Erst Studium, dann Afrika

Herzfeld/Arzfeld Awgu · Viele neue Eindrücke und Erfahrungen: Johanna Post aus Herzfeld hat sich getraut, sich einer anderen Kultur zu stellen. Die 23-Jährige hatte ihr Studium "Soziale Arbeit" beendet, als sie sich den Traum einer Reise nach Afrika erfüllte. Sie reiste aber nicht als Touristin in den Westen Nigerias, sondern lernte Land und Leute während ihres sozialen Dienstes kennen.

 Johanna Post inmitten ihrer Schülerinnen aus Awgu im Westen Nigerias. Foto: Thomas Reichert

Johanna Post inmitten ihrer Schülerinnen aus Awgu im Westen Nigerias. Foto: Thomas Reichert

Herzfeld/Arzfeld. Awgu. "Am meisten beeindruckt hat mich, neben dem hier mit viel Fantasie gelebten Glauben, die offene, aufgeschlossene und unbeschwerte Art, mit der die Menschen mir hier begegneten." Johanna Post aus Herzfeld kehrt in einigen Tagen aus Afrika zurück. Seit Februar ist sie dort, aber nicht im Urlaub, sie verrichtet dort ihren sozialen Dienst. Und damit ging ihr Traum einer Reise auf den anderen Kontinent in Erfüllung.
Menschen ganz nah


Bei ihrer Suche nach einem Einsatzort reifte in einem Gespräch mit Pfarrer Peter Maus die Idee, in die Diözese Awgu im nigerianischen Bundesstaat Enugu zu reisen. Der Geistliche stellte den Kontakt zu Pastor Ohajuobodo Oko in Awgu her. Dort war Post sofort willkommen, nicht nur wegen ihres Studienabschlusses im Fach "Soziale Arbeit". Auch die Tatsache, dass die 23-Jährige als erste weibliche Freiwillige nach Awgu kommen wollte, stieß auf großes Interesse.
"Ich wollte alles auf mich zukommen lassen", erinnert sie sich Post an ihre Unbefangenheit bei der Abreise. Untergebracht war sie im Pfarrhaus, lebte in einer internationalen Wohngemeinschaft, unter anderem mit einem weiteren Freiwilligen, Markus Lauterborn aus Pünderich, Mosel.
Post machte schnell die Erfahrung, dass Glaube und Kirche in Awgu eine enorm wichtige Rolle spielen. Mehrstündige Gottesdienste bestimmen für viele Bewohner den Sonntag. Gemeinsames Singen, Tanzen und Beten verbinden die Gläubigen.
Ihre Aufgabe: Post unterrichtete Deutsch an der Rosary High School, einer von einer Ordensschwester geleiteten Mädchenschule mit 800 Schülerinnen zwischen zwölf und 19 Jahren - und zwar in allen Klassen. Den Unterricht erfuhr sie als eine Bereicherung für alle. So lernten die musikbegeisterten Jugendlichen viele deutsche Lieder und Tänze und bekamen einen Eindruck von der deutschen Sprache und Kultur. Gleichzeitig brachten die Schülerinnen ihrer Lehrerin Lieder auf Igbo bei. Igbo ist neben Englisch eine der vier Amtssprachen in Nigeria, wo 514 Sprachen gesprochen werden. "Den Wert dieses Austausches habe ich erst hier erkannt", erzählt Post. "Mittlerweile habe ich herausgefunden, wie wertvoll Freundschaften, Austausch und Kontakt hier sind."
Überall sei sie mit großer Gastfreundschaft empfangen worden, sagt sie. So werde sie im Ort stets fröhlich mit "Onye Ocha" (eine Weiße) begrüßt. Sie habe leicht Kontakte knüpfen und Anschluss finden können und sich nie ausgeschlossen gefühlt, als Teil einer großen Gemeinschaft in einem fernen Land. Ein Wiedersehen schließt sie daher nicht aus: Post hofft, 2015 zur Zehn-Jahr-Feier des Bistums wieder nach Awgu reisen zu können.
Wenn Post zurück in die Heimat reist, wird sie Pfarrer Oko begleiten. Er übernimmt die Urlaubsvertretung in der Pfarreiengemeinschaft Arzfeld. Gemeinsam mit Pastor Maus feiert er am Sonntag, 21. Juli, 10.30 Uhr, die Messe in Großkampenberg. Eine Bitte hat Post: "Ich wünsche mir, dass die Eifeler Pastor Oko ebenso freundlich willkommen heißen, wie er und alle Menschen mich in Afrika willkommen geheißen haben."
Extra

Das Bistum Awgu ist eine in Nigeria gelegene römisch-katholische Diözese mit Sitz in Awgu. Dort gibt es einen hohen katholischen Anteil in der Bevölkerung. Im islamischen Norden kommt es auch heute noch zu Christenverfolgungen. Das Bistum Awgu gehört zur Kirchenprovinz Onitsha. Es wurde am 8. Juli 2005 von Papst Benedikt XVI. errichtet. Erster Bischof wurde John Ifeanyichukwu Okoye und ist es bis heute. In 41 Pfarreien leben 361 000 Katholiken (56,4 Prozent der Einwohner). sky

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