Erleben, wie man bei "Grafens" wirklich lebt
SATZVEY. (red) Wenn eine Gräfin an anderer Fürsten Schlosstür anklopft, dann öffnen sich Tore schneller als für gewöhnliche Menschen. So ist es kein Wunder, dass Jeanette Gräfin Beissel von Gymnich (Burg Satzvey) eine Idee realisieren konnte, von der sie lange geträumt hatte: Schlösser und Burgen in einem Bildband vorzustellen.
Als Autorin hatte die Gräfin vor acht Jahren mit "Aldikadabra" (lustige Hexenrezepte) ihre Premiere, danach folgte der Mittelalter-Roman "Und flog in ein anderes Land". Nun stellte sie jüngst in München das neueste Werk "Luxury Houses" vor, das im teNeues-Verlag erscheint. Zufällig hatte sie Verlagsvertreter auf dem Satzveyer Weihnachtsmarkt kennen gelernt, als dort Kalender des Verlags verkauft wurden. teNeues hatte vorher bereits eine ganze Serie von "Luxury"-Bänden herausgegeben - mit Hotels, Golfplätzen, Airline Designs, privaten Inseln. Warum also nicht Schlösser? Viele Wochen war Gräfin Jeanette in Deutschland unterwegs, nicht nur, um eine interessante Auswahl zu treffen, sondern auch, um an Schlössern interessierten Menschen entsprechende Informationen geben zu können. Die meisten der Schlossbesitzer kannte die Gräfin bereits vorher. Die prominenteste Adelige war wohl Fürstin Gloria von Thurn und Taxis , die der Gräfin die Pforten ihres Schlosses St. Emmeram in Regensburg öffnete.22 Schlossbesitzer gewähren Einblick
Fürstin Gloria hatte als kleines Mädchen längere Zeit auf Burg Satzvey gewohnt, hatte quasi mit Franz-Josef Graf Beissel zusammen gespielt. Alle 22 von der Gräfin ausgewählten und besuchten Schlossbesitzer gewährten Einblick ins Innenleben ihres Besitztums. "Schlösser und Burgen sind keine Relikte aus alter Zeit", sagt die Gräfin, sie hätten auch in der heutigen Kulturlandschaft ihre Daseinsberechtigung. Außerhalb der dicken Schlossmauern habe man vielfach eine völlig falsche Meinung. So sei es völlig normal, wenn die Schlossbesitzer wie andere Menschen auch in Jeans umher liefen. Bei "Grafens" auf dem Schloss oder der Burg verlaufe das Leben völlig normal, wobei alle Besitzer das gleiche Problem hätten: Wie schaffe ich es finanziell, die Kulturgüter und Schätze zu unterhalten? Wie schütze ich sie vor dem Verfall? "Von reich bis arm ist auf Schlössern alles vertreten, die Besitzer sind Menschen wie ich und du und haben alle gemeinsam auch noch das Problem, ihre Nachfolge zu regeln", weiß Gräfin Jeanette aus vielen Gesprächen. Hat sie und ihr Franz-Josef auch. Ob Tochter Patrizia oder Sohn Maximilian einmal Burg Satzvey übernehmen werden? Es sei alles noch ungeklärt, sagt die Gräfin, sie werde wohl mit ihrem Grafen noch einige Jährchen weiter die Events auf der Burg organisieren müssen. Wie die Nachfolge auf Schloss Tüssling vonstatten geht, ist auch unklar. Dort residiert mit Gräfin Stephanie Bruges von Pfuel eine sechsfache Mutter, die durch Werbespots für eine Kaffemarke vielen Fernseh-Zuschauern bekannt wurde. So wie die Beissels haben auch die anderen Schlossbesitzer ihre Pforten für Besucher geöffnet. Gräfin Beissel führt mit dem Bildband durch diese Schlösser und reflektiert die Gedanken der jeweiligen Hausherren und Hausherrinnen über Historie und Herausforderung, über Verantwortung und Vision, über Kultur und Kreativität.Musik auf Schloss Kleeburg in Euskirchen
Für die 23 Schloss- und Burgbesitzer ist der Bildband eine hervorragende Werbung, ist er doch mit fünfsprachigem Text ausgestattet. Im Anhang sind alle 23 Objekte zudem mit Adressen, Homepage und Besonderheiten vorgestellt, so dass Interessenten schnell heraus finden können, was man auf welchem Schloss erleben kann. So steht das Herrenhaus Borghorst ganzjährig für Bälle, Hochzeiten, Konzerte und Ausstellungen auf höchstem Niveau zur Verfügung, auch luxuriöse Übernachtungen werden angeboten. Neben dem barocken Wasserschloss Dankern wurde mit 730 Ferienhäusern die größte Ferien- und Freizeitanlage Deutschlands errichtet. Schloss Ippenburg dagegen ist bekannt wegen seines jährlichen Schloss- und Gartenfestivals, das tausende Gartenliebhaber aus aller Welt anlockt. Schloss Auel ist als Hotel bekannt, hier nächtigte 1811 bereits Napoleon. Auf der Kleeburg in Euskirchen-Weidesheim finden hochkärätige musikalische Veranstaltungen statt. Schloss Sayn ist vor allem bekannt, weil die Schloss-Kapelle mit dem Elisabeth-Altar zum Heiraten geradezu einlädt. Schloss Eberstein, während der badischen Revolution mehrfach geplündert, wurde 2000 von Gerd und Katharina Overlack umfassend saniert, ist ein elegantes Schlosshotel mit Gourmet-Restaurant und eigenem Weingut. Schloss Dennenlohe ist ein Geheimtipp für Gartenfreunde, es hat einen seltenen Rhododendron-Park und einen riesigen Landschaftspark mit malerischen Brücken, Inseln und verschlungenen Wegen. "Luxus Houses", teNeues Verlag Kempen, ISBN-13: 978-3-8327-9173-5, 49,90 Euro.
