Er hat den besten Blick für die Kuh: Lukas Ledo aus Nusbaum ist Jugend-Europameister in der Viehbewertung

Nusbaum · Wie sieht die ideale Kuh aus? Worauf achten Bauern und Züchter? Einer, der es wissen muss, ist Lukas Ledo aus Nusbaum, der frisch gebackene Europameister in der Viehbewertung. Der TV hat ihn auf dem elterlichen Hof besucht.

Er hat den besten Blick für die Kuh: Lukas Ledo aus Nusbaum ist Jugend-Europameister in der Viehbewertung
Foto: (e_eifel )

Sie heißt Vicki, hat einen tollen Wuchs mit breitem Becken, erkennbaren Rippen und steht auf der Weide von Landwirt Lukas Ledo in Nusbaum. Vicki ist eine Kuh und die erste, die der 20-Jährige in eigener Verantwortung auf der monatlichen Auktion in Bitburg für den elterlichen Betrieb gekauft hat. Geholfen haben ihm bei dieser Entscheidung seine Begeisterung für das Vieh und sein guter Blick. Denn den hat er! Das hat er unlängst unter Beweis gestellt bei der Jugend-Europameisterschaft im Rahmen der französischen Landwirtschaftsmesse in Paris. Mit der höchsten erreichbaren Punktzahl hat er sich gegen 46 Teilnehmer aus 19 Ländern durchgesetzt.

Doch wie kommt ein Eifeler Landwirt nach Paris? Lukas macht zurzeit eine Ausbildung zum staatlich geprüften Wirtschafter beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum in Bitburg, das in diesem Jahr erstmals die deutschen Teilnehmer zu dem Wettbewerb entsenden durfte. "Ich hatte zwar nicht so viel Erfahrung, aber ich weiß, was mir an einer Kuh gefällt", erzählt er. Gemeinsam mit Alexander Schwalen aus Leidenborn, der später den vierten Platz belegte, bereitete sich Lukas ordentlich vor, denn "ich wollte auf keinen Fall Letzter werden".

Große Unterstützung fanden die beiden bei der luxemburgischen Landwirtschaftsschule in Ettelbrück, mit deren Teilnehmern sie gemeinsam lernten. Die Milchkühe der Rasse Holstein-Friesen waren Lukas vertraut, stehen doch davon rund 50 stattliche Exemplare bei ihm daheim im Stall. "Doch von Limousin-Fleischrindern hatte ich keine Ahnung." Und so lernt er, dass er beim muskulösen Bullen "oben eine Kiste Bier drauf stellen kann, ohne dass sie runterfällt. Bei einer Milchkuh hingegen darf das nicht sein." Die ideale Milchkuh nämlich hat einen scharfen Widerrist, das heißt, ihre Wirbelsäule ist deutlich zu sehen und am Nacken soll kein Fett sein. Dazu hat sie ein breites Becken, ein gut durchblutetes Euter und einen tiefen Körperbau. "Ein großer Brustkorb hat mehr Platz für Herz, Lunge und Pansen. Mit bis zu 10 000 Litern Milch pro Jahr ist die Kuh ein Hochleistungssportler. Und wenn viel gutes Futter in sie reinpasst, gibt sie mehr Milch."

Mit all diesem Wissen konnte Lukas in Paris punkten. "Während die anderen Teilnehmer nur um das Vieh herumstanden, bin ich immer um die Kuh herum gegangen, habe mit den Fingern den Rippenabstand gemessen und das Sägemehl weggescharrt, um den Klauenwinkel zu beurteilen". Die eigene Daumenlänge diente ihm als Maßstab für die Länge der Euterzitzen. Vier Tiere musste er bewerten, zwei Holstein-Friesen, und zwei Limousin. Dann stand fest: Lukas hat den besten Blick fürs Vieh und ist Jugend-Europameister! Ein Titel, der als "Anmach-Spruch schlecht zieht", lacht er. Auch wenn er jetzt Champion ist, bleibt zunächst alles beim Alten. Er, der schon immer Landwirt werden wollte und nach einer durchfeierten Nacht auch schon mal morgens direkt im Stall weitermacht, wird irgendwann den Hof übernehmen.

Für eine berufliche Zukunft als Bewerter fühlt er sich einfach "noch nicht alt genug". So bleibt ihm Zeit, sein Auge weiter zu schulen, die Begeisterung für seinen Beruf zu bewahren oder beim neugeborenen Kalb die Potenziale zu entdecken, die in ihm stecken. "Als Züchter muss man schon ein bisschen verrückt sein", sagt Lukas. "Aber ich gebe meinen Kühen keine Noten."

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