Regionalentwicklung Elf Konkurrenten und eine Traumhochzeit

Bitburg/Daun/Prüm · Die Eifeler Verbandsgemeinden werben um heiratswillige Paare. Ihre Argumente: Schlösser als Trauorte. Warum eine kleine VG ohne Burg trotzdem besonders gut abschneidet und warum der Bürgermeister in einer anderen VG als Standesbeamter einspringt.

 Liebe lieber ungewöhnlich: Eine Vielzahl historischer Gemäuer in der Eifel eignet sich für Hochzeiten – so etwa die Burgen Rittersdorf.

Liebe lieber ungewöhnlich: Eine Vielzahl historischer Gemäuer in der Eifel eignet sich für Hochzeiten – so etwa die Burgen Rittersdorf.

Foto: kleis denise

Hand in Hand läuft das Paar unter dem Torbogen hindurch. Der Schleier ihres Kleides flattert bei jedem Schritt. Einen Moment später steckt er ihr den Ring auf den Finger. Ein Ritter wacht über die frischgebackenen Eheleute – oder zumindest seine Rüstung. Sie steht, silbrig glänzend, in der Ecke des Trauzimmers. Schilde mit Wappen und Hellebarden hängen an den Wänden.

Die Szenen stammen aus einem Werbevideo auf der Internetseite des Restaurants Hermanns in der Rittersdorfer Burg. Manch einer wird sich fragen, warum die Gastronomen dafür überhaupt werben müssen. Schließlich wäre eine Heirat im alten Gemäuer für viele eine Traumhochzeit. Doch die Zeiten hätten sich geändert, sagt Pächter Achim Hermanns. So eilig wie die beiden aus dem Videoclip hätten es die Paare heute nicht mehr, sich in Rittersdorf das Ja-Wort zu geben. Das jedenfalls ist der Eindruck des Wirtes, für den die Eheschließungen zum Geschäft gehören. Denn wer sich auf der Burg vermählt, feiert auch meist in seinem Gasthaus. Das weiß auch Josef Junk. „Mehr Hochzeiten bedeuten mehr Umsatz. Da kann ich den Pächter verstehen“, sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land.

 Aber auch die Dasburg wird als Trauungsort gerne genommen.

Aber auch die Dasburg wird als Trauungsort gerne genommen.

Foto: e_pruem <e_pruem@volksfreund.de>

Es habe eine Zeit gegeben, als im Rittersdorfer Standesamt noch mehr los war, räumt Junk ein. „Heiraten auf einer Burg oder einem Schloss – das war früher unser Alleinstellungsmerkmal“, erinnert er sich. Inzwischen gebe es Konkurrenz. Die Verbandsgemeinden in der Nachbarschaft hätten ähnliche Angebote entwickelt.

So können die Dauner etwa in der Burg Dreis-Brück heiraten, die Arzfelder auf der Dasburg, die Gerolsteiner auf der Burg Lissingen und die Prümer in der Kapelle des Konvikts. Mithalten kann das Bitburger Land noch immer: Neben der Burg Rittersdorf hat die Verbandsgemeinde auch die Burg Dudeldorf und die Schlösser Malberg und  Hamm auf dem Programm. Noch mehr bieten nur die Südeifeler: Paare können sich das Ja-Wort in den Schlössern Niederweis, Weilerbach und Kewenig geben, sowie in der Kapelle der Burg Neuerburg, der Hüttinger Mühle oder der Glashütte Holsthum. Und diese „Außenstellen“ seien „hoch frequentiert“, sagt Bürgermeister Moritz Petry. Das schlägt sich auch in der Statistik nieder: Nirgendwo in der Eifel wird so oft geheiratet wie im Bitburger Land und in der Südeifel. Rund 150 Hochzeiten gibt es hier jährlich.

So gute Zahlen hat nur eine andere Eifeler Verbandsgemeinde: 80 Eheschließungen gibt es jährlich an der Oberen Kyll. Was beachtlich für eine VG mit nur 8000 Einwohnern ist. Der Grund für den Boom, wenn man Standesbeamtin Karin Jaax glaubt: „Wir haben mit der Birgeler Mühle eine sehr gut genutzte Außenstelle.“

Von solchen Zahlen können die Nachbarn aus Kelberg nur träumen. Hier traut man sich am seltensten. Kaum mehr als 30 Hochzeiten werden in der Verbandsgemeinde gefeiert. Auch in den weiteren kleinen VGs Arzfeld, Gerolstein, Hillesheim und Speicher sowie in der Stadt Bitburg bewegen sich die Zahlen zwischen 30 und 60 Hochzeiten. Etwa hundert Paare vermählen sich im Jahr in den Verbandsgemeinden Daun und Prüm. Sie haben auch etwa gleich viele Einwohner. Doch weder in der Südeifel, noch im Bitburger Land, und schon gar nicht an der Oberen Kyll, wohnen wesentlich mehr Menschen. Was also macht sie zu Spitzenreitern?

Die Zahlen müssen etwas mit dem Angebot zu tun haben. So gibt es in beiden Regionen nicht nur jede Menge Schlösser und Burgen, die sich als Hochzeitsorte eignen. Die Verwaltungen halten auch Möglichkeiten vor, dort am Wochenende zu heiraten. In allen anderen Verbandsgemeinden ist dies entweder nur nach Absprache oder an wenigen ausgewählten Tagen im Jahr möglich.

In der Südeifel hingegen können Paare laut Bürgermeister Moritz Petry an fast jedem Samstag im Frühling und Sommer Ringe tauschen. Um die Standesbeamten zu entlasten, springt der Bürgermeister sogar selbst bei drei Hochzeiten ein. Im Herbst und Winter seien die Mitarbeiter der Verwaltung zumindest an drei Samstagen im Monat im Dienst. Auch an der Oberen Kyll sei man flexibel an den Wochenenden, sagt die Standesbeamtin.

Im Bitburger Land ist es möglich, an vier Samstagen im Monat zu heiraten – an den zwei ersten in Rittersdorf, und den zwei letzten in Malberg. Dass die beiden Standorte als Trauorte an Relevanz verlieren, scheint unwahrscheinlich. Die Zahlen der vergangenen fünf Jahre sind stabil. Für Pächter Hermanns sind das mit Sicherheit gute Nachrichten.

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