Wau! So lernen Kinder leichter lesen Der Lesehund: dein bester Zuhörer

Roth bei Prüm · Der Birkenhof-Verein aus Roth bei Prüm ist für den Deutschen Engagementpreis nominiert. Auf dem Hof werden Lesehunde ausgebildet.

 Bitte einmal freundlich hecheln! Gerlinde Mentzen (links), Mia Meiers (Bundesfreiwilligendienst-Absolventin) und die Huskies, mit einem Kollegen aus den Schweizer Bergen, auf dem Birkenhof in Roth bei Prüm.

Bitte einmal freundlich hecheln! Gerlinde Mentzen (links), Mia Meiers (Bundesfreiwilligendienst-Absolventin) und die Huskies, mit einem Kollegen aus den Schweizer Bergen, auf dem Birkenhof in Roth bei Prüm.

Foto: Fritz-Peter Linden

Lesehunde? Im Ernst? Was machen die denn? Jedenfalls nicht (selber) lesen, klar. Aber es gibt sie wirklich – und was sie tun, ist eher ein freundliches Zuhören.

Aber genau das hilft – vor allem jenen Lese-Anfängern, die sich damit besonders schwer tun: Ein Lesehund, sagt Sarah Fuchs vom Birkenhof im Schneifeldorf Roth, erleichtere es zum Beispiel einem Kind, sich in den richtigen Schmöker-Zustand zu versetzen: „Der legt sich dann dazu und entfaltet seine beruhigende Wirkung.“

Die Lesehunde-Teams gehen regelmäßig in Schulen oder Büchereien. Der Hund lauscht dann dem vorlesenden Kind, ohne es für seinen Vortrag zu kritisieren, zu bewerten oder gar bei Fehlern zu hänseln.

Dahinter steckt mehr als nur ein schöner Gedanke: Kinder, denen die Lektüre eher schwer falle, „vermeiden Situationen wie das Lesen generell und ganz besonders das laute Vorlesen“, schreiben die Birkenhof-Leute in einer ihrer Broschüren. Das gelte erst recht in Anwesenheit von (gern ja mal gnadenlosen) Klassenkameraden oder von Lehrern, „denn sie verbinden damit Misserfolg, Kritik und somit negativen Stress“.

Mit dem Hund kann man also das Vorlesen risikofrei und entspannt üben. Die Familie, die auch einen gemeinnützigen Verein unter dem Namen ihres Hofs gegründet hat, wurde auf einer Messe auf den Lesehund der Johanniter-Hilfe aufmerksam. „Und so ist die Idee gewachsen“, sagt Sarah Fuchs. Gemeinsam mit den Johannitern „haben wir die ersten Lesehunde ausgebildet, die bereits erfolgreich im Einsatz sind. Nach einer Weiterbildung bei den Johannitern sind wir jetzt in der Lage, die Ausbildung eigenständig anzubieten.“

Vor sieben Jahren berichteten wir bereits einmal über Familie Mentzen, die auf dem Birkenhof zunächst vor allem Huskies hielt und ausbildete. Neben den drei Töchtern Sarah (inzwischen verheiratete Fuchs), Sabrina (heute: Schwiers) und Lea sind das auch die Eltern Gerlinde und Helmut. Und derzeit zwei junge Frauen, die im Bundes-Freiwilligendienst stehen, sowie eine Auszubildende – denn auf dem Birkenhof kann man sich auch zur „Tierpflegerin in Heim und Pension“ schulen lassen.

Die Tiere erfreuen alte Menschen in Senioreneinrichtungen oder Kinder und Erwachsene mit schwerer Behinderung. Inzwischen bildet der Verein aber eben auch die Lesehunde aus. Neben einigen der Huskies sind das vor allem Tiere von außerhalb, deren Halter sich ehrenamtlich in dieser Arbeit (Fachbegriff: tiergestützte Intervention) engagieren. Hauptsache, sie – also die Vierbeiner – haben das Talent dazu.

Der Verein begleitet die Lesehund-Frauchen und -Herrchen auch nach der Ausbildung. Das alles funktioniert so gut, dass man jetzt – neben vielen weiteren Initiativen bundesweit, darunter auch einige aus der Region Trier – damit für den Deutschen Engagementpreis nominiert ist. Bis zu 10.000 Euro sind dort zu gewinnen. Wäre ja ein schönes Leckerchen. Und falls es tatsächlich klappt, will der Birkenhof-Verein das Geld wieder in die Ausbildung von weiteren Lesehunden fließen lassen.

Abstimmen kann man noch bis kommenden Dienstag, 24. Oktober, auf der Website des Preises: unter www.deutscher-engagementpreis.de/publikumspreis

Dort findet man neben dem Birkenhof auch eine Übersicht mit allen weiteren nominierten Initiativen.

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