Es modert die Mühle am rauschenden Bach

Bitburg-Stahl · Gut zehn Jahre lang hat ein Privatmann an der Stahler Heyensmühle gearbeitet, bevor er den Hammer ruhen ließ. Ein Käufer ist nicht in Sicht. Und das Gebäude verfällt, verfällt, verfällt...

Das Mühlrad liegt umgekippt im Wasser. Das Holz: vermodert, überwuchert von Moos. Grüne Flecken breiten sich an der Fassade der Stahler Heyensmühle aus. Hier und da schießen Zweige aus den bröckeligen Wänden. Die Natur holt sich das Areal Meter um Meter zurück. Auch hinter dem Gebäude herrscht Wildwuchs. Büsche und Bäumchen kämpfen um einen Platz an der Sonne.

Inmitten des Dickichts, halb verdeckt von all dem Grün, steht ein Holzschild. "Zu Verk.:", steht darauf, darunter eine Telefonnummer. Wer sie wählt, landet im Nirgendwo. "Die gewählte Rufnummer ist uns nicht bekannt", sagt die Computerstimme am anderen Ende der Leitung, an der eigentlich ein Maurer aus Wawern sitzen sollte. Der Eifeler ist der Eigentümer der Mühle. Und er hat auch das Schild hier aufgestellt, damals als man es noch von der Straße aus sehen konnte.

Doch seitdem habe er sich in Stahl kaum blicken lassen. sagt Peter Kockelsmann, der für die Liste Streit im Bitburger Stadtrat sitzt. Der 61-Jährige lebt seit seiner Kindheit in Stahl.Warum er sich für die Mühle interessiert?

Seit Jahren schon plant der Politiker einen Wanderweg durch den Bitburger Stadtteil. Er soll vorbeiführen an den fünf Stahler Mühlen, deren Räder sich einst am Ufer der Nims drehten. Die Idee: Besucher sollen unterwegs etwas über die Geschichte der Mahlwerke erfahren.

Die der Heyensmühle beginnt im Jahr 1789. Das Baujahr steht auf dem Torbogen. Zu dieser Zeit mahlen drei Räder das Korn, versorgen das Umland bis nach Trier mit Mehl für Brot und Tierfutter. Eigentümer bleiben die Heyens. Auch als 1928 der letzte Müller der Familie stirbt. Danach wird sie verpachtet.

Erst 2004 verkauft die letzte Nachfahrin der Müllerfamilie das Anwesen an den besagten Maurer. Dessen Plan: Er will die Mühle restaurieren und daraus Ferienwohnungen oder eine Künstlerwerkstatt machen. Doch dafür muss einiges getan werden. Der Handwerker investiert nach eigenen Angaben tausende Arbeitsstunden und wohl ebenso viele Euro in die Renovierung (der TV berichtete).

Er verlegt Kabel, verputzt Wände, dämmt das Dach, erneuert Türen, Geländer und Treppen. Und verschwindet. Was er hinterlässt ist ein halbfertiger Bau, der zusehends verfällt. Sehr zum Leidwesen von Kockelsmann. Doch warum hat der Mann die Renovierung überhaupt abgebrochen?

Weil ihm das Geld ausgegangen sei, sagt seine Frau. Er selbst ist schwer zu erreichen. Nachdem sich seit über einem Jahr niemand auf sein Schild gemeldet hat, hat der Eigentümer es offenbar aufgegeben, einen Käufer zu finden.
Die Mühle wird am Dienstag, 30. Mai, am Amtsgericht Bitburg zwangsversteigert. Der Preis: 169000 Euro. Peter Kockelsmann und auch Ortsvorsteher Willi Heyen wünschen sich, dass jetzt endlich wieder Bewegung in die Sache kommt.

Extra: Wenn der Herrgott den Müller zu sich holt

Nicht nur die Heyensmühle hat eine bewegte Geschichte. Peter Kockelsmann hat auch einiges über die Vergangenheit der anderen Stahler Mühlen zusammengetragen. Die interessanteste Anekdote kann er zur Herrgottsmühle erzählen: Ein grasbewachsener Mühlstein am Nimsufer erinnert an andere Zeiten.

Damals klapperte in der Nähe des Spielplatzes Römerschmelze eine Mühle. Das Gebäude steht noch. Getreide wird hier aber schon lange nicht mehr gemahlen. Was die Zeiten überdauert hat, ist die Geschichte um das tragische Schicksal des Müllers.

So soll der Besitzer des Mahlwerks laut Kockelsmann das selbe Schicksal wie Wilhelm Buschs "Max und Moritz" erlitten haben: "Er fiel in die Mühle und wurde zerquetscht." Seitdem trage das Haus den Namen "Herrgottsmühle". Ein Kruzifix an der Wand soll an den Unfall des Hausherrn erinnern.

Dort habe man außerdem vermerkt, wann die Mühle erbaut wurde. Das Datum sei aber im Zuge einer Renovierung überstrichen worden, sagt Kockelsmann: "Schade."

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