergeld gibt.
Auf diesen Zuschuss aber, das zeigt unsere Umfrage, verzichten die meisten Gemeinden. Denn, so der Tenor: Es sei meist günstiger, die Hotspots selbst einzurichten, betreuen und warten zu lassen, als die Hilfe des Landes in Anspruch zu nehmen. „Die Folgekosten waren unseren Gemeinden bei den Landesprogrammen zu hoch“, heißt es aus Daun. Und Bügermeister Andreas Kruppert aus Arzfeld schreibt: „Es gab für einige Hotspots Förderzusagen des Landes. Diese haben wir allerdings alle zurückgegeben, da sie wirtschaftlich für uns uninteressant waren.“