Farbenfroh und tierisch ernst

DAUN-PÜTZBORN. Vor zehn Jahren eröffnete Marita May in der alten Pützborner Dorfschule eine Galerie mit Einrahmungswerkstatt. Zum Jubiläum muss es für die Galeristin etwas Besonderes sein: Sie zeigt 40 Bilder und die Skulptur "Blaues Nasentier" von Otmar Alt.

Ihr hätten es die farbenfrohen Motive, die tierisch-ernsten Bilder und die tollen Titel angetan. So schwärmt Marita May bei der Vernissage, und sie hat das Haus voll mit Gästen: Künstler, Kunstkritiker, Kunstfreunde. Sie gratulieren zum zehnjährigen Bestehen, und die meisten bekunden ihre helle Freude an den bunten Exponaten. Denn wer je von dem in der modernen Kunstszene national und international bekannten und viel beachteten Otmar Alt etwas gesehen hat, weiß, dass Frohsinn und Elan sein Werk bestimmen. Das Prägnante seiner Bilder sind die klar umrissenen Farbfelder: "Puzzlebilder", sagen die Kritiker. Marita May zeigt mit ihrer Auswahl - eine Hand voll Originale in Acryl auf Leinwand, drei Dutzend Radierungen, Lithografien und Siebdrucke sowie das "Blaue Nasentier" - einen guten Querschnitt des Schaffens des heute 65-jährigen Künstlers, der als Mittzwanziger erstmals ausstellte und früh ausgezeichnet wurde. Otmar Alt ist aus gesundheitlichen Gründen nicht zugegen. An seiner Stelle spricht Peter Lewerenz von der Otmar-Alt-Stiftung, die dort sitzt, wo Alt lebt: im westfälischen Hamm. Eine Stiftung zu Lebzeiten? Das sei eine feine Sache, da könne der Stifter ja immer ein bisschen mitquatschen, wird Otmar Alt zitiert.Lewerenz: "Er hat sich nie anpassen lassen

Peter Lewerenz lässt Otmar Alts Leben Revue passieren - von der Kindheit im Krieg über die Ausbildung zum Dekorateur und das Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin, das er als Meisterschüler abschloss, bis zur bis heute währenden "Zwischenlandung" am Rande des Ruhrpotts. Aus seinem Atelier und seiner Werkstatt stammen Wandreliefs, Plastiken und Springbrunnen, Porzellan, Möbel, Telefonkarten, Füllfederhalter und Kaffeetassen. "Seine Kunst ist nicht von den Menschen entfremdet. Er führt die Kunst zu den Menschen hin", sagt Lewerenz. Und: Alt habe sich nie anpassen lassen. Mit den Worten: "Menschen brauchen Kunst, die inspiriert - so wie die von Otmar Alt", schließt der Freund und Mitarbeiter seinen Vortrag. Und was meint Marita May, wenn sie von "tollen Titeln" spricht? "Das darf doch nicht wahr sein", "Schräger Kuss", "Die Bentheimer auf Besuch", "Auf der Suche nach dem schönen Dreieck". Die Ausstellung "Otmar Alt" ist bis 9. Juli zu sehen, dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr und sonntags von 13 bis 18 Uhr. Kontakt: Galerie Marita May, Rehwinkel 4, 54550 Daun-Pützborn, Telefon: 06592/10223, Internet: www.marita-may.de

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