Einzigartige Technologie kommt in der Eifel zum Einsatz

Bitburg · Eine neue Technologie soll die Stromübertragung im 26 Kilometer langen Netz zwischen Bitburg und Oberweiler verbessern und einen Beitrag zur Energiewende leisten. Der Spannungsregler kommt europaweit erstmals zum Einsatz - jetzt ist er in der Eifel angeliefert worden.

 Kurz nach der Ankunft in der Eifel ein Blick ins Innere: Der Spannungsregler soll die Stromübertragung verbessern. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kurz nach der Ankunft in der Eifel ein Blick ins Innere: Der Spannungsregler soll die Stromübertragung verbessern. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bitburg. Rückwärts und fast im rechten Winkel muss es der Tieflader von der Landesstraße 32 auf den Feldweg schaffen - eine Geduldsprobe auch für die Autofahrer, die morgens zwischen Bitburg und Nattenheim, Eifelkreis Bitburg-Prüm, unterwegs sind: Sie müssen erstmal warten. Dann schiebt sich der Transportwagen mühsam noch ein paar Meter weiter durch den Matsch - mitten auf dem Feld wartet ein Kran auf das, was das Fahrzeug geladen hat, um es erst in die Luft und dann an den vorgesehenen Platz zu heben.Über Nacht aus Brilon

Den ganzen Aufwand nimmt RWE-Verteilnetzbetreiber Westnetz gern in Kauf: Mit Spannung hat das Team das neue technische Gerät erwartet, das sich Mittelspannungslängsregler nennt. Produziert vom Technologieunternehmen ABB, mitentwickelt von RWE, soll die Technologie nun in der Eifel zum ersten Mal zum Einsatz kommen - nach 300 Kilometern, die der Regler von Brilon im östlichen Sauerland aus bis kurz vor Bitburg zurückgelegt hat. Einen solchen Spannungsregler gebe es auf dem deutschen Markt bislang nicht: "Es ist der erste in Deutschland und sogar in ganz Europa", sagt Jürgen Stoffel, Leiter des Regionalzentrums Trier bei Westnetz.Der erste seiner Art - gebraucht wird er gerade in der Eifel. Der Grund: Immer mehr Strom wird dort aus erneuerbaren Energien gewonnen. Doch der dezentrale Ausbau von Wind- und Sonnenenergie im ländlichen Raum stellt Verteilnetzbetreiber wie Westnetz vor ein Problem: Die Einspeisung regenerativer Energien schwankt, und viele Netze stoßen mittlerweile an ihre Grenzen. Die neue Technik soll diese Spannungsschwankungen ausgleichen - und in einem 26 Kilometer langen Stromkreis um die Umspannanlage Bitburg zu der Leistung von bisher vier Megawatt weitere vier Megawatt Kapazität ans Netz bringen. Eine Steigerung, die der von etwa 500 Solaranlagen entspreche, sagt Michael Schneider, Ingenieur bei Westnetz. Mehrere Hunderttausend Euro hat RWE in den Regler investiert, der von allen Optionen - eine wäre der kompliziertere Netzausbau - die "einzige lukrative Lösung" sei, sagt Schneider.Für den Ernstfall geprobt hat man bereits seit 2011 - in einem Projekt namens "Smart Country - Netze für die Stromversorgung der Zukunft", mit einem Prototypen aus Neuseeland, aber ebenfalls in der Eifel: Der Prototyp steht immer noch in Großlangenfeld (VG Prüm), ist aber fast doppelt so lang wie der neue Regler, nämlich zwölf Meter. Das Gerät bei Bitburg misst 6,6 Meter und wiegt mehr als 40 Tonnen, die eigentliche Technik ist erstmals vollständig integriert in eine grüne Betonkonstruktion - sie muss jetzt, da der Kasten auf dem Feld steht, nur noch ans Netz angeschlossen werden. Das solle bis in knapp einer Woche, am Donnerstag, 11. Dezember, passiert sein, sagt Schneider. In der neuen Technik sieht Westnetz eine Möglichkeit, die Energiewende nicht nur voranzubringen, sondern auch wirtschaftlich zu gestalten. Vom Einsatz des neuen Reglers profitiert das Stromnetz zwischen der Stadt Bitburg und dem Eifelort Oberweiler - insgesamt 26 Kilometer lang. Das System versorgt damit einen Teil Bitburgs sowie 40 Stationen in den Orten Matzen, Nattenheim, Fließem, Bickendorf, Ließem, Ehlenz, Oberweiler, Niederweiler, Echtershausen, Hamm und Biersdorf am See. Und auch Michael Hauer, Geschäftsführer von Bioenergie Niederweiler, der 2006 in dem Ort eine Biogasanlage errichtet und 2011 ausgebaut hat, hat mithilfe des Reglers nun die Möglichkeit, seine Kapazität zu erhöhen. Per Wärmenetz versorgt die Anlage das Dorint-Hotel in Biersdorf sowie acht Haushalte, drei Werkstätten und eine Kapelle in Niederweiler. Hauer vergleicht das Prinzip der Trasse ohne Regler mit einer zweispurigen Autobahn: Die Kapazität reiche in der Theorie für alle Autos am Tag - nicht jedoch zu Stoßzeiten. Er wolle aber Strom bedarfsgerecht produzieren - und mit der neuen Technik funktioniere das. Wenn sich der Regler bewährt, bleibt er wohl nicht der Einzige: "Wir haben vor, das weiter auszubauen", sagt Stoffel. eib volksfreund.de/fotos

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