Eiskalter Schock von oben

Dass nicht immer alles Gute von oben kommt, haben am späten Sonntagabend Helga und Josef Reck in Gemünd erfahren. Mehr als fünf Kilogramm wiegt der Eisbrocken, der auf ihr Haus gekracht ist.

 Das Beweismaterial haben Helga und Josef Reck eingefroren. Der Eisbrocken ist durch den Aufprall in Stücke gebrochen. Foto: David Dreimüller

Das Beweismaterial haben Helga und Josef Reck eingefroren. Der Eisbrocken ist durch den Aufprall in Stücke gebrochen. Foto: David Dreimüller

Gemünd. Helga Reck hatte es sich an diesem Abend auf der Couch gemütlich gemacht, als es um 21.25 Uhr plötzlich einen lauten Knall gab.

Aufgeschreckt rannte die Familie ins Freie und sah an der Ostseite des Hauses die Bescherung. Ein riesiger Eisklumpen war vom Himmel auf ihr Haus gefallen und hatte die Hauswand beschädigt.

Der laute Aufprall war auch den Nachbarn nicht verborgen geblieben, die sich am Morgen nach dem Grund des Lärms erkundigten. Die Kollision des Eisklotzes mit dem Haus der Recks war so heftig, dass einige am Haus gelagerte Holzscheite umgeworfen wurden.

Um der Versicherung und den Behörden den Vorfall glaubhaft zu machen, hat das Ehepaasr das Eis kurzerhand eingefroren. "Es sind deutlich über fünf Kilogramm", sagte Josef Reck. Zum Glück für die Familie schlug der Eisbrocken neben dem Fenster ihres Sohnes und nicht in dessen Zimmer ein. "Wir sind froh, dass keiner getroffen wurde", sagt Helga Reck. Die Polizei, so erzählt das Ehepaar, habe sich für nicht zuständig erklärt. Denn mehr als Fotos von dem Eisklumpen konnten die Beamten auch nicht machen.

Daher recherchierte Josef Reck ähnliche Vorfälle im Internet. Ebenfalls hat er sich beim Luftfahrtbundesamt sowie der Deutschen Flugsicherung informiert.

Letztere teilte Josef Reck schließlich mit, dass man ihm Informationen zukommen lassen könne, falls in seinem Fall eine Passagiermaschine über Gemünd unterwegs gewesen sein sollte. Dass vereiste Toilettenreste im Garten der Recks eingeschlagen sein könnten, schlossen aber beide Institutionen aus.

"Beide Ämter haben mir deutlich gesagt: Flugzeuge lassen keine Toilettenreste ab", so Reck. Möglich sei allerdings eine Vereisung, die sich etwa auf den Tragflächen gebildet haben könnte. Dafür spreche die Tatsache, dass eine Seite des Eisblocks eine glatte Oberfläche habe. Seine Versicherung hat Josef Reck bereits informiert. Sie schickt einen Sachverständigen, der den Vorfall am Haus untersuchen soll. Extra In einem Merkblatt des Luftfahrt-Bundesamts (LBA) heißt es: "So sensationell ein solcher Vorfall auch sein mag, ist er äußerst selten." Nur zwei Möglichkeiten sind laut LBA denkbar: Zunächst sei Eisansatz an einem Flugzeug eine normale Erscheinung, wenn dieses Flugzeug bei Temperaturen zwischen null und minus sechs Grad durch Wolken oder Niederschlagsgebiete fliege. In großen Höhen werde dieses Eis von technischen Einrichtungen abgetaut. Die Bruchstücke seien so klein, dass sie bei Hagel- oder Schneefall nicht auffielen und beim Herabfallen meist tauen würden. Als zweiter Grund wäre ein Defekt an einem Anschlussventil für Toiletten oder dem Sammelbehälter für Brauchwasser denkbar. Wenn ein Ventil undicht oder schlecht verschlossen sei, könnten von Zeit zu Zeit Tropfen austreten. Diese könnten am Flugzeug gefrieren und sich durch weitere Tropfen vergrößern. "Fallen diese Eisbrocken vom Flugzeug in großer Höhe ab, schmelzen sie üblicherweise, bevor sie den Erdboden erreichen", so das Bundesamt. Auch beim Landeanflug könnten sich derartige Eisklumpen lösen, wenn das Flugzeug in die wärmeren Luftschichten absinke, so dass davon ausschließlich Bürger im Anflugbereich von Flughäfen betroffen seien. (ron)

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