Archiv 2011 Das Ende einer Idylle: Die Bastenmühle, auch Viezmühle genannt, schließt

Wittlich · Die Bastenmühle, auch Viezmühle genannt, ist für Generationen von Wittlichern gleichbedeutend mit Sommer, Erholung, Freizeit und Treffen mit Freunden. Mitte August ist es damit vorbei. Am Wochenende vor der Säubrennerkirmes werden Gertrud und Ellen Neuerburg ein letztes Mal Gäste bewirten.

 Kein leichter Entschluss: Gertrud und Ellen Neuerburg sind oft die einzigen Gäste der Bastenmühle und geben den Betrieb schweren Herzens auf. TV-Foto: Klaus kimmling

Kein leichter Entschluss: Gertrud und Ellen Neuerburg sind oft die einzigen Gäste der Bastenmühle und geben den Betrieb schweren Herzens auf. TV-Foto: Klaus kimmling

Wittlich. Ein Platz auf der Holzbank der Bierzeltgarnitur, ein Glas Viez, ein Stubbi oder einen Sprudel auf dem Tisch, das Rauschen der Lieser, nette Gesellschaft und spielende Kinder. Für die Menschen in Wittlich ist ein Ort der Erholung, an dem es das alles gibt, seit viele Jahrzehnten die Bastenmühle.
Doch Gertrud Neuerburg und ihre Tochter Ellen wollen den Traditionsbiergarten jetzt schließen. Gründe dafür gibt es viele, wie sie sagen. "Das Ausgehverhalten hat sich verändert", so ihre Überzeugung. In früheren Zeiten seien viele junge Menschen, auch Familien gekommen. Auch in der Woche waren oft Mütter mit ihren Kindern als Gäste auf der Mühle. Das sei deutlich weniger geworden. Außerdem kämen in einem wechselhaften Sommer wie diesem weniger Menschen.
Gertrud Neuerburg hat die Bastenmühle 1981 zusammen mit ihrem Mann Klaus von dessen Eltern übernommen. Damals wurde der Viez noch selbst gemacht. In den Jahren 1992 bis 2002 war die Viezmühle verpachtet. 2002 haben dann Gertrud und Ellen Neuerburg die Gaststätte wieder selbst betrieben.
Der Biergarten hat seinen urigen Charakter über Jahrzehnte hinweg behalten. Dennoch haben sich Dinge geändert. Bis in die 1980er Jahre gab es eine Kegelbahn auf der Viezmühle. In diesem Gebäude sind heute die Toiletten. Viele Besucher, die heute über 20 Jahre alt sind, können sich noch an die alte Schaukel erinnern. Statt Seilen gab es fest fixierte Metallstangen, mit denen die Mädchen und Jungen aber enorm hoch schaukeln konnten. Heute aus Sicherheitsgründen nicht mehr denkbar, denn blaue Flecken und Beulen am Kopf gab es häufig. "Es ist aber nie etwas Schlimmes passiert", sagt Gertrud Neuerburg.
Heute steht ein moderneres Spielgerät aus Holz für die jungen Besucher zur Verfügung. Das Spielen in der Lieser ist für die Kinder heute nicht mehr möglich. Ein Zaun trennt den Biergarten von der Uferbefestigung. Diese wurde vor etwa vier Jahren notwendig, weil immer mehr Land von der Lieser weggespült wurde. Zu kämpfen hatten die Betreiber der Bastenmühle mehrfach mit dem Hochwasser.
Ruhe genießen


Erst zwei Jahre ist es her, als nach einem strengen Winter der Eisgang der Lieser großen Schaden anrichtete. Gertrud Neuerburg: "Innerhalb von wenigen Minuten war alles überflutet. Danach lag alles voller Eisschollen." Die beiden Frauen bedauern ihren Entschluss nicht. Der Biergarten soll künftig nicht mehr verpachtet werden. Die Stammgäste hätten Verständnis, sagen sie. Kritik gebe es allenfalls von denen, die nur ganz selten und dann nur bei gutem Wetter kommen. Gertrud und Ellen Neuerburg wohnen in der Mühle und freuen sich jetzt auf ruhigere Zeiten: "Dann können wir die Idylle auch mal selbst genießen."

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