Ex-Landwirt beobachtet Pflanzen für die Wissenschaft

Hermann Fuhrt, ehemaliger Land- und Forstwirt, ist vom Deutschen Wetterdienst für seine langjährige freiwillige Mitarbeit im phänologischen Beobachtungsdienst des Deutschen Wetterdienstes (DWD) geehrt worden.

 Brigitte Klante von der Außenstelle Geisenheim des Deutschen Wetterdienstes überreichte Hermann Fuhrt die Auszeichnung. Foto: DWD

Brigitte Klante von der Außenstelle Geisenheim des Deutschen Wetterdienstes überreichte Hermann Fuhrt die Auszeichnung. Foto: DWD

Geisenheim. (red/sn) Der Deutsche Wetterdienst unterhält ein phänologisches Beobachtungsnetz mit etwa 1300 ehrenamtlichen Beobachtern im gesamten Bundesgebiet. Diese notieren periodisch wiederkehrende Wachstums- und Entwicklungserscheinungen bei Pflanzen (siehe Extra).

Hermann Fuhrt arbeitet seit 1970 als phänologischer Beobachter in Scheid für den DWD. In diesem langen Zeitraum hat er mit viel Idealismus und Engagement 3116 Beobachtungsdaten notiert und an den Wetterdienst gemeldet. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit verlieh der Bundespräsident Fuhrt eine Urkunde und die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in Anerkennung wertvoller Mitarbeit und besonderer Leistungen für die Meteorologie.

Zusammen mit den 80 hauptamtlichen Stationen des DWD wird unter anderem die wetterdienstliche Beratung der Landwirtschaft sichergestellt.

Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des DWD beobachten die Entwicklung von wild wachsenden Pflanzen und Kulturpflanzen im Jahresablauf. Dies beginnt mit der Blüte der Haselnuss im Vorfrühling und endet mit dem Nadelfall der Lärche im Spätherbst. Das phänologische Beobachtungsprogramm umfasst 46 verschiedene Pflanzen. Insgesamt können in einem Jahr 167 Beobachtungen notiert und zum Jahresende an den DWD geschickt werden.

Untersucht wird Klimaeinfluss auf die Pflanzenentwicklung



In den vergangenen Jahren ist das Interesse der Bevölkerung und der Medien an Umweltproblemen stärker geworden. Lange bevor die Klimadiskussion in Gang kam, begannen freiwillige Helfer des Deutschen Wetterdienstes die Auswirkungen des Klimas auf die Pflanzenentwicklung in der freien Natur zu beobachten und aufzuzeichnen.

Da die Entwicklung der Pflanzen maßgeblich vom Klima gesteuert wird, lassen sich Veränderungen anhand langer Datenreihen sehr gut erkennen. So beginnt zum Beispiel der Frühling seit Ende der 80er Jahre häufig früher und die Winter werden wärmer. Dies kann man auch an den von Fuhrt beobachteten Daten sehen.

Neben der Klimaforschung ist die Landwirtschaft naturgemäß der Hauptnutznießer der phänologischen Beobachtungen. So werden mit Hilfe phänologischer Daten Modelle entwickelt, die den Verlauf von Pflanzenkrankheiten und -schädlingen vorhersagen. Diese agrarmeteorologischen Prognosen sind eine wichtige Beratungshilfe im Rahmen des umweltschonenden Pflanzenbaus. Sie sollen verhindern, dass unsere Umwelt unnötig mit Pflanzenschutzmitteln belastet wird. Mit Hilfe der Daten werden aber noch viele weitere Prognosen erstellt. So gibt es beispielsweise spezielle Blühvorhersagen für Imker und Allergiker und ein Modell zur Berechnung der Waldbrandgefährdung, das zwingend auf phänologische Beobachtungsdaten angewiesen ist. EXTRA

Die Phänologie ist die Lehre von dem, was sichtbar ist, wissenschaftlich ausgedrückt: die "Lehre von den Erscheinungen". Sogenannte phänologische Beobachter notieren periodisch wiederkehrende Wachstums- und Entwicklungserscheinungen von Pflanzen. Dabei interessiert sie beispielsweise der Beginn der Blüte, der Blatt- entfaltung oder der Blattverfärbung. (red)

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