Fischsterben: Das Nachspiel hat begonnen

Luxemburg/Mainz · Die politische Aufarbeitung des Fischsterbens an der Sauer hat begonnen. Vertreter deutscher und luxemburgischer Behörden und Ministerien haben sich darauf geeinigt, in Sachen Sauer künftig enger zusammenzuarbeiten und die Kommunikationswege zu verbessern. Zudem soll ermittelt werden, wie groß der entstandene Schaden genau ist.

 Ein Kran spiegelt sich im Wasser der Sauer. Wegen Bauarbeiten am Rosporter Stauwehr wurde der Wasserpegel um zwei Meter gesenkt. Tausende Jungfische sind verendet.TV-Foto: Katharina Hammermann

Ein Kran spiegelt sich im Wasser der Sauer. Wegen Bauarbeiten am Rosporter Stauwehr wurde der Wasserpegel um zwei Meter gesenkt. Tausende Jungfische sind verendet.TV-Foto: Katharina Hammermann

Luxemburg/Mainz. Das Bild vor Ort hat sich in den vergangenen Tagen nicht mehr wesentlich verändert. Wo vor kurzem noch Angler und luxemburgische Beamte durch den Schlamm wateten, um Fische zu retten, weht nun ein rot-weißes Absperrband. Dahinter schwimmen unweit des luxemburgischen Ortes Steinheim in flachen Tümpeln nach wie vor Tausende Jungfische - die "Überlebenden" einer lokalen Ökokatastrophe an der Sauer: Nachdem die Luxemburger wegen Bauarbeiten am Rosporter Stauwehr am Montag vergangener Woche den Wasserstand des Grenzflusses um zwei Meter abgesenkt hatten, waren in zwei leerlaufenden Seitenarmen Schätzungen zufolge Zigtausende Jungfische und andere Flusslebewesen verendet. Auf deutscher Seite kam jede Hilfe zu spät.
Wie die luxemburgische Straßenbauverwaltung inzwischen eingeräumt hat, ist die zuständige Trierer Wasserbehörde gar nicht erst über die anstehende Pegelabsenkung informiert worden (siehe Extra). Das mehrere Hundert Meter lange renaturierte Hochwasserbecken fiel trocken. Die Tiere verendeten. Auf luxemburgischer Seite hingegen hatten empörte Angler eine Hilfsaktion gestartet. Nach vielen Rückschlägen - ein Bagger versank im Matsch, Beamte stellten die Wasserpumpen ab, als sie Feierabend machten, und ein provisorischer Damm brach - gelang es den Helfern schließlich, einen Teil der Fische in die Sauer schwimmen zu lassen. Die restlichen werden, anders als vom luxemburgischen Wasserwirtschaftsamt ursprünglich geplant, nun mit Hilfe von Pumpen, die frisches Wasser zuführen, in dem verbliebenen Tümpel am Leben gehalten, bis das Wasser in wenigen Tagen wieder steigt.
Unterdessen hat die politische Aufarbeitung des Fischsterbens begonnen. Am Mittwoch haben Vertreter des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums mit den zuständigen Luxemburger Ministerien und Behörden über die Ursachen und Konsequenzen gesprochen.
Das Umweltministerium fasst die Ergebnisse folgendermaßen zusammen: Nach ersten Erkenntnissen der Luxemburger sind in den beiden erst vor gut einem Jahr angelegten Seitenarmen keine besonders geschützten Arten verendet. Beide Seiten seien sich jedoch einig, dass eine "umfassende und objektive Schadensermittlung" erfolgen muss. "Es ist wichtig, dass das Ausmaß der Schäden zunächst einmal festgestellt wird, damit wir auf dieser Grundlage über nötige Schritte entscheiden können", sagt Ministerin Ulrike Höfken. Eines ist bereits beschlossene Sache: Um die Kommunikation zwischen den Luxemburger und den rheinland-pfälzischen Behörden zu verbessern, soll ein internationaler "Begleitausschuss" eingerichtet werden, in dem alle vorgesehenen Bauarbeiten am Wehr Rosport vorab besprochen und abgestimmt werden. Bauarbeiten, die ironischerweise vor allem den Sauerfischen dienen: Die Staustufe soll so verändert werden, dass sie für die Tiere künftig kein unüberwindbares Hindernis mehr ist.
Außerdem ist laut Höfken vorgesehen, die Kommunikationswege zu überprüfen und für die Zukunft verbindlich festzuschreiben. Sie begrüßte das Ergebnis des Gesprächs. Es sei Grundlage dafür, dass Ähnliches künftig verhindert werde.
Die Mitteilung der aus der Südeifel stammenden Umweltministerin endet mit einem Dank an die ehrenamtlichen Helfer der Umwelt- und Anglerverbände. Denn ohne sie wären wohl auch auf luxemburgischer Seite Zigtausende Fische verendet.
Die Aufarbeitung geht weiter: Das Luxemburger Innenministerium hat zu einem Gespräch mit deutschen und luxemburgischen Naturschutz- und Fischereiverbänden eingeladen, zu dem auch ein Vertreter von Höfkens Ministerium kommen wird.
Meinung

Aus Fehlern lernen
Wenn jemand Hunderttausende Euro investiert, um ein Stauwehr für Fische passierbar zu machen, könnte man doch denken, dass Fische ihm wichtig sind. Die Luxemburger hingegen scheinen sich recht wenig Gedanken gemacht zu haben, als sie den Pegelstand wegen der Bauarbeiten um zwei Meter absenkten. Öffentlich bedauert hat die verantwortliche Behörde das von ihr verursachte Fischsterben noch nicht. Auch bleibt der Eindruck, dass der Schaden ohne den Einsatz der Angler, den Druck der Öffentlichkeit und die Ansagen des Umweltministeriums noch viel größer ausgefallen wäre. Inzwischen haben die Luxemburger aber immerhin eingeräumt, die Lage falsch eingeschätzt und die deutsche Seite nicht informiert zu haben. Dass das alles nun aufgearbeitet wird, ist gut. Denn es wird hoffentlich verhindern, dass Ähnliches noch einmal geschieht. k.hammermann@volksfreund.de

Extra

Die luxemburgische Straßenbauverwaltung, die für die Baumaßnahmen am Stauwehr bei Rosport verantwortlich ist, hat inzwischen Stellung zu dem Fischsterben bezogen - und Fehler eingeräumt. Bei einem Planungstreffen vor Ort sei man zu dem Schluss gekommen, dass für die Fische nicht mit Problemen zu rechnen sei, wenn der Wasserpegel gesenkt wird. Allerdings habe man die Zahl der Jungfische unterschätzt und auch die Menge der Algen. Nach wie vor heißt es aus Luxemburg, dass die zuständige deutsche Wasserbehörde über alle geplanten Arbeitsschritte informiert worden sei. Auch über den Zeitpunkt der Pegelabsenkung habe man die deutsche Seite informieren wollen. Allerdings sei dies leider nicht getan worden. kah

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