Erst denken, dann teilen

Ich habe gestern einen Bericht über eine Studie zur Zukunft der Zeitungen gelesen. Das, was renommierte Forscher da auf einer seriösen Branchenplattform zusammengetragen haben, entspricht an vielen Stellen überhaupt nicht dem, was ich denke, vermute oder befürchte.

Bei der Internet-Plattform weiß ich aber, dass nach journalistischen Standards gearbeitet wird und auch gegenteilige Auffassungen dokumentiert werden.
Wenn ich nun morgen irgendwo auf einen Artikel stieße, in dem genau das behauptet wird, was ich denke, vermute, befürchte oder wünsche, wäre mein erster Impuls vermutlich dem mehr Glauben zu schenken. Das ist normal. Denn jeder neigt dazu, Bestätigendes eher zu glauben als vom eigenen Denken Abweichendes.
Unschön wäre nur, wenn bei dem Artikel die Quellen nicht klar wären oder offensichtlich nur eine mögliche Sichtweise dokumentiert wird, und er auf einer Seite erscheint, deren Urheber schwer erkennbar ist oder auf der ausschließlich Beiträge erscheinen, die nur in diese eine Richtung gehen. Denn all das spricht, bei aller Zustimmung zu dem, was behauptet wird, nicht dafür, dass es sich um eine seriöse, journalistisch recherchierte Quelle handelt. Ich würde mich also trotz der Tatsache, dass das, was da steht, meine Urteile oder Vorurteile bestätigt, hüten, diesen Artikel fröhlich via Facebook zu verbreiten.
Geradezu dumm wäre es, wenn ich den ersten fundierten Artikel, der meiner Weltsicht widerspricht, mit Verweis auf den zweiten, unseriösen Artikel, der mich zu bestätigen scheint, als Lüge und Verschwörung bezeichnen würde.
Um besonnen zu handeln, bedarf es keiner ausgeprägten Medienkompetenz. Es reicht der gesunde Menschenverstand - auch bei "besorgten" Bürgern.

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