Erneuter Angriff auf den Kaiser

Prüm · Die Serie von Beschädigungen an der Kaiser-Lothar-Statue auf dem Karolingerweg reißt nicht ab. Vier Mal wurde bereits ein Stab an der Skulptur abgebrochen. Die Täter hinterließen jedoch wieder keine Spuren.

Prüm. Sie geben einfach nicht auf. Die Unbekannten, die seit Mai letzten Jahres bereits drei Mal die Kaiser-Lothar-Statue auf dem Karolingerweg beschädigt hatten, haben wieder zugeschlagen. Wieder war das Ziel des Vandalismus der Kaiserstab an der Skulptur. Erneut fehlt jede Spur vom Täter.
Heike Biermann, Mitglied der Initiative Frauenschuh, ist ratlos: "Es ist einfach gemein. Langsam wird es zu einem Katz-und-Maus-Spiel. Egal, wie oft wir die Statue auch reparieren, die Lanze wird immer wieder abgebrochen. Als wolle der Täter beweisen, dass er den längeren Atem hat."
Vor knapp drei Jahren hat die Initiative die Einrichtung des Karolingerwegs angeregt und immer wieder Spenden für die Skulpturen gesammelt. "Wir wissen nicht, wer mit der Zerstörung getroffen werden soll. Ist die Stadt gemeint, der Künstler oder die Initiative Frauenschuh selber?", fragt sich Heike Biermann. Getroffen werde letztlich die Öffentlichkeit. "Es waren Menschen aus unserer Region, die ihr Portemonnaie öffneten, damit hier in Prüm das Projekt des Karolingerwegs entstehen konnte", sagt Biermann.
Im Herbst 2012 wurde die Kaiser-Lothar-Statue des Irrhausener Künstlers Peter Weiland eingeweiht. Biermann: "Die Planungen für die Erstellung nahmen zwei Jahre in Anspruch, die eigentlichen Arbeiten beanspruchten viele Monate zusätzlicher harter, schweißtreibender Arbeit." Die Damen von Frauenschuh habe es intensiven Einsatz und viel Überzeugungskraft gekostet, das Geld für diese künstlerische Arbeit zusammenzutragen, betont Heike Biermann. "Es war nicht leicht. Einen genauen Preis wollen wir auf Wunsch des Künstlers nicht nennen, aber so ein Projekt ist nicht leicht zu finanzieren."
Seit Beginn der Vandalismus-Serie sorge Weiland immer wieder dafür, dass der Stab zügig wieder repariert werde. Nach dem letzten Vorfall im November hat der Künstler den Stab, er besteht aus einem ummantelten Metallkern, schon erheblich verkürzt und quasi nur noch einen Knauf aufgesetzt. "Aber selbst der ist jetzt wieder weg. Vermutlich wurde diesmal ein Bolzenschneider oder etwas Ähnliches benutzt", sagt Biermann. Der Punkt sei erreicht, an dem die Initiative Frauenschuh und auch der Künstler bald nicht mehr für die andauernde Sanierung sorgen könnten. "Finanziell geht das nicht, und ich will daran erinnern, dass Herr Weiland über 80 Jahre alt ist. Dieses Kunstwerk gehört zu seinen letzten Werken." Sie bewundere, wie er unermüdlich immer wieder die Statue instand setze. "Auch diesmal wird sie repariert. Hoffentlich bleibt sie dann ganz, denn wie lange das noch so weitergehen kann, wissen wir nicht."
Die Initiative frage sich, ob der oder die Täter auch dann noch an ihrer Vorgehensweise Genugtuung fänden, "wenn sie von dem Aufwand und der Bedeutung des Kunstwerks" wüssten.Meinung

Vergebliches Engagement
Vier Mal ist die Lothar-Figur lädiert worden. Das kann man ja notfalls noch als eine besondere Art der Kunstkritik verstehen: Nicht allen gefällt das, sagen wir, anatomisch eher freizügig geformte Bildnis des Regenten. Aber dazu ist der Vandalismus zu ärgerlich. Hier setzen sich Menschen für ihre Stadt ein und bringen dafür viel Geld auf. Der Vorgang ist nichts anderes als Sachbeschädigung, die dieses Engagement torpediert. f.linden@volksfreund.deExtra

 Da war sie noch dran: Kaiser Lothar mit Lanze. TV-Foto: Archiv

Da war sie noch dran: Kaiser Lothar mit Lanze. TV-Foto: Archiv

Der Karolingerweg zu Füßen der Basilika soll die Anfänge und Höhepunkte der Prümer Geschichte im Stadtbild erfahrbar machen. Die Initiative Frauenschuh hatte die Einrichtung des Weges vor etwa vier Jahren angeregt. Im Mai 2011 wurde die erste Station am Pfarrheim mit einer Plastik der Klostergründerin Bertrada von Valentin Dietzen enthüllt. Am Gerberweg folgte die Aufstellung zweier Monumentalskulpturen. Von 1957 bis 1997 stand die Skulptur von Kaiser Karl dem Großen des Bildhauers Heinrich Hamm in der Eingangsfassade der Basilika. Dort wurde von 1959 bis 1997 das Standbild von Pippin III. (Paul Siegers) gezeigt. Im Auftrag der Initiative Frauenschuh stellte der Bildhauer Paul Weiland zudem Statuen von Kaiser Lothar und dem Abt Regino sowie eine Tafel über Reginos Wirken in der Prümer Abtei auf. aff

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