Aufbauhilfe Mit Unterstützung aus Speicher vom Kinderdorf zum Physik-Studium

Speicher/ Indien-Tamil Nadu · Der Verein „Kinderpfade Indien“ unterstützt das Kinderdorf „Friendly Home“. Die 19-jährige Kathambari hat als erstes Kind die Schule beendet und will nun studieren.

 Im Jahr 2019 sah Kathambari so aus und wirkte bei einer Aufführung im Friendly Home mit.

Im Jahr 2019 sah Kathambari so aus und wirkte bei einer Aufführung im Friendly Home mit.

Foto: Christina Bents

Als vor zwölf Jahren die ersten Spenden in der Pfarreiengemeinschaft Speicher für Pater Thadews und sein Projekt gesammelt worden sind, hat kaum einer daran gedacht, welche Erfolgsgeschichte sich daraus entwickeln würde. Schon 2010 konnten die ersten beiden Häuser in Indien gebaut werden, die bedürftige Kinder aufnehmen und wo sie auch eine Schulausbildung erhalten. Sechs Häuser gibt es inzwischen. Neben den Gebäuden wurde vom Verein in Betten und Schreibtische investiert, Wassertanks zur Speicherung des von der Regierung besorgten Wassers zur Verfügung gestellt, eine Solaranlage mit Speicher zur Stromversorgung finanziert und sich um eine Computerausstattung gekümmert.

Ein aktueller Grund zur Freude für den Verein und die Verantwortlichen des „Friendly Home“ ist die 19-jährige Kathambari. Sie ist die Erste, die erfolgreich die Schule abgeschlossen hat und nun ein Studium der Physik beginnt.

Sie war erst vier Jahre alt, als ihr Vater mit 34 Jahren verstarb. Ihre Mutter wurde nur 31 Jahre alt. Kathambari verlor sie 2009. Von da lebte sie mit ihren beiden jüngeren Brüdern beim Großvater und besuchte die staatliche Schule. Der Großvater, ein sehr armer Mann, konnte die drei Kinder jedoch nicht alle erziehen. Das Geld für Nahrung und Kleidung fehlte und die Unterkunft war zu klein. Als Friendly Home im Jahr 2011 die Pforten für Waisenkinder öffnete, kam das Hindumädchen Kathambari mit Unterstützung ihrer Pateneltern aus der Eifel in ihr „freundliches Zuhause“.

Dort erlebte sie eine familiäre Atmosphäre, die geprägt war von Liebe, Fürsorge und Sicherstellung aller Grundbedürfnisse. Mit dem Besuch der privaten Ordensschule wurde auch der Weg für ihr späteres Leben bereitet. Sie spricht fließend Englisch, hat bei Sprachwettbewerben Medaillen und Preise gewonnen und sich als Extempore-Sprecherin hervorgetan. Kathambari ist ein Multitalent. Sie spielt Basketball, tanzt, singt gerne und bringt sich als Organisatorin von Veranstaltungen ein.

Als ihr Großvater sie nach der 10. Klasse nach Hause holte, um zu arbeiten, war sie sehr enttäuscht. Aber der Drang, etwas zu erreichen und in eine bessere Zukunft zu schauen, war stärker. Nach einigen Wochen kehrte sie ins Friendly Home zurück. Mit Unterstützung des Fördervereins Kinderpfade Indien e.V. wurde sie im letzten Jahr am Sacred Heart College in Thirupathur aufgenommen. Sie studiert Physik mit dem Ziel, im Anschluss daran auch noch den Master zu machen.

In einem persönlichen Weihnachtsbrief an den Vorsitzenden des Fördervereins, Johannes Blum, schreibt sie: „Sie haben mir sehr geholfen, meine Zukunft zu gestalten. Ich fühle mich wirklich von Gott gesegnet, viele und wundervolle Menschen um mich zu haben, die mich unterstützen und für mich sorgen. In Friendly Home fühle ich mich sehr glücklich und beschützt von Vätern und Hausmüttern. Ich glaube, dass Sie alle mir sicherlich in der ganzen Situation und in meinen höheren Studien helfen werden.“

Damit Kathambari auch an den Online-Vorlesungen teilnehmen kann, denn wegen der Corona-Pandemie können auch in Indien keine Präsenz-Vorlesungen stattfinden, hat der Verein sie mit Laptop und Handy ausgestattet. Paten­eltern und der Förderverein des Friendly Home werden ihre Studiengebühren übernehmen und sie wird ein Hostelzimmer auf dem Campus in Thirupathur beziehen.

Weitere Informationen unter www.kinderpfade-indien.de

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