Geschichte der Nims-Sauertalbahn Eisenbahnbrücke Irrel: Damals Neubau, heute Rückbau
IRREL · Die alte Eisenbahnbrücke über die Nims zwischen Niederweis und Irrel wird in den nächsten Tagen zurückgebaut. Die Nims-Sauertal-Bahnstrecke ist damit Geschichte. Zeitzeuge Otto Endres aus Niederweis hat seinerzeit am Brückenbau mitgearbeitet.
Jeder, der aus der Eifel Richtung Luxemburg pendelt, kennt die Brücke. Kurz vor Irrel spannt sich das stählerne Viadukt über die B 257. Noch, muss man sagen. Denn ab Montag beginnt der Abriss des Bauwerks (der TV berichtete).
Dieses ist übrigens, was nicht jedem bekannt sein dürfte, kein Original mehr. „Die historische Bahnbrücke wurde beim Rückzug der deutschen Wehrmacht am Ende des Zweiten Weltkrieges einem irrwitzigen und sinnlosen Befehl folgend gesprengt“, erklärt Ralph Schmitz von der Volkshochschule Bitburger Land.
Sie stammt also nicht aus den Jahren 1910 bis 1915, als die Nims-Sauertalstecke in mehreren Teilstücken gebaut und eröffnet wurde und von Erdorf über Bitburg und Irrel bis nach Wintersdorf, Metzdorf und Mesenich führte. Sondern sie wurde erst rund 40 Jahre später errichtet.
Das vorhandene Viadukt ist ein Neubau, der von Oktober 1951 bis Frühjahr 1952 entstanden ist. Gebaut wurde sie von den Firmen Stahlbau Rheinhausen und Eisenwerk Kaiserslautern. Und daran kann sich Otto Endres noch bestens erinnern.
Beim Bau der Eisenbahnbrücke hat der Niederweiser als 16-jähriger Junge sein erstes Geld verdient. Er war damals als sogenannter Nietenwärmer eingesetzt, erzählt der Zeitzeuge und erklärt: „Die Einzelteile der Brücke wurden angeliefert und mit Nieten verbunden. Dazu mussten diese Eisenkeile auf sogenannten Feldschmieden stark erwärmt werden. Glühend heiß wurden sie in die Verbindungen eingebracht und von beiden Seiten rundgeklopft.“ Für diese schweißtreibende Arbeit hat Endres damals übigens 90 Pfennig in der Stunde verdient.
Doch nicht nur von denen, die damals dabei waren, ist etwas über die Geschichte der Nims-Sauertalbahn zu erfahren. Auch die Arbeitsgemeinschaft Eisenbahngeschichte im Geschichtlichen Arbeitskreis Bitburger Land beschäftgt sich seit gut 20 Jahren mit der wechselhaften Historie der Linie. Pünktlich zum Abriss der Brücke erscheint im August Heft Nummer 116 zum Thema.
Dort heißt es: Nachdem die Kreisstadt Prüm 1883 an das überregionale Eisenbahnnetz angeschlossen worden war, habe auch Bitburg seine Bemühungen um eine Anbindung an die Eifelstrecke verstärkt.
Doch so schnell wie man sich das gewünscht hatte, ging es dann noch. Es sollten ja noch 20 Jahre vergehen bis in Berlin die Nebenbahn Bitburg-Erdorf genehmigt wurde. Die Mühlen der Bürokratie mahlten also schon damals recht langsam.
Nachdem das Geld im preußischen Staatshaushalt von 1907 dann aber endlich hinterlegt war, begannen noch im gleichen Jahr die Vorarbeiten. Sodass die Nebenbahn am 20. Januar 1910 mit einer Sonderzugfahrt feierlich in Betrieb genommen werden konnte.
Die Verlängerung über Bitburg hinaus ließ dann auch nich mehr lange auf sich warten. Bereits am 2. Oktober 1911 ging die Teilstrecke von Bitburg bis Niederweis in Betrieb.
Etwas mehr Aufwand erforderten die Trassen nach Irrel und Igel. Hier mussten mehrere Brücken, Viadukte und Tunnel gebaut werden, sodass die Inbetriebnahme der Strecke nach Irrel erst im Juli.1912 erfolgen und die Verbindung bis Igel sogar erst während des Ersten Weltkriegs im Oktober 1915 fertiggestellt werden konnte.
Lange Zeit Freude hatten die Passagiere an der Strecke aber nicht mehr. Der Personenverkehr wurde bereits 1969 wieder eingestellt, Güter wurden auf Teilen der Linie immerhin noch bis Mitte der 1990er-Jahre dort transportiert. Fahrzeuge sind aber auch noch heute auf der alten Trasse zwischen Irrel und Bitburg unterwegs – allerdings welche mit zwei Rädern.
Denn auf großen Teilen der früheren Strecke liegt heute der Nimstalradweg.