Englische Pfeifen für die Eifel

RODERSHAUSEN. Beruf und Hobby hat der Kirchenmusiker Reiner Simon aus Rodershausen mehr als ein Jahr lang miteinander verbunden. Das Ergebnis: Eine Keates-Orgel für die Pfarrkirche St. Jakobus in Rodershausen. Die Orgelweihe ist am Sonntag, 19. März um 14.30 Uhr.

 Reiner Simon hat die Keates-Orgel in Rodershausen selbst aufgebaut. Foto: Waltraud Ewerhardt

Reiner Simon hat die Keates-Orgel in Rodershausen selbst aufgebaut. Foto: Waltraud Ewerhardt

Mehr als 100 Jahre lang musste sich die Pfarrgemeinde mit einem Harmonium begnügen. Nun hat das Gotteshaus eine Orgel. "Kein 08/15- Instrument, sondern eine richtige Pfeifenorgel" , sagt Simon. Das Instrument hatte der Kirchenmusiker per Zufall im Sommer 2004 in Wuppertal bei einem Händler entdeckt. "Als ich sie sah, wusste ich direkt: das ist sie", erzählt er. Sie, das ist der Lebenstraum von Reiner Simon, eine Keates-Orgel mit Windladen in Massivholzbauweise und goldbronzierten Schaupfeifen. Trotz Brandspuren "ein absolutes Geschenk"

Die Orgel kommt aus England und hat eine langjährige Geschichte. Sie wurde 1920 von der Orgelbaufirma Albert Keates für die Methodist Church in Norton Woodseats in Yorkshire, im Süden Sheffields, gebaut. Die Inschrift im Holz sagt aus, dass sie den Opfern des ersten Weltkrieges gewidmet war. Knapp 60 Jahre später wechselte sie ihren Standort und kam in das etwas nordöstlich gelegene Bramley. Dort überstand sie einen Brandschaden. Spuren davon sind heute noch im Holz zu sehen. 2003 wurde die Kirche in Bramley geschlossen und die Orgel an die Firma Ladach in Wuppertal veräußert. Nun steht sie in der Pfarrkirche St. Jakobus in Rodershausen. "Ihr Stil und ihr Klang sind unvergleichbar", schwärmt Organist Simon: "Ich hätte nie gedacht, eine solche Chance zu erhalten. Es ist ein absolutes Geschenk." Rund 2000 ehrenamtliche Arbeitsstunden hat ihn der Aufbau gekostet. Die handwerklichen Fähigkeiten dafür hatte er sich während des Studiums in mehreren Praktika bei Orgelbauern erworben. Außerdem steckte Simon 30 000 Euro seines Geldes in die Restaurierung hinein. "Es ist mein Hobby", erklärt der 40-Jährige seinen außergewöhnlichen Einsatz. Weitere 36 000 Euro haben Sponsoren und die Pfarrgemeinde aufgebracht. "Die Keates-Orgel ist stilistisch eine romantische Orgel", sagt Simon. Das ursprünglich mechano-pneumatische Traktursystem hat er durch eine elektrische Traktur ersetzt. Das erlaubt ihm eine weitere Ausbaustufe, die er im nächsten Jahr in Angriff nehmen will. Dann soll die Orgel von jetzt 823 auf 1500 Pfeifen (26 Register plus Röhrenglockenspiel mit 20 Tönen) aufgestockt werden. "Das Instrument wird dann einen Wert von etwa 300 000 Euro haben", schätzt er. Die erforderlichen Teile für den Ausbau sind bereits vorhanden. "In Deutschland gibt es nur wenige englische Orgeln", meint Simon: "In der Stiftskirche in Kyllburg steht quasi die kleine Schwester aus England. Die nächste direkte Verwandte unserer Orgel steht in München St. Wolfgang." Simon scherzt: "Wenn eine englische Orgel auch auf bayrisch spielen kann, dann dürfte es mit unserem Platt wohl keine Probleme geben. Und nicht vergessen: nicht die Orgel spielt - sondern der Organist." Zur Weihe der Orgel am 19. März wird Reiner Simon jedoch nicht spielen. In Kirchenmusikerkreisen ist es üblich, dass ein auswärtiger Kollege diesen Part bei der Orgelweihe übernimmt. Regionalkantor Christoph Schömig aus Prüm wird diese Ehre zukommen. Reiner Simon wird derweil die Chorgemeinschaft Karlshausen-Rodershausen dirigieren, die den Festgottesdienst mitgestaltet. Die Weihe der Orgel wird Dechant Klaus Bender (Kyllburg) vornehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort