Aus dem Archiv 2017 Escape Room – Prümerinnen holen erstmals Trendspiel in die Eifel

Prüm · Eine Stunde, ein Team und viele verborgene Rätsel: Um sich aus einem sogenannten Live-Escape-Room (Englisch für "Fluchtraum") zu befreien, müssen Spieler gut zusammenarbeiten. In Prüm haben Tanja Merz und Meike Meyer eine Firma gegründet, zwei Rätselräume eingerichtet und damit den Spielgeheimtipp als erste in die Eifel gebracht.

 Hinter jedem noch so unwichtig erscheinenden Gegenstand kann sich ein Hinweis verbergen. Aber Obacht: Tanja Merz (rechts) und Meike Meyer haben auch Finten gelegt. Lampe und Brettspiel könnten von Bedeutung, oder aber auch zur reinen Ablenkung im Raum plaziert sein. TV-Foto: Frank Auffenberg

Hinter jedem noch so unwichtig erscheinenden Gegenstand kann sich ein Hinweis verbergen. Aber Obacht: Tanja Merz (rechts) und Meike Meyer haben auch Finten gelegt. Lampe und Brettspiel könnten von Bedeutung, oder aber auch zur reinen Ablenkung im Raum plaziert sein. TV-Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Eine Millionen Euro soll die mit 101 Jahren gestorbene Maria Schumann in ihrem "urigen Eifelzimmer" versteckt haben. Banken vertraute die alte Dame nie, Verwandte hatte sie keine, aber hoch geschätzte Nachbarn, denen sie im Falle ihres Todes das Vermögen versprochen hat. Eine Stunde haben sie Zeit, um noch vor dem Eintreffen des Bestatters den Schatz zu finden.
Die Dame hat ihr Geld aber gut verborgen. Etliche Rätsel führen zu versteckten Schlössern, der Weg zum Erbe in der Oberbergstraße 16a ist vertrackt.
Aufmerksamen Prümern wird bereits aufgefallen sein, dass hier etwas nicht stimmt. Unter der Adresse wohnte nie eine betagte Dame, vielmehr war dort lange eine Arztpraxis untergebracht. Das Szenario ist also frei erfunden, allein "das urige Eifelzimmer" und auch die Schatzsuche - wenn auch ohne verstecktes Vermögen - gibt es wirklich. Alles ist möglich.


"Live-Escape-Room Prüm" nennt sich dieser knifflige Rätselspaß, der seit voriger Woche als neues - und in der Eifel bisher einzigartiges - Freizeitangebot eröffnet hat.

Die Prümerinnen Tanja Merz (41) und Meike Meyer (30) haben nach langen Vorbereitungen den Escape-Room (englisch für Fluchtraum) in der Abteistadt eröffnet und sind damit Vorreiter, nicht nur in der Region, sondern im ganzen Land.

Die Idee hinter den Fluchträumen - in Prüm kann man sich auch noch durch ein vertracktes Jugendzimmer kniffeln - ist einfach: Eine Gruppe von Spielern wird für eine Stunde lang in ein mit Rätseln ausgestattetes Zimmer eingeschlossen. Durch genaues Untersuchen, Kombinieren und Ausprobieren können nach und nach verschiedene Schlösser geöffnet werden.

Der Raum ist wiederum mit Kameras ausgestattet, von einer Zentrale aus beobachten die Leiter das Geschehen und können, wenn die Spieler tatsächlich mal in einer Sackgasse feststecken, Tipps geben. "Wichtigste Regel: Alles kann von Bedeutung sein. Was nicht niet- und nagelfest ist, sollte untersucht werden", sagt Meike Meyer.

Natürlich wollen die Frauen nicht verraten, was sie so versteckt haben, aber Beispiele aus anderen Räumen zeigen, wo der Hase langläuft. "Ich war mal in einem Raum, in dem man sogar einen Föhn benutzen musste. Ein Hinweis auf den Code eines Zahlenschlosses war in einem Rohr versteckt.

An ihn kam man aber nur ran, wenn man dort Luft reinpustete", sagt Meike Meyer. Woanders habe man mit Wasser experimentieren müssen. Alles ist möglich, alles kann wichtig sein. Einiges an Einfallsreichtum müssen also auch die gewieftesten Rätseler mitbringen. Seit 2013 eröffnen überall im Land Escape-Rooms. Jetzt ist diese Szene auch in der Eifel angekommen (siehe Extra). "Ich war schon immer so etwas wie eine Rätseltante, zufällig stieß ich dann irgendwann auf das Thema Escape-Room und bin gleich begeistert gewesen”, sagt Tanja Merz. Nachdem sie einen Raum in Mannheim besucht habe, sei ihr die Idee gekommen, so etwas auch in Prüm anzubieten. Meike Meyer sei gleich überzeugt gewesen und habe eines Morgens einfach gesagt: "Das machen wir gemeinsam.” Und dann ging schon das Planen los.

"Wir hatten erst eine andere Immobilie im Blick und entwarfen bereits das Konzept für den ersten Raum, leider klappte es dort aber aus verschiedenen Gründen nicht", sagt Meike Meyer. Man habe sich aber nicht entmutigen lassen und sei dann in der Oberbergstraße fündig geworden.

"Den ausschlaggebenden Hinweis auf diese alte Arztpraxis gab übrigens Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy", sagt Tanja Merz.

Im September habe man mit der Ausstattung der Zimmer begonnen, im November seien schließlich die letzten Probeläufe abgehalten worden. Als Geschäftsform wählten die Frauen eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts.
"Beim Gewerbeamt war es nicht so leicht, uns in den passenden Bereich einzuordnen, jetzt sind wir so etwas wie eine Eventagentur.

Etwas Vergleichbares gab es ja noch nicht", sagt Tanja Merz. Doch alle Hürden wurden erfolgreich genommen.
"Wir planen sogar schon einen dritten Raum, eine Art Bibliothek." Bis der aber in Betrieb genommen werde, dauere es noch: "Wir wollen das Ganze erstmal ans Laufen bekommen. Im Grunde kann jeder mitspielen. Wir haben jetzt eine Anmeldung für eine Geburtstagsparty, bei der auch die Mutter - sie wird so um die 70 sein - mitmacht."
Weitere Informationen und Anmeldungen im Internet unter: liveescape-pruem.myrnet.deExtra

Mit dem Auftauchen der ersten Spiele für Heimcomputer wurden die ersten Rätselprogramme veröffentlicht. Die Idee, einen Raum mit vielen versteckten Hinweisen untersuchen zu müssen und so nach und nach eine Hürde nach der anderen zu nehmen, um zum Ziel zu kommen, wurde 2007 in Japan in die Realität übertragen. In Deutschland wurde der erste öffentliche Escape-Room 2011 bei einer Theaterdarbietung in Berlin vorgestellt, 2013 eröffnete der erste reguläre in München. Die Internetseite escaperoomgames.de listet aktuell etwa 140 Angebote in 70 deutschen Städten auf. Übrigens: In der Regel enthalten die Räume keine Horrorelemente oder gar Krabbeltiere wie Spinnen. Die Spiele fordern auch körperlich nicht viel von den Rätselfreunden und sind so für fast jedes Alter geeignet. aff
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