Fast so gut wie in Ägypten

BITBURG. (smi) Mehr als 550 koptische Jugendliche aus ganz Europa kamen unter dem Motto "Glaube, Hoffnung und Liebe" auf dem Flugplatz Bitburg zusammen.

"Eine Kirche ohne Jugend ist eine Kirche ohne Zukunft." Mit diesen Worten umschreibt der für die Jugend zuständige Bischof Moussa die Bedeutung der jungen Generation in den koptischen Gemeinden. In dieser Hinsicht brauchen sich die Kopten allerdings wenig Gedanken zu machen, betrachtet man den Enthusiasmus der Jugendlichen bei ihrem Treffen in Bitburg. Ohne Berührungsängste gingen die Teilnehmer aus zehn europäischen Ländern aufeinander zu, diskutierten über religiöse Zusammenhänge, feierten Gottesdienste in bis zu acht Sprachen und veranstalteten Basketballturniere. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl ist zum Teil in gemeinsamen Wurzeln begründet. Die Kopten sind Nachkommen der Alten Ägypter, des Volkes der Pharaonen. Schon im Altertum wurden sie Christen, als der Evangelist Markus in Ägypten die Kirche begründete. Besonders, nachdem der Islam im Land Fuß gefasst hatte, litt die koptische Kirche unter Verfolgung und Unterdrückung. Enteignungen und Vertreibungen - vor allem im nördlichen Sudan - führten seit den 50er Jahren dazu, dass ein Großteil der Kopten in einer Diaspora lebt. "Dass es in Ägypten heute immer noch Kopten gibt, kann man als das achte Weltwunder bezeichnen", beschreibt der deutsche Bischof Damian die Situation in seinem Heimatland. Der gelernte Radiologe war in den 60er Jahren nach Deutschland gekommen. Seine Kirche ist mit zehn bis zwölf Millionen Gläubigen zwar zahlenmäßig klein, genießt jedoch hohes Ansehen. Die Kopten in Deutschland leben in zwölf Gemeinden und haben teilweise sehr weite Wege zu den Gottesdiensten. "Der Gemeinschaftsgeist ist einfach faszinierend", sagt der 15-jährige Bishoy Shehata aus Düsseldorf. "Schon die Kinder werden in den Garten der Gemeinde eingepflanzt, die Kirche bildet für alle den Mittelpunkt", ergänzt Bischof Damian. Das bisher größte Jugendtreffen bietet eine Gelegenheit zum Austausch. Unterhalten können sich die Teilnehmer in Arabisch. Zwar gibt es auch eine koptische Sprache, die Jüngeren beherrschen sie aber meist nicht mehr. Auch in unserer Region blicken die Kopten auf eine lange Tradition zurück. Im dritten Jahrhundert wurde der Heilige Athanasius nach Trier verbannt. Ein Dokument besagt, er habe im Trierer Dom schon vor dessen Fertigstellung gebetet - das einzige Schriftstück über den Bau des Doms. Der Verbannte gab dem 1996 gegründeten koptischen St. Athanasius-Zentrum auf dem Bitburger Flugplatz seinen Namen. Seitdem bietet die Einrichtung Tagungen an, die Räume werden auch anderen Organisationen zur Verfügung gestellt. Bitburg konkurriert mit Paris und Rom

Die Versammlungen während des Jugendtreffens fanden im ehemaligen Kinogebäude statt, zur Verpflegung wurde die Halle 300 genutzt, während die Teilnehmer im St. Athanasius-Zentrum übernachteten. Der weit gereiste Bischof Moussa behauptet sogar: "Außerhalb Ägyptens gibt es für die Kopten nichts Vergleichbares." Während der viertägigen Veranstaltung wurden Workshops zu Themen wie Aids, Klonen und Identität angeboten. Außerdem stand ein Ausflug nach Trier auf dem Programm. Dort wurden die Kopten von Bischof Marx empfangen, der ihnen die Kapelle mit dem Heiligen Rock öffnete. Das Treffen soll 2004 wiederholt werden. Als Austragungsort stehen Metropolen wie Paris und Rom zur Wahl - und wiederum Bitburg.

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