Nach Diebstahl von Bronzeplatten auf Kolmeshöh Einsatz für die letzte Ruhe - Werden Grabsteine in Bitburg ersetzt?

Bitburg · Stephan Garçon fordert, dass die Stadt die gestohlenen Gedenksteine vom Ehrenfriedhof Kolmeshöh ersetzt. Derweil hat er bei einer Internetrecherche mehr über die Namen auf den Platten herausgefunden als die Verwaltung in zwei Jahren.

 Die Bronzeplatten, die links und rechts neben dem Turm liegen, waren wohl die Grabsteine von toten Soldaten.

Die Bronzeplatten, die links und rechts neben dem Turm liegen, waren wohl die Grabsteine von toten Soldaten.

Foto: TV/Christian Altmayer

30 Minuten hat Stephan Garçon gebraucht, um ein Rätsel zu lösen, das die Stadt Bitburg zwei Jahre beschäftigt hat. Alles, was der Historiker tun musste, war, 29 Namen in ein Online-Verzeichnis einzugeben. Schon spuckte der Computer aus, wonach der Sozialdemokrat gesucht hatte: den Ort, an dem die Soldaten beerdigt sind. Es ist ein Sammelgrab auf dem Ehrenfriedhof Kolmeshöh.

Derzeit ist diese Ruhestätte nicht zu erkennen. Denn vor zwei Jahren haben Diebe zwei Bronzeplatten gestohlen, auf denen die Namen dieser im Zweiten Weltkrieg Gefallenen standen. Seitdem hat die Verwaltung zwar herausgefunden, wem dort gedacht werden sollte, aber nicht warum. Und deshalb beschloss man, die Tafeln nicht zu ersetzen.

Eine Entscheidung, die für Garçon nicht hinnehmbar war. In der jüngsten Stadtratssitzung hat der Kommunalpolitiker daher angeboten, selbst nach den Gefallenen zu recherchieren. Und dabei war er erfolgreicher als die Stadt.

Was der Bitburger bis jetzt herausgefunden hat? Die Männer auf den Tafeln sind bei der Ardennenoffensive gefallen. Verraten haben ihm das die Todesdaten der Verstorbenen: Sie liegen alle zwischen September 1944 und Februar 1945, also genau in der Zeit in dem am Westwall gekämpft wurde. Ferner glaubt Garçon an den Namen der Soldaten zu erkennen, dass darunter keine Bitburger sind. Viele klingen bayrisch, einige ostdeutsch und offenbar kaum welche eifelerisch.

Beerdigt wurden sie aber auf Kolmeshöh. Das hat der Sozialdemokrat bei der Internetrecherche, unter anderem auf der Homepage des „Volksbundes deutscher Kriegsgräber“, erfahren. Die Toten wurden wohl in einem Sammelgrab in der Nähe des Turms beigesetzt, also dort wo die Bronzeplatten lagen. „Womöglich“, sagt Garçon, „waren die Tafeln ihre Grabsteine.“ Denn nirgendwo sonst auf dem Ehrenfriedhof finden sich die Namen der 29. Warum sie zusammen beerdigt wurden und nicht in einem der Rasengräber, weiß der Geschichtsforscher nicht genau: „Vielleicht war der Friedhof so voll, dass kein anderer Platz mehr frei war.“

Es führe jedenfalls kein Weg daran vorbei, Ihnen ihre Ruhestätte zurückzugeben, meint der Sozialdemokrat. Es müssten keine teuren Bronzen sein, Sandsteinplatten würden genügen, oder Kreuze im Boden. Aber sie ohne Grab dort liegen zu lassen, und sie aus dem kollektiven Gedächtnis zu löschen, hält Garçon für falsch. Er fordert daher, dass die Stadt, einen wie auch immer gearteten Ersatz für die Platten beschafft.

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