Eis satt, genug zu fressen und ein dickes Fell

Daun/Gerolstein · So einen kalten Februar hat es nach Angaben des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) schon lange nicht mehr in der Eifel gegeben. Was Schlittschuhläufer freut, macht den Landwirten Probleme.

Daun/Gerolstein. Ist der Februar trocken und kalt, wirst im August vor Hitz\' zerspringen bald: Das besagt eine alte Bauernregel. Eine Aussicht für alle, die jetzt frieren. Denn dieser Februar ist richtig frostig. Minus elf Grad Celsius hat die Wetterstation des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) Eifel am Wochenende in Bitburg gemessen - deutlich kälter als im Vorjahr (siehe Extra). Eindrücke vom Eifeler Frost-Februar:

Eisiger Spaß: Das Eis auf den offenen Gewässern sollten Wintersportfreunde meiden. Das Betreten des Stausees bei Biersdorf ist verboten, auch wenn er zugefroren ist. Der Stausee ist ein Fließgewässer, auf dem die Eisschicht niemals so dick werden kann wie bei einem stehenden Gewässer, warnt die Verbandsgemeinde Bitburg-Land. Doch auch bei stehenden Gewässern ist Vorsicht geboten. "Das Betreten von zugefrorenen Gewässern ist lebensgefährlich und verboten", sagt Arnold Schneider, Büroleiter bei der Verbandsgemeindeverwaltung Daun. Bei allen stehenden Gewässern - also auch den Maaren - gebe es daher weder eine offizielle Freigabe noch eine stillschweigende Duldung der Benutzung der Eisflächen. Mit Verbotsschildern werde dies vor Ort kenntlich gemacht. Gut aufgehoben sind Schlittschuh-Fans in der Bitburger Eishalle. "Kalt und trocken ist für uns ideales Wetter", sagt Martha Degens, Geschäftsführerin der Halle, die im Vorjahr wegen Schneelast auf dem Dach tageweise schließen musste. Nun kommen gut 500 Besucher aus der ganzen Region an einem Wochenendtag. Und dabei spart die Halle auch noch Energie, da sie weniger kühlen muss.
Verfressene Tiere: "Das Leben im Wildpark läuft eigentlich wie während der Saison", sagt Stefan Bost, Gesellschafter des Wild- und Erlebnisparks Daun, der noch bis 15. März geschlossen ist. Über die Winterpause hat Bost drei Mitarbeiter beschäftigt, die sich um die Tiere kümmern. Der plötzliche Kälteeinbruch bereite jedoch Probleme. "Momentan friert überall das Wasser ein", sagt Bost. Bisher hätten seine Mitarbeiter täglich Kanister mit frischem Wasser zu den Tieren gebracht, nun versuche man jedoch das eingefrorene Wasser mit Hilfe von Gasflaschen aufzutauen. Durch die niedrigen Temperaturen müssten seine Mitarbeiter zudem mit Rüben, Heu und Brot zufüttern, da die Tiere durch den gefrorenen Boden selbst nicht mehr genug Futter fänden. Aber die Tiere frieren nicht: So halten beispielsweise die Bären im Eifelpark Gondorf Winterruhe, die Murmeltiere Winterschlaf und Mufflons, Wölfe sowie das Dam- und Rotwild sind an das Klima gewöhnt.

Besorgte Landwirte: Für die Eifeler Landwirte bedeuten die Temperaturen eine Menge Stress: "In den Viehbetrieben haben die Kollegen zurzeit viel mehr Arbeit als sonst", sagt Michael Horper, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm. Es gebe Probleme mit dem Wasser in den Tränken und mit zugefrorenen Leitungen an den Melkmaschinen. Und während Kühe auch bei Minusgraden gerne die Nase in den Wind halten, kommen Schweine gar nicht mit Kälte zurecht. "Die brauchen nun eine besondere Gasheizung", sagt Horper. Gute Auswirkungen hat der Frost hingegen auf die Ackerböden: "Endlich werden ein paar Schädlinge abgetötet", sagt Horper. Außerdem werde der Boden durch sich ausdehnende Eiskristalle gelockert.

Zugefrorene Autos: Probleme machen einigen Fahrern ihre Wagen, die nicht anspringen wollen. "Wir haben deshalb zurzeit unglaublich viele Einsätze", sagt Reinhard Moll von der Regionalstelle Koblenz des Allgemeinen Deutschen Automobil Clubs (ADAC). Alleine am 3. Februar, dem bislang einsatzstärksten Tag, seien die gelben Engel in der Region Trier 159 Mal ausgerückt.

Rutschende Autos: Nach Angaben der Polizei Daun kam es in ihrem Dienstbezirk (VG Daun, Gerolstein, Hillesheim und Kelberg) vom 1. Januar bis einschließlich gestern zu sieben Verkehrsunfällen wegen Schnee- und Eisglätte. Dabei wurde ein Mensch leicht verletzt. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum gab es 20 Schnee- und Eisunfälle mit einem Leicht- und einem Schwerverletzten.

Gesperrte Straße:
Zu einem Unfall kam es auf der K 28 bei Densborn nicht - weil die Straße zwischen der Einmündung L 16/K 28 und der Einmündung L 24/K 28 vorsorglich gesperrt wurde. Die Fahrbahn war laut Landesbetrieb Mobilität Gerolstein glatt, da sich Eis nach einer Überschwemmung gebildet hatte. Ursache war ein verstopfter Durchlass.

Trockene Straßen: Gestreut wird auf den Straßen der Eifel derzeit kaum. "Die Fahrbahn ist zwar kalt, aber trocken", sagt ein Sprecher des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Gerolstein. In diesem Winter sind bislang eifelweit 8000 Tonnen Salz verstreut worden, davon 2240 Tonnen in den vergangenen beiden Wochen. Zum Vergleich: Im vergangenen Winter hat der LBM Gerolstein insgesamt 28 000 Tonnen Salz auf den Straßen der Eifel verteilt.Extra

Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel in Bitburg misst die Temperaturen viermal am Tag und errechnet daraus ein Tagesmittel, bezogen auf 24 Stunden. Im Schnitt war es demnach bisher diesen Februar minus neun Grad. Das ist deutlich kälter als im Vorjahr: Im Februar 2011 lang der Schnitt bei 2,7 Grad plus. Der kälteste Wert wurde dieses Jahr in der Nacht vom 5. Februar mit knapp minus 16 Grad gemessen. Dieser Februar ist auch kälter als der langjährige Jahresschnitt aus den vergangenen 50 Jahren für diesen Monat, der bei knapp einem Grad plus liegt. Den frostigsten Februar seit Beginn der Aufzeichnungen 1951 gab es 1956 mit im Schnitt minus neun Grad. "Um diesen Rekord zu brechen, müsste sich das Wetter noch eine Weile halten", sagt Christa Thiex vom DLR. scho

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