"Es ist noch Geld da"

DAUN. (ako) Die geringe Eigenkapitalquote vor allem bei kleinen und mittelständischen Betrieben steigert das Insolvenzrisiko. Da diese Firmen das Rückgrat der Wirtschaft sind, wurde eine "Allianz für den Mittelstand" ins Leben gerufen, die in mehreren Info-Veranstaltungen – unter anderem auch im Autohaus Knötgen in Daun – Auswege aufzeigt.

Die rheinland-pfälzische Investitions- und Strukturbank (ISB), die Wirtschaftsförderer, die Sparkassen, Raiffeisen- und Volksbanken, das Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland (IDW), die Steuerberaterkammer des Landes sowie die IHKs und Handwerkskammern haben sich zusammengeschlossen, um Betrieben Wege aus einer oft gefährlichen Schieflage zu weisen. "Kleine Unternehmen haben oft eine Eigenkapitalquote von weniger als zehn Prozent", erläuterte Moderator Gerhard Hohmann die häufige Ausgangssituation, "da können schon vierzehn Tage Zahlungsverzug durch wichtige Kunden in die Pleite führen." Die Widersprüche der gängigen Kreditvergaben sind dafür eine der Ursachen. "Wer sehr kreditwürdig ist, ist wenig kreditbedürftig, wer sehr kreditbedürftig ist, ist wenig kreditwürdig", brachte es ISB-Sprecher Hans-Joachim Metternich auf den Punkt und stellte provozierend dar, dass unter heutigen Bedingungen Microsoft und Bill Gates in ihren Aufbauzeiten wohl kein Geld erhalten hätten. Langjährige Geschäftsbeziehungen würden derzeit vielfach von Banken aufgekündigt oder die Unternehmen erhielten wesentlich schlechtere Konditionen für Kredite. Auch Wirtschafts-Staatssekretär Günter Eymael stellte fest, dass die notwenige Flexibilität und die Innovationskraft von Mittelständlern oft an mangelnder Finanzkraft scheitern. Doch ISB-Geschäftsführer Jakob Schmid gab ein Versprechen: "Kein ansonsten tragfähiges Unternehmen soll an fehlenden bankfähigen Sicherheiten scheitern." Wenn die Rentabilität oder die fachliche Qualifikation im Betrieb nicht ausreiche, könne auch die ISB nicht helfen, doch für alle anderen gebe es die bereit stehenden Mittel und Förderprogramme, um gemeinsam mit den Hausbanken vor Ort die Eigenkapitalquote zu stärken. Nicht nur das in größeren Firmen sinnvolle Factoring - der Verkauf der eigenen Forderungen zur Erhöhung der Liquidität - und Instrumente wie Leasing, Bürgschaften, Mezzaninkapital oder die traditionelle Thesaurierung als Rückführung der Gewinne in den Betrieb seien gangbare Wege. Schmid stellte insbesondere die landeseigene Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) vor, die sich als stille Beteiligung auf zehn Jahre an das jeweilige Unternehmen bindet, jedoch keine eigenen Banksicherheiten fordert, die somit frei bleiben und anderweitig eingesetzt werden können. "Es ist noch Geld da bei der MBG", lautete die frohe Botschaft an die anwesenden Unternehmer.Mittelweg für den Mittelstand

Auch die Kreditinstitute vor Ort erscheinen nicht immer als Hemmschuh mit restriktiver Vergabepolitik. Dies zumindest war das Ergebnis zweier Talkrunden, die anhand der Beispiele von TechniSat und Ticket International die Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse Daun und der Volksbank RheinAhrEifel beleuchteten. Zwar räumte Friedhelm Flamm, Geschäftsführer von TechniSat, ein, man müsse sich "nackt ausziehen", um Kredite zu bekommen. KSK-Vorstand Dieter Grau sagte, dass es sich um einen schrittweisen Prozess handele, sich gegenseitig zu "finden". Doch Zukunftsprodukte, die Unternehmerpersönlichkeit und eine stimmige Unternehmensphilosophie öffneten die Türen. Ähnliche Erfahrungen mit dem Vertrauensaufbau schilderten auch Kurt Römer von Ticket International und sein Partner auf Bankenseite, Elmar Schmitz von der Volksbank RheinAhrEifel. Als weniger Erfolg versprechend beschrieb Gastredner Professor Jürgen Falter in seinem Referat die Maßnahmen der neuen Regierung. Die große Koalition sei sowohl Mittelweg als auch Mittelmaß für den Mittelstand, lautete sein persönliches Fazit.

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