"Eigentlich habe ich um zehn Uhr einen Termin beim Zahnarzt", sagt Heinz, während sein Kopf auf dem Tisch liegt und er zur Verwirrung derer, die im Gerichtssaal sitzen und nicht in Kyllburg wohnen, seine Eismann-Kundenkarte nach oben hält. "Ich stelle einen Antrag zum Schneemann bauen", ruft er, doch der Antrag wird weder abgelehnt noch gehört, denn zu diesem Zeitpunkt beraten Richter, Staatsanwalt und Pflichtverteidiger nebenan über die weitere Vorgehensweise. Vorgeladen war der Kyllburger Helmut Heinz, weil ihm 21 Taten vorgeworfen werden, die zwar "nicht im Bereich der Schwerstkriminalität liegen", wie Richter Udo May zu Beginn der Verhandlung erklärte, aber wegen der Anzahl der Fälle schon ernst zu nehmen seien. Im vergangenen Sommer hatte der unter gesetzlicher Betreuung stehende Heinz unter anderem Aufsehen erregt, weil er für das Amt des Bürgermeisters der VG Kyllburg kandidiert hatte und des öfteren wegen Sachbeschädigung, Beamtenbeleidigung und grober Gefährdung des Bahnverkehrs aufgefallen war. "Ich sehe mich nicht in der Lage bei der derzeitigen Verfassung des Herrn Heinz, mit ihm ein sachbezogenes Gespräch zu führen", sagte sein Pflichtverteidiger. Deshalb galt es in erster Line zu klären, ob der Angeklagte überhaupt verhandlungsfähig ist. Gestern war er es zumindest nicht. Denn zwei Atemtests mit dem Alkomaten während der Verhandlungspause ergaben Alkoholwerte von 1,76 und später von 1,74 Promille. In Verbindung mit der von einem anwesenden Gutachten bescheinigten Psychose keine optimale Voraussetzung für einen langen Prozesstag. Das fand auch der Richter, der dem Antrag der Staatsanwaltschaft Folge leistete und den 49-Jährigen, der früher selbst Justizvollzugsbeamter war, vorerst in das Wittlicher Justizvollzugskrankenhaus einwies. Nächster Termin ist voraussichtlich kommende Woche.