Es läuft nicht rund

SPANGDAHLEM/BINSFELD. Der kleine Linsenbach in Binsfeld hatte im vergangenen Winter von sich reden gemacht. Flugzeugenteisungsmittel der Airbase Spangdahlem waren durch einen technischen Defekt der Abwasseranlage in den Bach gelangt. Der Winter ist nun zwar vorbei, doch können solche Zwischenfälle in Zukunft ausgeschlossen werden? Der TV hat nachgefragt.

Intensiver Sauerkraut-Geruch lag Mitte Januar dieses Jahres für mehrere Tage über dem kleinen Linsenbach in Binsfeld (Kreis Bernkastel-Wittlich) in der Luft (der TV berichtete mehrfach). Der Bach nimmt seinen Anfang auf der US-Airbase Spangdahlem, fließt hinter dem US-Militärgelände aus einem Rohr und schlängelt sich von dort durch den Eifelort. Auf den ungewöhnlichen Geruch wurden Spaziergänger, die entlang des Airbase-Zauns unterwegs waren, aufmerksam. Kurze Zeit später sprach die ganze Gemeinde davon. Der Verdacht, es könnte etwas mit dem US-Flugplatz zu tun haben, lag nahe - und bestätigte sich kurz darauf. Untersuchungen ergaben, dass die Entwässerungsanlage der Airbase versagt hatte. Flugzeug-Enteisungsmittel war in den Linsenbach gelangt. Und das, obwohl die Elf-Millionen-Euro-Anlage erst im August 2005 in Betrieb genommen worden war. Auf dem neuesten Stand sollte die Technik laut Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) sein. Im Januar hatte sie jedoch nachweislich nicht funktioniert. Die Verantwortlichen der Airbase gaben sich nach dem Zwischenfall schuldbewusst: "Der Fehler ist passiert. Aber wir werden alles daransetzen, dass sich so etwas nicht wiederholt", versprach Oberst Dave Goldfein damals. Der Kommodore der Airbase hatte das Versagen der Entwässerungsanlage zur Chefsache erklärt. Erst wenn er 100 Prozent sicher sei, dass die Anlage wieder perfekt laufe und kein Enteisungsmittel mehr unbemerkt in den Bach gelangen könne, werde er persönlich grünes Licht geben. Erst dann werde die Anlage wieder automatisch betrieben.Zwischenfall soll sich nicht wiederholen

Der Zwischenfall ist mittlerweile vier Monate her. Grünes Licht gibt es immer noch nicht. Die Entwässerungsanlage wird immer noch manuell gesteuert. "Damit wird weiterhin gewährleistet, dass das Abwasser nicht unkontrolliert in den Bach gelangt", sagt Iris Reiff, Sprecherin der Airbase auf TV-Nachfrage. Wasserproben werden auf der Base täglich entnommen. Weiterhin wird der Wasserstand in den Fangbecken der Anlage sowie im Regenrückhaltebecken Süd regelmäßig kontrolliert. Da mittlerweile der Frühling da ist, ist das Enteisen von Flugzeugen nicht mehr notwendig, somit besteht im Moment keine Gefahr, dass Enteisungsmittel in die Anlage und später in den Linsenbach gelangen. Trotz sommerlichen Wetters machen sich Anwohner der Airbase weiterhin Gedanken. In Binsfeld geht das Gerücht um, das Regenrückhaltebecken werde vergrößert. Das scheint jedoch noch nicht beschlossene Sache zu sein. "Die Experten der Ingenieurabteilung des Flugplatzes Spangdahlem arbeiten eng zusammen mit dem Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), um zu bestimmen, welche baulichen und betriebstechnischen Maßnahmen für eine geordnete Oberflächenentwässerung auf dem Flugplatz Spangdahlem erforderlich sind", erklärt Reiff. Ein Team von deutschen und amerikanischen Experten seien zurzeit intensiv mit diesem Thema beschäftigt. Untersuchungsergebnisse stehen jedoch noch aus. Ziel sei es, dass es eine Panne wie im vergangenen Winter nicht wieder geben soll. Lothar Herres, Ortsbürgermeister von Binsfeld, ist nach wie vor der Meinung, dass es niemals zu diesem Zwischenfall hätte kommen dürfen. "Solche Fehler sind weder zu entschuldigen noch zu tolerieren", sagt Herres. Er hat, nachdem Enteisungsmittel in den Linsenbach gelangt war, einen Schaden beim Amt für Verteidigungslasten angemeldet. Außerdem hat er Widerspruch bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord dagegen eingelegt, dass dem Flugplatz erlaubt wurde, Abwasser in den Linsenbach einzuleiten. Wie solche Fehler bei einer neuen Anlage passieren können, ist für Herres nicht nachvollziehbar: "Würde man dem Planer dieser Anlage mal diese Frage stellen, käme er vermutlich gewaltig ins Schleudern."

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