Ex-Jupiter-Jones-Sänger Müller meldet sich zurück

Kerpen · Wilde Mischung: Der Musiker Nicholas Müller und die beiden Kabarettisten Hubert vom Venn und Achim Konejung haben den Besuchern im Kleinen Landcafé in Kerpen einen herrlich unterhaltsamen Abend bereitet.

 Das hat bestens funktioniert: Viel Spaß hatte das Publikum im Kleinen Kerpener Landcafé mit (von links) Achim Konejung, Nicholas Müller und Hubert vom Venn. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Das hat bestens funktioniert: Viel Spaß hatte das Publikum im Kleinen Kerpener Landcafé mit (von links) Achim Konejung, Nicholas Müller und Hubert vom Venn. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Kerpen. Bertolt Brecht, Jacques Brel und die "Knotenpöhler Band": Geht das zusammen? Aber ja: Was Nicholas Müller, ehemaliger Sänger von Jupiter Jones, und die beiden Kabarettisten Hubert vom Venn und Achim Konejung vor 50 Zuhörern im knallvollen Kerpener Kleinen Landcafé anrichteten, war ein Abend der Gegensätze, die sich aber alle beim Publikum in Begeisterung auflösten.

Das, naja, Konzept: Müller und vom Venn lasen aus ihrem gerade entstehenden Briefroman vor, Konejung streute seine scharfzüngigen Lieder ein, zwischendurch erzählten sie munter drauflos und musizierten am Ende gemeinsam.

Es war der erste Auftritt von Nicholas Müller nach dem Ausstieg bei der Eifeler Erfolgsband (der TV berichtete), und trotz der wilden Mischung aus Plauderei, Lesung, Musik und hemmungslos ins Absurde lappender Improvisation gelang das alles ganz wunderbar. Und es zeigte sich, dass Nicholas Müller nicht nur als Sänger beeindruckt - an diesem Abend mit einer ergreifenden Interpretation von Jacques Brels "Amsterdam" -, sondern auch als Erzähler.

Da wird schnell deutlich: Man hört diesem Menschen einfach gerne zu. Wie er, zum Beispiel, auf dem Prümer Hahnplatz als Schüler das Rauchen entdeckte: Eine ganze Packung Camel zog er sich rein, aus purer Angst, die Schachtel könne zu Hause entdeckt werden. Anschließend ging's ins Kino und dort gleich zum "großen weißen Telefon", weil er sich alles, was er im Magen hatte, noch einmal rückwärts durch den Kopf gehen lassen musste.
Ergebnis: "Das Ende von ,Independence Day' hab ich bis heute nicht gesehen." Überhaupt, der Hahnplatz: Irgendwie muss er für beide prägend gewesen sein, immerhin, sagt Hubert vom Venn, sei dort das erste Foto von ihm mit schwarzem Hut entstanden, den er seither nicht mehr ablegte. Sein erster Film übrigens: Der Schatz im Silbersee. Und dann bald Winnetou, mit Mario Adorf als skrupellosem Bösewicht Santer: "Damals wusste ich noch nicht, dass der Mörder ein Eifeler war."

Und wenn die beiden selbst einmal einen Film drehen sollten, dann steht, sagt vom Venn, der Titel bereits fest: "Der Hahnplatz war ihr Schicksal."Zwei chlorbleiche Halunken


Zwischendurch ist auch noch Platz für Brechts "Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Planens" oder, passt ja genau, für melancholische Reminiszenzen an frühe, selbstverständlich gescheiterte Versuche, beim anderen Geschlecht zu landen.

In Prüm keimte, beim TV-Besuch im vorigen Herbst, auch die Idee, vielleicht noch eine Band zu gründen: "Die Eifeler Volkswaisen" - und wenn das nur ein Duo werde, sagt Nicholas Müller, dann unter dem Namen "Zwei chlorbleiche Halunken".

Und in Erinnerung an Hubert vom Venns nie auf die Bühne gelangte "Knotenpöhler Band" gaben sie dann nicht nur "gegen Ausländerfeindlichkeit und für die Eifel" (Konejung) das amphibienfreundliche Krötenlied zum besten - Refrain: Kröten sollst du nicht töten, drum setze ein Fanal, und tritt aufs Bremspedal" -, sondern auch das vollkommen beknackte "Hühnchen explodieren am Horizont".

Fazit von Nicholas Müller: "Schöner hätte ich mir mein Comeback nicht vorstellen können." Das fand allerdings das Publikum auch, ohne Zugabe durften die Künstler nicht abtreten.

Wer die Drei noch einmal gemeinsam auf der Bühne erleben möchte, hat dazu in Nicholas Müllers Heimatort Daleiden in absehbarer Zeit wieder Gelegenheit: Am Samstag, 23. Mai, 20 Uhr, treten sie dort bei den Eifel-Kulturtagen im Gemeindehaus auf.

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