"Eins und dreimal acht ...

Bitburg/Prüm/Daun · ... Drei Kaiser an der Macht": Mit diesem Spruch merkten sich die Schulkinder, warum das Jahr 1888 in die Geschichte einging. Denn drei Staatsoberhäupter folgten kurz nacheinander. Zwei starben innerhalb weniger Monate.

 Das historische Eckfenster (aus Gartenlaube 1888). Tv-Fotos (2): Archiv Alois MAYER

Das historische Eckfenster (aus Gartenlaube 1888). Tv-Fotos (2): Archiv Alois MAYER

Foto: (e_eifel )
 Eilmeldung des Dauner Kreisblattes „Tod Kaiser Friedrich“.

Eilmeldung des Dauner Kreisblattes „Tod Kaiser Friedrich“.

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Bitburg/Prüm/Daun Für Schulkinder waren sowohl die Amtsantritte, besonders aber die Geburtstage der deutschen Kaiser, von freudiger und geschmackvoller Bedeutung. Denn zum einen fand an diesen Gedenktagen des Herrschers stets eine Feierstunde statt, nach der dann schulfrei war, und zum anderen erhielt jedes Kind auch noch einen "Kaiserweck" geschenkt. Gebacken aus frischem, süßen und herrlich schmeckenden Weizenmehl, ein seltenes und teures Backwerk zu jener Zeit.
Besonders das Jahr 1888 blieb den Schulkindern in bester Erinnerung, zu der auch ein Spruch als Eselsbrücke half: "Eins und dreimal acht: Drei Kaiser an der Macht".
Das Jahr 1888 ging nämlich als das sogenannte Dreikaiserjahr in die Geschichte ein. Drei Kaiser folgten kurz nacheinander. Am Morgen des 9. März 1888 starb der erste Kaiser des Deutschen Reiches Wilhelm I. in Berlin im Alter von fast 91 Jahren (*22.03.1797).
Am 18.01.1871 war er, wenn auch widerwillig, zum Kaiser gekrönt worden. Soldatisch streng, mit eiserner Disziplin und erzkonservativ regierte er sein großes Reich. Allerdings war er wegen seines volksnahen Lebensstils beim Volk beliebt.
Im hohen Alter zeigte er sich als Kaiser fast jeden Tag um die Mittagszeit an einem Fenster des Berliner Schlosses. "Der Geburtstag seiner Majestät unseres allergnädigsten Kaisers und Königs wurde in der Schule gefeiert. Die Feier begann mit einem Gebet. Hieran schloss sich die Ansprache des Lehrers an über die Frömmigkeit und den Fleiß unseres Kaisers. Nach Absingen der Nationalhymne wechselten Deklamationen mit passenden Liedern. Alle Kinder der Oberstufe und mehrere der Mittelstufe hatten passende Gedichte auswendig gelernt. Der Gemeindevorsteher und auch einige Männer des Ortes wohnten der Feier bei. Gegen Ende der Feier erhielt jeder den Kaiserweck."
Am 19. März fand eine Gedenkfeier für Kaiser Wilhelm I. statt. Gegenstand der Ansprache an die Kinder war: "Die versammelte Volksmenge vor dem historischen Eckfenster" (Schulchronik Schalkenmehren).
Sein Nachfolger wurde sein Sohn und Erbe, Friedrich III. (*18.10.1831). Allerdings war er zu diesem Zeitpunkt bereits so schwer an Kehlkopfkrebs erkrankt, dass er die Totenfeier seines Vaters nur von einem Fenster des Charlottenburger Schlosses aus beobachten konnte.
Bereits nach einer Regierungszeit von nur 99 Tagen verstarb er am 15. Juni in Potsdam. In dieser kurzen Zeit konnte er ohne jedwede Durchsetzungskraft seine liberalen Ziele nicht mehr umsetzen.
Noch am Todestag jenes für die Geschichte Deutschlands unbedeutenden Friedrich übernahm sein Sohn Wilhelm II. mit 29 Jahren (* 27.01.1859) als Deutscher Kaiser und König von Preußen die Regierungsgeschäfte.
Er galt als eitler, gefährlicher Phrasendrescher. Leicht beeinflussbar, hielt er nichts von den fortschrittlichen Idealen seines Vaters.
So konnten viele politische Pläne des liberalen Bürgertums nicht verwirklicht werden. Drei Jahrzehnte, bis zum 28.11.1918, stand er an der Spitze des Reiches und führte es ohne Weitblick und frei von Verantwortungsgefühl in die Katastrophe des Ersten Weltkriegs. Aus Deutschland vertrieben, verstarb er am 4. Juni 1941 im holländischen Doorn.

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