Fällt die Sanierung ins Wasser?
Waxweiler/Arzfeld · 482 000 Euro: So viel würde die Sanierung des maroden Umkleidegebäudes im Freibad Waxweiler kosten. Doch die Chancen, dass sich das Projekt realisieren lässt, sind angesichts der Verschuldung der Verbandsgemeinde Arzfeld äußerst gering.
Waxweiler/Arzfeld. "Wir werden es sehr schwer haben, das Projekt umzusetzen - auch mit einer Förderung von 50 Prozent", sagt Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arzfeld, in der jüngsten Sitzung des VG-Sportausschusses. Das Projekt - das ist die Sanierung des Umkleidegebäudes im Freibad Waxweiler.
Im Mai 2010 hatte der Verbandsgemeinderat das Vorhaben auf die Tagesordnung gesetzt, denn das Gebäude hat 40 Jahre auf dem Buckel und ist mittlerweile arg heruntergekommen. Die Wände haben Risse, Fliesen sind abgeplatzt, den Toiletten sieht man den jahrzehntelangen Gebrauch an (der TV berichtete). In jedem Winter versucht Schwimmmeister Thomas Gruss, das Gebäude einigermaßen herzurichten, so dass man es überhaupt öffnen kann. Das Freibad selbst ist 2003 für 1,6 Millionen Euro erneuert worden. Aus Kostengründen blieb das Umkleidegebäude außen vor. "Das ist eigentlich kein Zustand, das Umkleidegebäude müsste generalüberholt werden", sagt Kruppert. "Wir haben ein tolles saniertes Freibad, aber die Sanitäranlagen passen keineswegs." Doch das Problem sind die Kosten.
Das Ingenieurbüro Berg aus Waxweiler hat einen ersten Entwurf erstellt, was die notwendige Sanierung und die behindertengerechte Ausstattung kosten würde, und kommt auf eine Summe von 482 000 Euro - viel Geld für die defizitäre Verbandsgemeinde. Über die Sportanlagenförderung wurde ein Landeszuschuss in Höhe von 50 Prozent beantragt. Auf Kreisebene hat das Projekt jedoch keinen Vorrang. In der Prioritätenliste des Jugendhilfeausschusses rangiert es derzeit auf dem letzten Platz. Eine zügige Umsetzung ist damit höchst unwahrscheinlich.
Rückgängige Besucherzahlen
Eine weitere Schwierigkeit: Damit die Verbandsgemeinde den verbleibenden Eigenanteil von rund 240 000 Euro finanzieren kann, muss die Kommunalaufsicht zustimmen. Doch Freibäder zählen als freiwillige Leistungen, von daher ist einige Überzeugungsarbeit für die Erlaubnis notwendig.
Die aktuellen Besucherzahlen sind nicht dazu angetan, die Kommunalaufsicht von der unbedingten Notwendigkeit der Sanierung zu überzeugen. "Die Saison ist sprichwörtlich ins Wasser gefallen", sagt Kruppert. "Es gab nur sehr wenige Jahre, in denen es so schlecht war." Bis Ende August kamen insgesamt 11 185 Besucher, das sind 4388 oder 28 Prozent weniger als im Jahr zuvor - "und das war schon kein gutes Jahr", sagt Kruppert. Nur rund 21 000 Euro sind an Einnahmen zusammengekommen. 2010 waren es 30 000 Euro. Zumindest steht Waxweiler mit dieser Entwicklung nicht allein: Ob Prüm, Neuerburg oder Körperich, nahezu alle Bäder im Eifelkreis haben in diesem Jahr mit einem massiven Besucherrückgang zu kämpfen. Doch - davon ist Kruppert überzeugt - auch der Zustand des Umkleidegebäudes trägt dazu bei, dass weniger Besucher nach Waxweiler kommen.
Um dennoch zu einer Lösung zu kommen, regte Kruppert im Sportausschuss der VG an, möglicherweise eine abgespeckte Variante zu entwickeln, die günstiger werde und vielleicht doch irgendwie zu finanzieren ist.
Meinung
Ein Teufelskreis
Es ist ein Teufelskreis: Je länger nichts getan werden kann, desto maroder wird das Umkleidegebäude im Freibad Waxweiler. Dass ein solcher Zustand nicht dazu führt, mehr Besucher ins Bad zu locken, liegt auf der Hand. Das wiederum wirft bei den Aufsichtsbehörden die Frage auf, warum eine verschuldete Verbandsgemeinde für ein Bad mit gerade einmal etwas mehr als 10 000 Besuchern im Jahr zusätzliche Schulden in Höhe von 240 000 Euro für eine freiwillige Aufgabe aufnehmen soll - zumal in Prüm, Bitburg und Neuerburg durchaus andere Freibäder in vertretbarer Entfernung vorhanden sind. Aus Arzfelder Sicht ist es daher dringend erforderlich, diese Abwärtsspirale zu durchbrechen - und das möglichst schnell. Denn wenn das unerfreuliche Umfeld dazu führt, dass immer weniger Besucher kommen, droht am Ende dem gesamten Bad die Schließung. Dann käme es zu der grotesken Situation, dass ein vor wenigen Jahren aufwendig saniertes und technisch einwandfreies Freibad den Einheimischen und Touristen nicht mehr zur Verfügung steht, weil die Unterhaltskosten in keinem Verhältnis mehr zu den Besucherzahlen stehen. Soweit darf man es nicht kommen lassen. c.brunker@volksfreund.de Im Haushalt der Verbandsgemeinde Arzfeld wird mit jährlichen Einnahmen von 28 000 Euro aus Eintritten gerechnet. Für einen Teil davon ist der Eifel-Ferienpark Prümtal in Waxweiler verantwortlich, der eine Pauschale zahlt. Dafür dürfen Ferienpark-Gäste das benachbarte Bad kostenlos nutzen. Hinzu kommen 12 100 Euro, weil das Bad für das Schulschwimmen genutzt werden kann. Allein die Personalkosten belaufen sich auf 77 000 Euro. Insgesamt kostet der Betrieb des Bades die VG Arzfeld jährlich rund 135 000 Euro. Eines der erfolgreichsten Jahre war 2009. Damals kamen knapp 20 000 Besucher. Seit dem vergangenen Jahr gibt es in der VG eine Vorzugskostenregelung für Firmen. Diese können Kontingente von 50 oder 100 Eintrittskarten zum halben Preis kaufen und verpflichten sich, sie kostenlos an ihre Kunden weiterzugeben. Von rund 420 angeschriebenen Firmen haben 2011 vier mitgemacht und 350 Karten erworben, im Jahr zuvor waren es sechs. ch