Finanzierungslücke bei Nahwärmenetz: Gondorfer Bürgerversorgungsgesellschaft insolvent

Gondorf/Bitburg · Obwohl bereits einige Haushalte an das Nahwärmenetz in Gondorf angeschlossen sind, gibt es für den weiteren Ausbau Finanzierungsprobleme. Die Bürgerversorgungsgesellschaft hat einen Insolvenzantrag gestellt und verhandelt mit Banken, um die Finanzierungslücke zu schließen.

 Derzeit wird in Gondorf gebaggert: Die Baufirma Köppen arbeitet an der Erneuerung der K 43. TV-Foto: C. Moeris

Derzeit wird in Gondorf gebaggert: Die Baufirma Köppen arbeitet an der Erneuerung der K 43. TV-Foto: C. Moeris

Foto: (e_bit )

Gondorf/Bitburg. Es war die anstehende Erneuerung der Kreisstraße 43, die den Gondorfer Ortsgemeinderat 2013 auf die Idee brachte, im Zuge der Straßenbauarbeiten gleich ein Nahwärmenetz mit in den Boden zu verlegen. Doch die Straßenerneuerung, die mittlerweile in vollem Gange ist und ehemals den Grund für das drei Millionen Euro teure Vorhaben lieferte, ist nach Aussage von Michael Hauer, Geschäftsführer der BGV-Verwaltungs GmbH, nun schuld daran, dass das Nahwärmeprojekt in eine finanzielle Schieflage geraten ist.

Probleme: Im Mai hat die Bürger-Versorgungsgesellschaft Gondorf beim Amtsgericht Bitburg einen Insolvenzantrag gestellt. Hauer: "Wir mussten Gläubigerschutz beantragen, da wir durch die Verzögerungen beim Straßenbau auch beim Netzausbau in Verzug gekommen sind. Uns gehen zwei Jahre verloren, in denen wir schon Energie hätten verkaufen können." Die Voraussetzung dafür ist im Wesentlichen schon geschaffen: In einer ehemaligen Scheune im Alten Weg laufen bereits drei Blockheizkraftwerke, die mit Holz befeuert werden und schon knapp 20 Haushalte und Firmen mit Wärme versorgen. Denn ein Teil des Leitungsnetzes, 1,5 Kilometer, ist schon verlegt.

Schon angeschlossen sind: das Industriegebiet Dudeldorf, die Neustraße, die Brunnenstraße, die Dudeldorfer Straße, Alter Weg und Auf Weißmauer sowie ein Abschnitt der Hauptstraße.
Da sich der Ausbau der Kreisstraße verzögert hat, steht der Anschluss der Schulstraße, der restlichen Hauptstraße und auch der Philippsheimer-, Kyll- und Weißstraße noch aus. Hauer: "Für uns heißt das: doppelte Baustellen und eine Kostensteigerung. Wir mussten jetzt zum Beispiel an einer Stelle Kabel unter der Hauptstraße durchziehen, die eigentlich im Rahmen der Straßenbauarbeiten hätten verlegt werden sollen." 1,8 Kilometer Rohrleitungen müssen noch unter die Erde gebracht werden, um alle 50 Teilnehmer ans Netz zu bringen. Da die Bürgergesellschaft die Kosten nicht stemmen kann, musste Hauer Insolvenz anmelden.

Wie groß die Finanzierungslücke ist, will der Geschäftsführer nicht verraten. Hauer: "Die Verträge mit den gewerblichen Kunden sind zudem an den Ölpreis gekoppelt, der in jüngster Vergangenheit um 70 Prozent gefallen ist. Damit hat niemand gerechnet, beschert uns aber weitere Verluste." Das Amtsgericht Bitburg prüft derzeit die finanzielle Lage des Unternehmens und hat dafür den Trierer Rechtsanwalt Jörg Wunderlich zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Wunderlich: "Ich erstelle für das Gericht ein Gutachten zur Unternehmenssituation. Derzeit kann ich dazu aber noch nichts sagen, denn ich warte noch auf angeforderte Unterlagen." Sicher festgestellt ist die Insolvenz also noch nicht.

LBM: Die Planung zur Erneuerung der K 43 in Gondorf zog sich über Jahre. Doch zu der Verzögerung, sagt Thomas Schon, Projektleiter des Landesbetriebs Mobilität Gerolstein, habe auch die Bürgergesellschaft selbst beigetragen. "Wir haben Monate auf Unterlagen des Nahwärmenetzbetreibers gewartet, die wir zur weiteren Abstimmung brauchten. Zudem waren deshalb unzählige Ortstermine notwendig."
Auch auf die Pläne zur Entwässerung von der Verbandsgemeinde Bitburger Land habe der LBM warten müssen. Schon: "Da sitzen viele im Boot, mit denen man sich abstimmen muss." Aber der Straßenausbau habe sich nicht mehr als acht Monate verzögert, sagt Schon. "Wir wollten die Baumaßnahme eigentlich im Frühjahr 2015 ausschreiben, wozu es dann erst im Dezember kam."

Hoffnung: Während der vorläufige Insolvenzverwalter prüft, ob die Bürgergesellschaft wirklich zahlungsunfähig ist, arbeiten die beiden Geschäftsführer der Verwaltungs-GmbH an einer Lösung: Hauer: "Wir verhandeln mit den Banken, der Sparkasse und der Volksbank. Die Gespräche laufen." Seiner Meinung nach werde sich innerhalb der nächsten zwei Wochen klären lassen, ob die Banken der Bürgerversorgungsgesellschaft mit weiteren Krediten aus der Klemme helfen. Mit 1,8 Millionen Euro sind die Banken bereits seit Projektbeginn beteiligt.
Denn die Gondorfer Versorgungsgesellschaft konnte von ihren 50 Gesellschaftern nur etwa 650 000 Euro Eigenkapital für die Drei-Millionen-Euro-Investition einsammeln. Weitere 600 000 Euro flossen aus öffentlichen Fördertöpfen dazu. cmoExtra

Im Dezember 2013 gründeten rund 40 Gondorfer Bürger die Versorgungsgesellschaft Gondorf mbH & Co.KG (BVG). Die Bürger sind zugleich Teilhaber und auch Abnehmer. Lokale Genossenschaften wie die Südeifel Strom e.G. und die Eifel Energiegenossenschaft traten der BVG bei und auch die rund 100 Mitarbeiter große elm-plastic aus dem benachbarten Dudeldorfer Industriegebiet schloss sich dem Wärmeverbund an. Die Gesellschaft hat keine Gewinnerzielungsabsicht. Ziel der Teilnehmer ist es aber, mindestens 20 Prozent an Heizkosten einzusparen. cmo

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