"Essbare Schule" soll Appetit auf Speicher machen

Speicher · Mit einem bundesweit einmaligen Projekt wollen die Speicherer weiter um den Erhalt ihres Schulzentrums kämpfen: Mit dem Konzept "essbare Schule" wollen die Verantwortlichen dem Standort ein Alleinstellungsmerkmal verschaffen. Allerdings ist die Finanzierung des auf eine halbe Million Euro geschätzten Vorhabens noch nicht gesichert.

Speicher. Noch ist nicht klar, wie es in Zukunft mit dem Schulzentrum in Speicher weitergeht. Die Speicherer kämpfen weiter um die Einrichtung einer Integrativen Gesamtschule mit gymnasialem Zweig, dafür ist allerdings nach einer Vorgabe des Landes zunächst ein mindestens zweijähriger Betrieb einer Realschule plus notwendig. Und die Einrichtung einer Realschule plus ist der einzige Weg zum Erhalt des Schulstandorts, weil die Hauptschulen in Rheinland-Pfalz abgeschafft werden.
Damit aus der derzeitigen Haupt- und Realschule eine Realschule plus werden kann, müssen allerdings bis zum 31. Juli 2013 51 Anmeldungen vorliegen (der TV berichtete). Es gilt also, das Speicherer Schulzentrum, in dem zudem noch die Grundschule untergebracht ist, attraktiv zu machen - und ihm beispielsweise ein Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen, das andere Schulen im Umkreis nicht haben.
Dieses Alleinstellungsmerkmal scheinen die Verantwortlichen gefunden zu haben: Eine "essbare Schule soll in den nächsten Jahren am Schulzentrum entstehen. Ein Konzept unter dem Motto "Natürlich klug!", das das Büro Wesentlich aus Erbach jüngst in Speicher vorgestellt hat und das aus verschiedenen Bausteinen besteht. Zum einen sollen auf dem Schulgelände Obsthaine, ein Bauern- und Gemüsegarten, Staudenbeete, Beete mit Naschobst und Kräutern entstehen. In der Schulküche sollen die Produkte aus den Gärten verarbeitet werden. Darüber hinaus könnte sich eine Schülergenossenschaft um die Vermarktung der Produkte kümmern.
Marktplatz für den Verkauf



Auf einem Marktplatz auf dem Gelände der Schule sollen die Waren, die an der Schule produziert werden, beispielsweise Äpfel, Marmeladen und Eingemachtes, verkauft werden, zudem soll dieser Ort als Treffpunkt für die Schüler dienen. Auch der Eingangsbereich der Schule soll dazu einladend gestaltet werden. "Das Modell soll in Workshops noch weiter entwickelt werden, denn die Speicherer sollen sich damit identifizieren. Wir wollen hier kein Konzept aufdrücken", betont Andreas Görner vom Planungsbüro. Das Ziel des Projekts der "essbaren Schule" ist klar: "So etwas gibt es bundesweit nicht, es würde die Schulen auf jeden Fall attraktiver machen", betont Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Speicher.
495 000 Euro Kosten


Allerdings steht noch nicht fest, wie die vom Planungsbüro grob kalkulierten Kosten in Höhe von 495 000 Euro gestemmt werden sollen. Beteiligen sollen sich laut den Planern die Schulträger (siehe Extra) sowie Sponsoren, außerdem hoffe man auf Fördergelder. "Die Finanzierung ist noch nicht einmal ansatzweise geklärt", sagt Harald Knopp von der VG-Verwaltung in Speicher. Die Zeit drängt allerdings. Damit das Projekt bereits wie gewünscht im nächsten Jahr anlaufen und Speicher mit dem Projekt werben kann, müssen in den Haushalten der beteiligten Schulträger schon für das Jahr 2013 Gelder bereitgestellt werden - und in vielen Gremien laufen die Haushaltsberatungen bereits. Den Speicherern jedenfalls liegt das Konzept am Herzen: Zum einen, weil es den Kindern die Natur näherbringen könne, zum anderen, weil es den Schulstandort stärke.
Extra

Hauptschule: Ein Schulzweckverband aus den Verbandsgemeinden Speicher, Trier-Land und Wittlich-Land. Realschule: Eifelkreis Bitburg-Prüm. Grundschule: Verbandsgemeinde Speicher. Sie will einen Teil des Gebäudes und Geländes für die Ansiedlung der Kindertagesstätte übernehmen. chbExtra

Margit Weyandt, Schulelternsprecherin Realschule Plus Speicher: Man sollte hier mutig vorangehen bei dem Projekt und vorwärts gehen. Endlich mal was Positives! Die Schule ist klasse, und sie ist zu lange totgeredet worden, dabei ist es eine sehr lebendige, kleine, bürgernahe Schule. Oswald Krumeich, Verbandsgemeinderatsmitglied: Es ist sehr wichtig, dass die Schüler noch einmal für die Natur sensibilisiert werden, und dafür, was sie eigentlich essen. Wichtig ist, dass Leute dahinter stehen, eine Art Verein, der das Projekt stützt, neben den Lehrern wäre vielleicht sinnvoll. Jürgen Weber, Rektor der Realschule plus: Ich bin von dem Projekt fasziniert und glaube, dass es in unser Schulleben integriert werden kann. Es ist eine große Chance vom rein theoretischen Lernen, mehr ins Praktische zu kommen, und den Unterricht noch anschaulicher zu machen. Rudolf Becker, Verbandsbürgermeister: Die essbare Schule ist ein Leuchtturmprojekt, was die Attraktivität der Schule steigern, und die Schüler an die Natur heranführen würde. Aber man darf nicht blauäugig sein, der Zeitplan ist eng gesetzt, und die Finanzierung muss noch geklärt werden. chb

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