Europäische Delegation besucht Meckel

Meckel · Die Europäische Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung hat im Rahmen einer Studienfahrt Orte in Luxemburg, Belgien und Deutschland besucht. Die letzte und einzige deutsche Station der Reise war Meckel.

 Austausch unter Experten: Der Dorferneuerungsbeauftragte des Eifelkreises, Edgar Kiewel (links), im Gespräch mit Peter Schawerda, Leiter der Europäischen Delegation, beim Besuch in Meckel. TV-Foto: Uwe Hentschel

Austausch unter Experten: Der Dorferneuerungsbeauftragte des Eifelkreises, Edgar Kiewel (links), im Gespräch mit Peter Schawerda, Leiter der Europäischen Delegation, beim Besuch in Meckel. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Sie kommen aus Deutschland, Österreich, Polen und Italien. Wenngleich die Delegation schon etwas ausgedünnt ist, als sie am letzten Tag ihrer Studienreise in Meckel ankommt. "Die Italiener haben uns bereits gestern verlassen", erklärt Peter Schawerda, Vorstandsmitglied der Europäischen Arge für Landentwicklung und Dorferneuerung.

Der vor knapp 30 Jahren gegründete Verein mit Sitz in Österreich versteht sich als unbürokratischer Zusammenschluss von Regierungsvertretern, Wissenschaftlern und Dorferneuerungsexperten. Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist vor allem die Förderung des internationalen Erfahrungsaustauschs, wenn es darum geht, den ländlichen Raum zu stärken. So organisiert der Zusammenschluss unter anderem Fachtagungen oder aber vergibt regelmäßig den Europäischen Dorferneuerungspreis. Zwei Gemeinden des Eifelkreises, nämlich Metterich und Wiersdorf, haben diesen Preis vor einigen Jahren bereits erhalten. Auch Meckel wurde in der Vergangenheit schon mehrfach ausgezeichnet.

2014 wurde das 420 Einwohner zählende Dorf als Landessieger beim Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft und auch mit dem rheinland-pfälzischen Innenentwicklungspreis ausgezeichnet. Für den Europäischen Dorferneuerungspreis hat es bislang noch nicht gereicht. Doch die Gemeinde arbeitet daran. "Es wird ja viel erzählt, dass die Dörfer aussterben, aber bei uns in Meckel ist das nicht so", sagt Ortsbürgermeister Johannes Junk, der die Delegation im Dorfgemeinschaftshaus begrüßt und betont, dass es im Dorf so gut wie keinen Leerstand gebe, bei der baulichen Dorfentwicklung ein besonderer Wert auf den Erhalt der historischen Bausubstanz gelegt werde und dass die Einwohner seiner Gemeinde deutlich jünger seien als der Landesschnitt. Die Teilnehmer der Studienreise haben sich einen der wärmsten Tage des Jahres ausgesucht, um sich vor Ort davon zu überzeugen. Gut drei Stunden marschieren sie durch Meckel, besuchen dabei unter anderen mehrere Sanierungsmaßnahmen, einen Neubau, die innerörtliche Biogasanlage mit ihrem Nahwärmenetz und auch das Areal, auf dem ein Neubaugebiet geplant ist. Die Delegation ist allerdings nicht unterwegs, um zu schauen, ob Meckel den Dorferneuerungspreis verdient, sondern um Eindrücke zu sammeln und sich alles ganz genau erklären zu lassen. Vielleicht gibt es in Meckel ja Ansätze, die sich auf andere europäische Gemeinden übertragen lassen. "Wir fragen uns, wie man das Leben auf den Dörfern verbessern kann", sagt Schawerda bei seiner letzten Station der viertägigen Studienreise, "und wir haben in den vergangenen Tagen viel Input gesammelt."

Was den Input aus Meckel betrifft, so zeigt sich Schawerda nach seinem Besuch der Eifelkreisgemeinde besonders beeindruckt vom Umgang mit der Baukultur. Zudem lobt er den dörflichen Charakter und die vielen Wiesen und Obstgärten im privaten Bereich. "Wir bekommen ja bei solchen Begehungen von der Dorfgemeinschaft nicht viel zu sehen und müssen uns deshalb meistens auf das verlassen, was uns erzählt wird", sagt Schawerda, der gerade deshalb von dem Friedhof der Gemeinde umso mehr angetan ist.

So gibt es für die Anlage eine strenge Satzung, mit der sowohl die Einheitlichkeit der Grabsteine als auch die der Grabeinfassungen geregelt ist - was den Friedhof zweifelsohne zu einem der schönsten des Eifelkreises macht. "Dass sich eine ganze Gemeinde einem solchem Reglement unterwirft und den Friedhof gemeinschaftlich so anlegt, ist wirklich beeindruckend", sagt der Leiter der Delegation. Das zeige, dass es selbst beim Umgang mit den Toten eine Dorfgemeinschaft gebe.Extra: Das Dorfleben erhalten

Die Europäische Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung wurde 1988 gegründet und versteht sich als unbürokratischer Zusammenschluss von Regierungsvertretern, Wissenschaftern sowie Dorferneuerungsexperten und mittlerweile auch Kommunalpolitikern und Repräsentanten von Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es vor allem, den internationalen Erfahrungsaustausch zu fördern, die Motivation der Betroffenen zu heben, die Schaffung einer positiven öffentlichen Meinung für die Probleme der Menschen in den ländlichen Räumen zu stärken und damit die Erhaltung und Gestaltung lebensfähiger, attraktiver Dörfer bestmöglich zu unterstützen. Davon ausgehend wurden Aktivitäten in verschiedenen europäischen Regionen gesetzt, die sich schwerpunktmäßig auf ökologische, ökonomische, soziologische und kulturelle Fragen des Dorflebens konzentriert haben. Neben Kongressen, Fachtagungen und Diskussionsveranstaltungen, Publikationen und regelmäßigen Exkursionen gibt es auch Wettbewerbe um einen Europäischen Dorferneuerungspreis im Zwei-Jahres-Rhythmus. Seit 2007 ist sie ein eigenständiger Verein mit Sitz in St. Pölten. Die Mitgliedschaft setzt die Zahlung eines Beitrages voraus. Aus Deutschland gibt es derzeit nur bayerische Mitglieder.

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