Ergocast-Mitarbeiter vor neuen Sorgen

Die 255 Mitarbeiter der insolventen Jünkerather Ergocast GmbH (der TV berichtete) sollen weitere Zugeständnisse machen, damit die Gießerei gerettet und für Investoren attraktiver gemacht werden kann. Zudem könnten bis zu 100 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren.

 Harte Zeiten für die Ergocast-Mitarbeiter: Die Gießerei in Jünkerath. TV-Foto: Archiv/Stefanie Glandien

Harte Zeiten für die Ergocast-Mitarbeiter: Die Gießerei in Jünkerath. TV-Foto: Archiv/Stefanie Glandien

Jünkerath. Die Jünkerather Gießerei Ergocast hat im März Insolvenzantrag gestellt - nachdem die 255 Mitarbeiter erst im vergangenen Jahr eine Reihe von Zugeständnissen an die Geschäftsführung gemacht hatten, um das krisenbedingt angeschlagene Unternehmen zu sanieren. Im Juni wurde nun das Verfahren eröffnet, Insolvenzverwalter ist Jörg A. Wunderlich aus Trier. Jetzt sickert durch: Damit bei möglichen Investoren ein Interesse für den beabsichtigten Verkauf geweckt werden kann, sollen die Beschäftigten des Traditionsbetriebs weiteren Verzicht üben. Zusätzlich könnten 70 bis 100 Kollegen ihre Arbeitsplätze verlieren.

"Investoren wollen immer eine hübsche Braut", sagt dazu Roland Wölfl von der IG Metall in Trier. So billig werde man seine Haut aber nicht verkaufen, zumal durch die Insolvenz bereits die Betriebsrenten-Zahlung weggefallen und vom Pensions-Sicherungsverein in Köln übernommen worden sei.

Laufender Tarifvertrag bedeutet bereits Einbußen



"Wir haben seit einem Jahr einen laufenden Sanierungs-Tarifvertrag, der schon Einkommens-Einbußen bedeutet", sagt Wölfl. "Jetzt fordern Insolvenzverwaltung und Investoren weitere Zugeständnisse. Darunter auch einen Personalabbau."

Dennoch sind die Mitarbeiter gesprächsbereit: Am Samstag hätten die Gewerkschaftler in einer Versammlung mehrheitlich beschlossen, "eine Modifizierung der bestehenden Vereinbarung zu verhandeln. Mit dem Ziel, so vielen Menschen wie möglich den Arbeitsplatz zu erhalten".

Die Zugeständnisse, die man den Mitarbeitern abringen wolle, seien "die übliche Liste der Grausamkeiten", sagt Wölfl. Darunter der Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld, längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich - und eben die befürchteten Entlassungen. Bereits im vergangenen Jahr mussten 80 Kollegen das Unternehmen verlassen, darunter viele, deren Zeitverträge nicht verlängert wurden.

Insolvenzverwalter Jörg A. Wunderlich und die Ergocast-Geschäftsführung waren bislang nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Laut TV-Informationen ist man jedoch bemüht, das Unternehmen in weitestmöglichem Einvernehmen mit den Beschäftigten zu retten und die meisten Arbeitsplätze zu erhalten.

Offenbar gibt es mehrere Kaufinteressenten aus der Bundesrepublik und weiteren europäischen Ländern, die den Betrieb weiterführen wollen. Auch die Auftragslage hat sich offensichtlich im Vergleich zum Vorjahr verbessert, wenn sie auch noch nicht auf dem gleichen Niveau liegt wie vor der weltweiten Wirtschaftskrise. EXTRA Drei Jahrhunderte Firmengeschichte: Die heutige Ergocast in Jünkerath fußt auf einer sehr langen Tradition. Bereits im 17. Jahrhundert gründete dort Salentin Ernst Graf von Manderscheid-Blankenheim eine Eisenhütte, in der unter anderem Ofenplatten hergestellt wurden. In den 1930er Jahren übernahm die Demag, die wiederum im Jahr 1975 unter das Dach der Mannesmann AG kam. Seit 2007 gehört der Betrieb zum Investment-Unternehmen "Nimbus" mit Sitz in München (und unter dem Dach der niederländischen Gietburg-Gruppe). In Jünkerath entstehen spezielle Gussteile, die unter anderem im Maschinen- und Anlagenbau eingesetzt werden. Zu den Kunden zählen Siemens und Bosch. Im vergangenen Jahr geriet das Unternehmen in die Krise: Die Aufträge gingen zurück, Mitarbeiter wurden entlassen, die übrigen Kollegen übten Lohnverzicht und nahmen weitere Einbußen in Kauf. Im März stellte das Unternehmen schließlich Insolvenzantrag. (fpl)

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