Es müssen nicht immer Rekorde sein

Prüm · Die Tore zu, die Besucher daheim, die Stände abgebaut: Nach fünf Tagen ist die 23. Prümer Grenzlandschau am Montagabend zu Ende gegangen. Obwohl die Besucherzahl mit 17 000 Gästen hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, dominieren bei Veranstaltern und Ausstellern positive Gefühle.

Prüm. Nach fünf Tagen Grenzlandschau hat der Kehraus begonnen: Stände werden zerlegt, Prospekte eingepackt, Exponate vom Sofa bis zur Küche wandern zurück in die Geschäfte. Viele verlassen die Messe mit einem guten Gefühl, berichten Prüms Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy und Ausstellungsleiter Georg Sternitzke. "Ich habe viel Positives von Ausstellern und Besuchern gehört. Es ist nicht die Masse, sondern das Potenzial an Kunden, die sich interessieren", sagt Weinandy.
Auch Schirmherr Ingolf Bermes zeigt sich erfreut: "Diese Dimension der Grenzlandschau, das ist eine Wucht", sagt der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Bitburg-Prüm. Die Ausstellung sei "in der Tat eine internationale Handelsmesse - weit mehr als eine Gewerbeschau". Bermes war an jedem Tag auf dem Gelände, lud freitags die Aussteller zu Gesprächen in die Markthalle ein und ließ sich am Schlussabend der Lebenshilfe auch noch von deren Vorsitzendem Johann Mücken als Losverkäufer einspannen.
Kompetente Präsentation


"Schön war, wie kompetent, selbstbewusst, modern und innovativ sich unsere heimischen Unternehmen präsentiert haben. Einfach klasse", sagt Bermes.
Auch wenn die Besucherzahl mit insgesamt 17 000 hinter früheren Rekorden zurückblieb, was nicht nur am diesmal fehlenden 1. Mai lag, sondern auch am Muttertag, der mitten in die GLS fiel: "Da haben viele anderes vor." Für Bermes kein Manko: "Die Gespräche waren umso intensiver, das haben die Aussteller mir bestätigt. Das war schon anders, als wenn die Leute nur so durchgeschoben werden. Und die ganzen Kontakte werden ja in den nächsten Tagen und Wochen noch vertieft. Das Nachmessegeschäft ist sicherlich ein ganz besonderer Anker."
Während nun vermutlich das ein oder andere auf der GLS angebahnte Geschäft abgeschlossen wird, beginnt auch bei den Organisatoren die Rechnerei. Natürlich bedeute der Rückgang der Besucherzahl auch geringere Einnahmen, sagt Sternitzke. "Jetzt müssen wir schauen, wie es mit dem Geld ausgegangen ist. Aber die Endabrechnung haben wir noch nicht", sagt Stadtbürgermeisterin Weinandy. Sie gehe aber davon aus, dass man dennoch zumindest eine schwarze Null hinbekomme. "Ich bin nicht pessimistisch", ergänzt Sternitzke. Für ihn seien zufriedene Aussteller ein wichtiger Punkt für eine erfolgreiche Messe - und das sei der Fall. Im Gegensatz zur Messe vor zwei Jahren hätten diesmal schon viele angekündigt, wiederzukommen, ihren Stand sogar zu vergrößern und auch den eigenen Auftritt zu verbessern. "Mein Eindruck ist, dass die Stimmung besser ist als 2009", sagt Sternitzke.
Die beiden Schwerpunkte Ausbildung und Energiesparen seien gut angenommen worden, auch wenn man überlege, das Profil noch deutlicher herauszustellen. Dabei komme es aber auch darauf an, dass die Firmen mitziehen, etwa mit speziellen Programmangeboten.
Schon jetzt ist aber klar, sagt Weinandy, auch 2013 werde es wieder eine Grenzlandschau geben.Meinung

Vertrauen und Nähe
Zufriedene Aussteller trotz gesunkener Besucherzahlen? Soll man das wirklich glauben? Auf den ersten Blick könnte man das alte Lied vom Niedergang der Verbrauchermessen anstimmen: Sie werden nicht mehr gebraucht, die Firmen können sich und ihre Angebote viel besser und billiger im Internet präsentieren. Gleichzeitig können dort Kunden gezielt suchen, Leistungen und Preise vergleichen und müssen dafür nicht einmal einen Schritt vor die Tür setzen. Auf Messen wie die Grenzlandschau geht man nur noch, wenn man neue Reklame-Kugelschreiber braucht. Als Beleg kann man die rückläufige Besucherzahl ins Feld führen. Alles Bemühen für die Verbrauchermessen ist demzufolge nichts weiter als der Versuch, ein sinkendes Schiff so lange wie möglich über Wasser zu halten. Doch ist es wirklich so? Die Erfahrung, die viele Aussteller auf der GLS gemacht haben, zeigt ein anderes Bild: Der persönliche Kontakt zwischen Kunde und Unternehmer ist immer noch eine wichtige Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wer viel Geld - etwa für die energetische Sanierung seines Hauses investieren will - möchte sich in guten Händen wissen. Das kann das Internet nicht leisten. Außerdem können sich kleinere Betriebe zeigen, die man im Internet nicht gezielt ansteuern würde. Vertrauen und Nähe, das sind gerade die Stärken der heimischen Betriebe, und genau damit können sie auf der GLS zukünftige Kunden überzeugen. Ob es dann 15 000, 20 000 oder gar 25 000 Besucher sind: Die nackte Zahl der Besucher spielt keine dominierende Rolle. Auf die Qualität kommt es an - und die stimmt einfach. c.brunker@volksfreund.de Im Vorfeld wurde die Entwicklung, dass es zum ersten Mal kein großes Festzelt auf der GLS geben sollte, mit Skepsis beobachtet. Doch im Rückblick zeigt sich Ausstellungsleiter Georg Sternitzke mit dem realisierten Ergebnis in der Markthalle zufrieden. Natürlich habe es dort keine Großveranstaltungen wie früher gegeben. Aber das Programm in der Markthalle sei vor allem zur gemütlichen Unterhaltung gedacht gewesen. "Die Messe ist wichtig", sagt Sternitzke, "nicht das Ramba-Zamba." ch

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