Finanz-Nachhilfe und Ernährungskurse

Damit die rheinland-pfälzischen Schüler ein "verantwortliches Konsumverhalten" erlernen, wollen die Fraktionen von SPD, CDU und FDP im Landtag die Lehrpläne der Schulen entsprechend ergänzen. Der TV hat hierzu Schüler und Lehrer in der Region befragt.

Bitburg. (jk/ch/sn/HG) Im Landtag herrscht offenbar Einigkeit darüber, dass die Schüler aktiv zu "mündigen Konsumenten" erzogen werden sollen. Zentrale Punkte der neuen Lernmodule an Schulen werden unter anderem der richtige Umgang mit Geld, gesunde Ernährung sowie die verantwortliche Nutzung von Kommunikationsgeräten wie Handys und Computern sein.

Sowohl Schüler als auch Lehrer äußern im TV ihre Meinung dazu. Der Großteil der Befragten begrüßt das Vorhaben:



Peter Pelz
, Direktor des Regino-Gymnasiums, Prüm: "Immer, wenn es gesellschaftliche Probleme gibt, soll die Schule es wieder richten. Dabei ist die Vermittlung von diesen Werten wie gesunder Ernährung und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen eigentlich eine Aufgabe der Eltern. Denn ein gutes Vorbild der Eltern ist ganz wichtig, und wir als Schule können den Eltern nicht alle Verantwortung abnehmen. Trotzdem versuchen wir bereits seit langem, die angesprochenen Inhalte in den einzelnen Fächern zu vermitteln. Doch die wichtigen Weichenstellungen erfolgen zuhause."



Hugo Stolz, Schulleiter der Kaiser-Lothar-Realschule Prüm: "Es ist festzustellen, dass immer mehr Menschen Schwierigkeiten mit einem verantwortungsvollem Konsumverhalten haben. Es ist für uns klar, dass wir unsere Schüler darauf entsprechend vorbereiten müssen. Aber das machen wir auch jetzt schon. Als Wahlpflichtfach in der siebten und achten Klasse wird "Familienhauswesen", später "Sozialpädagogik" angeboten. Diese Fächer greifen solche Themen auf. Außerdem nimmt unsere Schule am Arbeitskreis "Schule-Wirtschaft" teil, eine Veranstaltung für Lehrer, die dazu dient, den Gesichtspunkt "Wirtschaft" stärker im Unterricht zu integrieren. Über die Gefahren, die von Internet und Handys ausgehen können, haben wir eine Veranstaltung mit der Polizei Prüm organisiert. Ein entsprechender Elternabend dazu findet noch statt.



Thomas Lauxen
, Konrektor der Kaiser-Lothar-Realschule Prüm: "Grundsätzlich ist es so, dass viele Themen schon Bestandteil des Unterrichts sind. So reden wir beispielsweise im Biologie-Unterricht über "ungesundes Essen". Die Forderungen sind also nichts Neues. Wir können natürlich die Themen noch stärker thematisieren, aber dann müssen auch die Eltern mitziehen. Grundsätzlich finde ich es aber gut, über gewisse Dinge noch intensiver zu sprechen."



Günter Mehles
, Schulleiter der Regionalen Schule Gerolstein: "Wenn dieses neue Unterrichtsfach eingerichtet würde, käme es Jahrzehnte zu spät. Die Erwachsenen von heute, die auch die Finanzkrise verursacht haben, hätten es gebraucht. Ein separates Fach wäre unnötig, reiner Aktionismus. Das Thema aber ist wichtig und richtig. Wir integrieren es in vielen Fächern - immer nah an der Lebenswelt."



Timo Djelassi
, 31 Jahre, Lehrer für Wirtschaftslehre und Informatik, Gerolstein: "Die Themen Taschengeld und Umgang mit Konsumgütern bauen wir schon heute in vielen Fächern ein. Beispielsweise in Wirtschaftslehre, Mathe, Hauswirtschaft und Sozialkunde. Sie sind als Bezug zum Leben sehr intensiv im Stoff integriert. Als Extra-Unterrichtsfach ist es unnötig. Außerdem sind die Schüler stärker interessiert, wenn sie die Informationen häppchenweise je Fach statt geballt bekommen."



Badar Ehsan
, 15 Jahre, Gerolstein, Regionale Schule, 8. Klasse: "Ich bin für ein separates Unterrichtsfach, damit wir und auch die Jugendlichen, die nach uns kommen, lernen, sinnvoll mit Geld umzugehen. Viele wollen auf nichts mehr verzichten. Statt in der Pause in die Stadt zu laufen und für fünf Euro Snacks zu kaufen, könnte man warten und eine Stunde später zu Hause essen."



Edita Thaqi
, 14 Jahre, Müllenborn, Regionale Schule Gerolstein, 8. Klasse: "Es ist sinnvoll, den Umgang mit Geld und Handys in der Schule zu lernen. Handyverträge für Jugendliche sind unnötig. Damit wird es ihnen zu leicht gemacht, Geld zu verschwenden, um andere so vielleicht auch noch zu veräppeln."



Leona Dehren
, 13 Jahre, Lissingen, Regionale Schule Gerolstein, 8. Klasse: "Es ist gut, wenn es im Unterricht thematisiert wird. Manche Eltern geben ihren Kindern zu viel Taschengeld. Die verplempern es dann. Wenn sie später selbst erwachsen sind, wird es schwierig."



Julian Eckertz
, 16 Jahre, Pelm, Regionale Schule, 10. Klasse: "Es wäre eine gute Idee, wenn Lehrer und Eltern zusammenarbeiten würden. Kinder verbringen viel Zeit in der Schule, und die Lehrer sollten als zweite Erziehungspartner die Themen wie Umgang mit Konsumgütern aufgreifen."



Natalie Cikita
, 15 Jahre, Oberbettingen, Regionale Schule Gerolstein, 10. Klasse: "Eltern sind nicht immer zu Hause, und deshalb sollte der vernünftige Umgang mit Konsumgütern in der Schule unterrichtet werden. Überschuldung fängt doch schon an, wenn sich einer dauernd Geld bei Freunden leiht und es nicht mehr zurückzahlen kann. Das alles ist doch vermeidbar, wenn oft genug drüber geredet wird."



Sergej Degodaev
, 18 Jahre, Hillesheim, Schülersprecher der Regionalen Schule Gerolstein: "Viele Eltern geben ihren Kindern zu viel Geld. So kann man den Umgang damit nicht richtig lernen. Weil viele Jugendliche es von zu Hause nicht mitbekommen, sollte es in der Schule vermittelt werden. Ich bin absolut dafür."



Martin Gottschalk
, GSG Daun: "Das ist keine schlechte Idee und wäre gut. Das Thema betrifft zwar mich nicht mehr so, aber dafür die Jüngeren. Also: Sollte man machen."



Arnold Feidt
, Lehrer GSG Daun: "Das ist sicher eine gute Idee, und eigentlich sollte man so etwas lernen. Ich bin schon immer dafür, dass man wirtschaftliche Dinge in die Schule trägt, wo so was fehlt. Die Schüler kommen aus der Schule raus in die Welt und haben keine Ahnung vom richtigen Konsumverhalten."



Mara Pestemer
, GSG Daun: "Eigentlich ist es eine Sache der Eltern und der Erziehung, ihren Kindern beizubringen, wie man mit Geld umgeht. Aber natürlich trägt die Schule auch zur Erziehung bei, aber hauptsächlich liegt dies schon bei den Eltern."



Dinah Berres
, GSG Daun: " An sich wäre das keine schlechte Sache, aber dann müssten die Lehrer zuerst einmal eine Schulung dafür erhalten. Zu lernen, wie man mit Geld richtig umgeht, wäre schon gut. Viele bekommen es von zu Hause ja nicht so richtig mit."



Gunnar Weisheit
, Lehrer am GSG Daun: "Ich denke schon, dass viele Jugendliche im Umgang mit Geld Probleme haben. Deshalb wäre dies sicherlich auch ein Teil des Bildungsauftrages, den die Schule hat."



Alexandra Bloch
, GSG Daun: "Einerseits ist es eine gute Sache, weil die Schule ja auf das Leben vorbereiten soll. Ich denke jedoch, dass man dies mit den Eltern absprechen sollte, weil diese ja ihren Kindern unterschiedliche Budgets als Taschengeld geben."



Iris Neumann
, Lehrerin, Edith-Stein-Hauptschule, Bitburg: "Schlecht ist es nicht, so etwas einzuführen. Vieles ist bei uns schon ein Aspekt im Arbeitslehre-Unterricht. Wir haben an der Schule auch schon eine Übungsfirma. In Puncto Ernährung gibt es für die Fünft- und Sechstklässler der Ganztagsschule ein Frühstück. Im Zuge der heutigen Zeit sind solche Dinge unerlässlich. Gerade beim Thema Taschengeld wird es manchmal jedoch etwas schwierig, weil die Schüler persönliche Dinge preisgeben müssen."



Rainer Schwickerath
, Lehrer, Edith-Stein-Hauptschule: "Der Alltagsbezug und der fächerübergreifende Unterricht sind eigentlich schon eingeführt und werden praktiziert. Ein eigenverantwortlicher Umgang mit Medien muss im Unterricht immer wieder angesprochen werden. Die Module können eine sinnvolle Ergänzung sein."



Dominic Otto
, 15 Jahre, Bitburg: "Ich finde es sinnvoll, dass die Kinder lernen, mit dem PC umzugehen. Gesunde Ernährung finde ich auch gut, weil ich mich selbst nicht so gut ernähre. Dann könnten Kinder auch lernen, wie das richtig geht."



Lea Reichert
, 13 Jahre, Bitburg: "Es wäre gut, wenn wir so was lernen würden. Manche Kinder bekommen 200 Euro Taschengeld und geben das sofort aus. Das mit der Ernährung finde ich auch gut, weil wir viel Fastfood essen und mehr Gemüse oder Obst essen sollten."



Steven Scheuern
, 15 Jahre, Bitburg: "Ich finde das mit dem Geld gut, damit die Leute merken, wie es ist, zu sparen. Und damit sie lernen, ihr Geld nicht direkt auszugeben, wenn sie es in der Hand haben - das wäre sinnvoll."



Daniel Franzen
, 15 Jahre, Bitburg: "Es wäre gut, wenn wir lernen würden, uns gesund zu ernähren. Viele Kinder sind übergewichtig und deshalb wäre es ein wichtiges Thema."



Matthias Sonnen
, 13 Jahre: "Ich finde das mit dem Geld ganz gut, weil ich auch nicht so genau weiß, wie man richtig mit Geld umgehen soll. Das mit dem PC finde ich auch gut, weil die meisten, die ich kenne, zwölf Stunden am PC hängen."



Dagmar Leppin-Becker,
Lehrerin, St-Willibrord-Gymnasium, Bitburg: "Ich denke, dass viele der Ziele sehr sinnvoll sind. Das Problem besteht darin, dass Themen durch die überfachliche Organisation schnell verflachen. Es wäre besser, die Dinge an die Fächer anzubinden. An unserer Schule gibt es schon jetzt Programme, die an den Unterricht angegliedert sind, beispielsweise in Biologie und Deutsch. Außerdem entwickeln und vermarkten die Schüler in unserer Übungsfirma das Spiel "Eifeltastisch!". Geld finde ich als Thema extrem wichtig, weil man immer wieder feststellt, dass auch die Abiturienten nicht richtig wissen, wie sie mit Geld umgehen, Verträge abschließen oder Kredite aufnehmen sollen."



Rouven Apel
, Lehrer, St-Willibrord-Gymnasium, Bitburg: "Grundsätzlich ist es eine sinnvolle Geschichte. Das kann man machen, wobei es nur eine Ergänzung zum Elternhaus sein kann. Der Beitrag der Schule wäre es, die Erziehung zu fördern und zu unterstützen. Man darf die Schule aber nicht allein dafür verantwortlich machen. Es kann allerdings zwischen Schule, Eltern und Schülern gut zusammengearbeitet werden."



Sabrina Hoffmann
, 17 Jahre, Bitburg: "Viele können nicht richtig mit Geld umgehen. Es gibt einige junge Leute, die schon Schulden haben. Deshalb wäre es gut, das zu thematisieren."



Christoph Bartzen
, 19 Jahre, Bitburg: "Vielleicht sollte man es auf freiwilliger Basis als Arbeitsgemeinschaft anbieten - das fände ich sinnvoller. Die Eltern müssten entscheiden können, ob ihre Kinder das Angebot wahrnehmen sollen."



David Reinhard
, 18 Jahre, Bitburg: "Ich erachte das Modul als sehr sinnvoll, weil Punkte wie Gesundheit in der Jugend heute in den Hintergrund geraten."



Marita Nosbüsch
, 16 Jahre, Bitburg, und Jessica Hettinger, 17 Jahre, Bitburg: "Wir fänden es gut, weil wir denken, dass viele den Umgang mit Geld zu Hause nicht erlernen. Bildung ist das eine, und lebenspraktische Dinge sind das andere. Deshalb wäre es gut, den richtigen Umgang mit Geld zu erlernen und Kochkurse oder ähnliches anzubieten. Es ist wichtig, selbstständig zu werden."



Nina Reckinger
, 17 Jahre, Bitburg: "In Sachen Medien kennen wir Jugendlichen uns sehr gut aus; daher wäre das nicht notwendig. Aber den Umgang mit Geld und die richtige Ernährung zu erlernen, wäre schon sinnvoll."



Alexander Knjazev
, 19, Bitburg: "Ich finde das total überflüssig, da die Eltern die Aufgabe haben, ihre Kinder zu erziehen."

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