Er geht nur, weil er gehen muss

Prüm · Mehr als 45 Jahre lang war Bartolome (Barty) Lliteras in der Prümer Wehr, 28 Jahre lang Kreisausbilder für Atemschutz, 20 Jahre lang stellvertretender Wehrführer. Gestern, an seinem 63. Geburtstag, haben ihn seine Kameraden in den Ruhestand verabschiedet.

 In seiner „guten Stube“: Barty Lliteras in der Atemschutzwerkstatt der Prümer Wehr. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

In seiner „guten Stube“: Barty Lliteras in der Atemschutzwerkstatt der Prümer Wehr. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm. Als Barty Lliteras zur Prümer Feuerwehr kam, schickte gerade David Bowie seinen Major Tom ins All, mit seinem ersten großen Hit ("Space Oddity"). So lange ist das her. "Ich bin von drei Mann geworben worden, von denen zwei noch leben: Hans-Josef Schaperdoth, Josef Hahn und Kurt Jary, der allzu früh gestorben ist", sagt Lliteras.
Die Feuerwehr - das sei schließlich ein guter Zweck, da könne man anderen helfen, habe er damals gedacht. "Und dann hab ich das versucht." Der Versuch gelang ziemlich gut. Lliteras ist Oberbrandmeister, stellvertretender Wehrführer, verantwortlich für den Atemschutz in Stadt und Verbandsgemeinde, Kreisausbilder für Atemschutz und noch so manches mehr.
Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG), bedauert, dass Lliteras gehen muss: "Er war immer ansprechbar, verlässlich und engagiert." Zum Beispiel bei dem Unfall mit einem Reisebus aus Schweden 1999, als zwei Menschen starben: Da hatte Lliteras das Kommando, weil der damalige Wehrführer Bernd Jaron und Verbandsgemeinde-Wehrleiter Reinhard Houscht beide erkrankt waren.
"Das Schlimme war, dass wir eine Frau nicht aus dem Bus bekommen haben, die mit dem Fuß eingeklemmt war, und das über mehrere Stunden. Letztendlich haben wir den Bus dann mit zwei Winden auseinandergerissen." Viele schwere Einsätze habe es gegeben, manche aber endeten auch glücklich: wie der Unfall eines Papiertransporters, der bei Schloßheck 25 Meter tief gestürzt war. Die beiden Männer im Wagen wurden darunter eingeklemmt. Lliteras schnappte sich eine Flex und schnitt die Stoßstange ab, damit sie befreit werden konnten. Monate später kam er von einer Übung heim, und seine Frau Christa sagte: "Du wirst gleich einen Anruf kriegen, der dich freuen wird." Es war der LKW-Fahrer. Der hatte von der Polizei gehört, wer ihn gerettet hatte. Und teilte Lliteras nun dankbar mit, dass er ohne dessen Hilfe sein Bein verloren hätte.
Ach, das mit dem Namen müssen wir noch klären, obwohl er das gar nicht will, schließlich sei er "ein Prümer - total". Aber sein Vater Sebastian war Spanier. Die Familie hatte eine Plantage auf Mallorca und schickte den Sohn nach Trier, um die Produkte hier zu vermarkten, "weil er drei, vier Fremdsprachen konnte". Dort lernte Lliteras senior dann seine Frau Elisabeth kennen: "So kam das", sagt Barty Lliteras.
Und jetzt hört er auf. Weil er muss, er hat die Altersgrenze erreicht. Die Atemschutzwerkstatt, so viel Kontinuität muss sein, übernimmt ein weiterer Lliteras: sein Sohn Daniel. Und neuer Stellvertreter von Wehrführer Lothar Bormann wird Tobias Kickertz - "auch ein sehr guter Feuerwehrmann".
Barty Lliteras wird das alles vermissen: "Die gesamte Feuerwehr. Die Arbeit, die Lehrgänge, die Einsätze … wenn ich die Feuerwehr rausfahren höre, dann wird mir das schon dick tun." Aber so sei das eben: "Irgendwann kommt der Tag", sagt er, und raucht den Schleier, der da über seine Augen huscht, mit der nächsten Zigarette weg.
Jetzt tritt er in die Altersabteilung der Prümer Wehr ein, da freut er sich drauf. Und vergisst nicht, allen zu danken, von den VG-Verantwortlichen bis zu den Prümer Notärzten: Wenn er einen Unfall hätte und könnte sich die Mediziner aussuchen, dann müssten das unbedingt die Prümer sein. "So ein Vertrauen hab ich zu denen."
Und, ja, zu den Kameraden: "Die Mannschaft hat die Arbeit gemacht. Und sie hat gute Arbeit gemacht, was viel zu wenig erwähnt wird." Danke, Herr Oberbrandmeister.
Extra

Barty Lliteras, am 19. Februar 1953 in Trier geboren, trat 1969 in die Prümer Feuerwehr ein. Der Bäckermeister arbeitet heute in der Stihl-Gießerei in Weins-heim, mit seiner Frau Chrisa hat er einen Sohn, Daniel, und drei Enkel: Viktoria, Philipp und Laurenz. Er ist Kreisausbilder für Atemschutz, seit dem 16. Dezember 1995 war er stellvertretender Prümer Wehrführer. Lliteras hat eine Reihe von Ehrungen erhalten, darunter je zwei Mal das silberne und das goldene Feuerwehrehrenzeichen. fpl

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