Erlebnispädagogik hoch zu Ross

"Raus aus dem Haus - rein in die Natur, was erleben und dabei lernen", lautet die Devise des neuen Reitprojekts des Kinderschutzdienstes Westeifel für Kinder aus belasteten Familien. Ein erlebnispädagogisches Konzept, das ganzheitlich fördert, und zwar über das Medium Pferd.

 Vertrauen schaffen: Bei dieser Übung muss die Beziehung zwischen Pferd und Reiterin stimmen. TV-Foto: Schirin Dammjakob

Vertrauen schaffen: Bei dieser Übung muss die Beziehung zwischen Pferd und Reiterin stimmen. TV-Foto: Schirin Dammjakob

Welschbillig. (scd) Versteckt zwischen Welschbillig und Kordel liegt er, der Reiterhof Klostermühle. Dort findet ein Teil des Reitprojekts des Kinderschutzdiensts statt. "Ein Projekt, das nicht die reitsportliche Ausbildung, sondern die individuelle ganzheitliche Förderung über das Medium Pferd zum Ziel hat", erklärt die Organisatorin Heide Schmidtmann. Spaß und Wohlbefinden stehen im Vordergrund. Kinder aus belasteten Familien sollen einen Ausgleich finden und raus aus ihrem Alltag kommen. Probleme der Eltern - seien es eine schwierige Trennung oder finanzielle Engpässe - belasten häufig auch die Kinder. Mögliche Folgen sind dann, dass sich die Kinder in der Schule schwertun oder Probleme in der Kontaktaufnahme zeigen. Soziale Kompetenzen wie Beziehungsfähigkeit und Selbstwertgefühl sollen durch das Projekt entwickelt werden.

In einer lockeren Atmosphäre geht's mit ein wenig Theorie los, bevor es praktisch wird. Striegeln, aufsatteln und Kontakt zum Pferd herstellen sind Dinge, die vier Mädchen und zwei Jungen aus dem Raum Bitburg mit Eifer meistern. "Wir teilen uns zu zweit immer ein Pferd", sagt die 12-jährige Jill. Zwar hätte sie lieber ein eigenes Pflegepferd, aber es mache auch so riesigen Spaß.

In einer kurzen Pause stärken sich die Kinder mit Brötchen und Kuchen, bevor es dann heißt: "Rauf aufs Pferd!" Die 12-jährige Vera macht den Anfang und passiert mit ihrer Stute Molly den Reitplatz, immer unter Aufsicht der Reitpädagogin Heidi Bader. Nach ein paar Runden auf dem Reitplatz geht's weiter mit dem Parcours, der vor allem die Geschicklichkeit und Koordination der Kinder fördern soll. "Die Konzentrationsfähigkeit hat sich bei denen, die Probleme damit haben, schon sehr verbessert", sagt Schmidtmann. Nachdem jeder geritten ist, heißt es absatteln. Ehe es jedoch wieder nach Hause geht, werden in einer gemütlichen Runde bei Melone und Kuchen die bisherigen Tage resümiert.

"Die Kinder legen eine unglaubliche Freude an den Tag. Eine positive Entwicklung ist mir bei allen bereits aufgefallen", sagt Schmidtmann stolz. Auch die Kinder selbst sind Feuer und Flamme: "Ich würde gerne auch weiterhin reiten", sagt die 12-jährige Vera. Es gebe kaum etwas, das ihr nicht gefalle. Geplant ist außerdem eine Abschlussveranstaltung, zu der die Eltern eingeladen sind und sehen können, was ihre Kinder alles gelernt haben. Extra Das Reitprojekt ist vom Kinderschutzdienst des Caritasverbands Westeifel für Kinder aus belasteten Familien ins Leben gerufen worden. Mit finanzieller Unterstützung der Aktion Herzenssache und in Kooperation mit zwei Reittherapeuten finden alle zwei Wochen Treffen auf Reithöfen in Welschbillig und Hersdorf statt. Zwei Gruppen mit jeweils sechs Mädchen und Jungen von elf bis 14 Jahren aus dem Eifelkreis nehmen daran teil. Die Kinder werden von Mitarbeitern des Caritasverbands zu Hause abgeholt und auch wieder zurückgebracht. Info: Petra Hockelmann-Hettinger, Telefon 06561/96710

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